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Severin und Odoaker

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Als die römischen Truppen Ufernorikum verlassen hatten, verfiel auch die römische Verwaltung. Die romanische Bevölkerung zog sich zum Schutze vor feindlichen Angriffen in die ehemaligen Legionslager zurück, aus denen befestigte Siedlungen wurden. Im Gebirge verlegte man die Ortschaften von den Tälern weiter hinauf in leichter zu verteidigendes Gelände und errichtete Fliehburgen. Der Hunnenkönig Attila († 453) gründete sein kurzlebiges Großreich und konnte das Völkergemisch an der Donau mit starker Hand zusammenhalten, nach seinem Tod machten sich die einzelnen Stämme selbstständig und versuchten, günstiges Siedlungsland zu erobern oder auf Raubzügen leichte Beute zu machen. Aus dieser Zeit existiert eine interessante Quelle, die einen Einblick in die sozialen, politischen und religiösen Verhältnisse liefert: die »Vita Sancti Severini«, die Lebensbeschreibung des heiligen Severin, die von Eugippius, einem Schüler Severins, einige Jahrzehnte nach dessen Tod verfasst wurde.


Blick auf Mautern, das römische Favianis und Wirkstätte Severins

Es war der katholische Klerus, der nach dem Zusammenbruch der römischen Behördenstruktur bei den Romanen die nötigen Verwaltungsaufgaben übernahm, und so dürfte auch Severins Wirken weniger in der Seelsorge als in der Verwaltung und der Koexistenz mit den Arianern zu suchen sein. Nach einem kurzen Aufenthalt in Asturis (Klosterneuburg) und in Comagena (Tulln) wurde Favianis (Mautern) mit dem von ihm gegründeten Kloster zum Zentrum seiner Tätigkeit. Die Stadt lag im Einflussbereich der arianischen Rugier, zu deren Königshaus er ausgezeichnete Verbindungen hatte. Er kümmerte sich um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, organisierte Lebensmittel- und Kleiderlieferungen und kaufte von den Alemannen Verschleppte frei. Zur Beschaffung der notwendigen Mittel hob er einen Zehent ein. Dem jungen Odoaker, der an Attilas Hof aufgewachsen war, prophezeite er bei dessen Besuch die künftige Herrschaft. Severin kümmerte sich aber auch um das religiöse Leben der Romanen, tröstete und beruhigte sie. Er evakuierte die Städte an der oberen Donau und brachte ihre romanischen Bewohner in den rugischen Einflussbereich. Obwohl selbst von vornehmer Abkunft, führte er ein asketisches Leben und lehnte bis zu seinem im Jahre 482 in Favianis erfolgten Tod alle geistlichen Würden ab. Als die Romanen von Odoaker nach dessen Sieg über die Rugier im Jahre 488 zum Abzug gezwungen wurden, nahmen die Mönche des Klosters seine sterblichen Überreste mit, zuerst vielleicht nach Wien-Heiligenstadt, wo man unter der Jakobskirche sein Grab zeigt, und schließlich nach Neapel, dem Wohnsitz des abgesetzten letzten weströmischen Kaisers. Heute ruhen die Gebeine in der Kirche von Frattamaggiore.

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