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Sophies Geschwister

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Die »schönste Prinzessin ihrer Zeit«, Sophies Halbschwester Auguste Amalie (1788–1851), heiratete kurz nach der Erhebung ihres Vaters zum König auf Napoleons Befehl Eugène Beauharnais (1781–1824), seinen Adoptivsohn. Königin Karoline und Kronprinz Ludwig hatten sich vergeblich gegen diese Verbindung ausgesprochen, sie mochten die Franzosen nicht. Darüber hinaus verabscheute Karoline Napoleon persönlich, da er ihre große Jugendliebe, Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, Herzog von Enghien (1772–1804), in einem Schauprozess des Hochverrats anklagen und zum Tode verurteilen hatte lassen. Die Trauung fand am 14. Jänner 1806 in der Münchner Residenz statt. Napoleon ließ der Braut großzügige Geschenke überreichen, darunter »goldbestickte Tüllkleider, Spitzen und sehr viele Blumen«. Die erzwungene Ehe wurde sehr glücklich, ihr entsprossen acht Kinder. Nach Napoleons Sturz wurde Eugène von seinem Schwiegervater zum Herzog von Leuchtenberg und Fürsten von Eichstätt ernannt und nach seinem frühen Tod in der Münchner Michaelskirche bestattet.

Sophies andere Halbschwester, Charlotte Auguste Karoline, heiratete 1808 den Kronprinzen Wilhelm von Württemberg. Kein Haupttreffer für Charlotte. Für Wilhelm war es eine Schutzehe, um einer ebenfalls von Napoleon erzwungenen Verbindung zu entgehen. »Ihr Mann ist von eisiger Kälte. Ich begreife, dass er nicht verliebt sein kann. Warum hat er sie aber geheiratet, wenn er sich ihr nicht einmal nähern will? Er hat ihr nicht einmal die Hand gegeben, von Umarmung ganz zu schweigen«,5 berichtete Königin Karoline.


Kaiserin Karoline Auguste

Das Ehepaar lebte »auf dem zeremoniellen Fuße des äußerlichen Anstands«, die Ehe wurde also nie vollzogen. Nach Napoleons Sturz wurde die Verbindung im August 1814 »wegen Mangels an den wesentlichen Erfordernissen« für ungültig erklärt und 1816 von Papst Pius VII. annulliert. Charlotte war nun frei für einen neuen Ehebund. Die Wahl ihres Bruders Ludwig fiel auf Großherzog Ferdinand III. von Toskana (1769–1824), den Bruder des österreichischen Kaisers Franz I. (1768–1835). Dessen Staatskanzler Klemens Fürst Metternich (1773–1859) wollte die bayerische Braut allerdings für den Kaiser selbst gewinnen, dessen dritte Gemahlin Maria Ludovika (1787–1816) soeben verstorben war. Offenbar durfte Charlotte dabei mitreden, denn ihre Stiefmutter Karoline schrieb ihr: »Sie werden entscheiden, welcher der beiden Prätendenten Ihnen besser passt. Der Kaiser will absolut nichts gegen die Interessen seines Bruders tun. Sie halten Ihr Schicksal in Händen. Möge Sie Gott leiten und Sie in dem einen oder anderen Falle so glücklich machen, wie ich es wünsche.«6

Die Wahl fiel schließlich auf den österreichischen Kaiser. Die Trauung fand am 29. Oktober 1816 in der Münchener Hofkapelle statt. Kaiser Franz wurde dabei durch Charlottes Bruder Ludwig vertreten, und König Max bezeichnete diesen Tag als »den glücklichsten meines Lebens«. Es war ihm eine Genugtuung, dass die von ihrem ersten Gemahl so schwer gedemütigte Tochter nun Kaiserin von Österreich war. Am 9. November 1816 erfolgte in der Wiener Augustinerkirche die nochmalige Trauung, nun mit dem echten Bräutigam. Charlotte nannte sich als Kaiserin von Österreich Karoline Auguste. Die Ehe blieb kinderlos, wurde aber trotz des großen Altersunterschieds glücklich. Die neue Kaiserin widmete sich vor allem karitativen Tätigkeiten und galt wie ihr Ehemann als bescheiden und sympathisch.

Sophies Halbbruder Kronprinz Ludwig von Bayern (1786–1868) wurde von Kindheit an auf sein Amt als Herrscher vorbereitet, Befehl und Gehorsam wurden ihm als oberste Tugenden vermittelt. Er hegte keine Sympathie für Frankreich, das Bündnis mit Napoleon war ihm ein Dorn im Auge. Er war von Geburt an schwerhörig, was ihm laut seiner Zeitgenossen eine »schwere Sprache« bescherte. Über sein Aussehen meinte der in russischen Diensten stehende Karl Graf von Nostitz, der Ludwig beim Wiener Kongress 1814 kennenlernte: »Der Kronprinz von Bayern sieht schlecht aus, eine Gestalt ohne Ausdruck.« Im Oktober 1810 heiratete Ludwig die protestantische Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792–1854). An Therese erinnert in München noch heute die Theresienwiese, wo jedes Jahr das berühmte Oktoberfest stattfindet. Die Ehe wurde mit neun Kindern gesegnet und galt als einigermaßen glücklich, was Ludwig nicht daran hinderte, auch außereheliche Beziehungen einzugehen.

Das jüngste Kind aus der ersten Ehe Max’ war Karl Theodor Maximilian August (1795–1875). Er hatte zu seiner Stiefmutter Karoline ein sehr inniges Verhältnis, da er erst zwei Jahre alt war, als sie die Mutterrolle einnahm. Er galt als Lieblingssohn seines Vaters und war ein fröhliches, unkompliziertes Kind. Da er die nicht standesgemäße Marie Anne-Sophie Petin (1792–1838, Freiin von Bayrstorff) heiratete, musste er für sich und seine beiden Töchter auf die Thronrechte verzichten. Die ihm 1831 angebotene Krone Griechenlands lehnte er ab.

Die erste von Karolines Töchtern, Elisabeth Ludovika (1801–1873), genannt Elise, vermählte sich mit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1794–1861), eine ausgesprochene Liebesheirat. Sie durfte ihren katholischen Glauben mit Garantie zur eingeschränkten Ausübung ihrer Religion behalten, sagte jedoch eine spätere Konvertierung zu, sofern diese aus eigener innerer Überzeugung erfolgte. 1830 trat sie zum protestantischen Glauben über.

Ihre Zwillingsschwester Amalie Auguste (1801–1877) heiratete 1822 den Prinzen Johann von Sachsen (1801–1873), den sie in München kennengelernt hatte, als er dort auf der Rückfahrt von einer Italienreise Halt gemacht hatte. Als sie zur Hochzeit nach Sachsen reiste, wurde sie von Johann in Chemnitz empfangen: »Meine Braut war in einem roten mit Pelz verbrämten Überkleid gekleidet und ich erhielt bei meinem Eintritt in den Wagen den ersten Kuss.«7 Johann gelangte später durch den Tod seines älteren, kinderlosen Bruders Friedrich August II. (1797–1854) auf den Thron. Sein eigentliches Interesse galt der Literatur, unter dem Namen Philalethes übersetzte er unter anderem Dantes Göttliche Komödie. Auch diese Ehe wurde glücklich, das Paar hatte neun Kinder.

Sophies Zwillingsschwester Maria Anna Leopoldine (1805–1877) war die Gattin des eben erwähnten Königs Friedrich August II. von Sachsen. Er war ein freundlicher und intelligenter Mann, die Politik interessierte ihn allerdings ebenso wenig wie das Militär. Er setzte nach der Revolution von 1848/49 unter anderem Reformen im Justizwesen durch, befreite die Bauern vom Frondienst und hob die Zensur auf. 1849 nahm er jedoch einige seiner Reformen wieder zurück und erteilte bei einem weiteren Aufstand in Dresden im Mai 1849 sogar den Schießbefehl. Sein Tod war die Folge eines Unfalls: Bei einer Reise in Tirol verunglückte sein Pferdewagen in Karrösten (Oberinntal). Er starb im Gasthof Neuner, der noch bis heute in Betrieb ist, nachdem er aus dem Wagen gestürzt war und von einem Pferd einen Tritt gegen den Kopf erhalten hatte.

Prinzessin Ludovika Wilhelmine (1808–1892), von der Familie meist Luise gerufen, wurde als einzige der Schwestern nicht glücklich. Trotz der Bedenken ihrer Mutter vermählte man sie mit Herzog Maximilian in Bayern (1808–1888), der viele so gar nicht standesgemäße Interessen hatte: Zitherspiel, Zirkus und Schauspielerei. Das Verhältnis zwischen den Eheleuten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, war denn auch von Anfang an gespannt. Ludovika sagte noch in hohem Alter, dass »wir beide uns nicht haben heiraten wollen«. Die Familie wohnte im Winter in München, im Sommer auf Schloss Possenhofen am Starnberger See. Das Paar sah sich so selten wie möglich. Dennoch wurden zehn Kinder geboren, darunter die spätere Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich.


Sophie (vorne) mit ihren Schwestern Marie und Ludovika

Sophies jüngste Schwester, Maximiliane Josepha Karoline (1810–1821), von der Familie zärtlich Ni oder Nini genannt, wurde von allen geliebt, vor allem von ihrer Mutter: »Sie war das liebste Kind meines Herzens.«8 Als Karoline nach langer Abwesenheit endlich ihre Rückkehr vom Wiener Kongress nach München ankündigte, schrieb ihr Sophie am 24. Jänner 1815: »Die Nini hat eine unbeschreibliche Freude, als man ihr sagte, dass die Mama bald wieder käme, sie hüpfte im Zimmer herum wie ein Hirschchen und war vor Vergnügen außer sich. Als neulich die Rotberg9 zu ihr sagte: ›Ich habe Ihre Maman auch sehr lieb‹, da antwortete ihr die Nini: ›Oh nein! Du darfst die Mama nur ein klein bisschen lieb haben, denn ich habe die Mama recht groß lieb, so groß wie Du!‹ Gestern, als wir bei ihr waren, lief sie im Zimmer herum und hatte papierene Flügel auf den Rücken gebunden. Die Rotberg fragte sie, was sie denn da mache? Sie antwortete ihr: ›Ich bin nach Wien geflogen und die Mama schickt Dir einen Kuss!‹ Wir lachten abermals darüber und die Nini mit uns.« Nini starb früh an Schleimfieber, also vermutlich an Typhus.

Erzherzogin Sophie

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