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Die Slawenmission

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Die Awaren hatten zu der Zeit allerdings den Höhepunkt ihrer Macht bereits überschritten. Schon 623 war es dem fränkischen Kaufmann Samo gelungen, die von den Awaren unterdrückten Slawen in einem großen slawischen Reich mit einem Zentrum an der unteren March zu einen, nach seinem Tod 658 zerfiel jedoch sein Reich. Die noch heidnischen Slawen unterdrückten die vorhandene Bevölkerung in religiöser Hinsicht nicht. Sie versuchten sich immer mehr von der awarischen Oberhoheit zu befreien. So bat der Karantanenherzog Borouth 749 Herzog Odilo um Hilfe gegen die Awaren und anerkannte die bayerische Schutzhoheit.

Bischof Virgil von Salzburg nahm daraufhin die Christianisierung der karantanischen Slawen von Salzburg aus in Angriff, der ihm unterstellte Chorbischof Modestus errichtete unter anderem in Maria Saal eine Kirche (geweiht 767). Ihm folgten andere Chorbischöfe, die in den nächsten 150 Jahren durch unausrottbare heidnische Gebräuche mancher Slawen etliche Rückschläge hinnehmen mussten. Um die Christianisierung zu erleichtern, führte Salzburg in der Steiermark und in Kärnten einen eigenen Slawenzehent ein, der niedriger gehalten war als der normale kanonische Zehent. Recht auffällig ist in dem Gebiet die Häufung der dem heiligen Veit geweihten Kirchen, geschah dies, weil sein Name dem des slawischen Gottes Swiatowit ähnelte? Dieser war der oberste Kriegsgott der alten Slawen gewesen. Das war auch der Grund, weshalb die Serben, bei denen er Svantovit bzw. Sveti Vid (= der heilige Herrscher, Sieger) genannt wurde, ausgerechnet den St.-Veits-Tag (Vidovdan) im Jahre 1389 wählten, um mit den Osmanen die Entscheidungsschlacht auf dem Amselfeld auszutragen.

Millstatt hat seinen Namen und sein Wappen der Legende nach den mille statuae, heidnischen Götterstatuen, zu verdanken. Der vierte christliche Karantanenherzog Domitian warf diese angeblich um 900 in den See, als er das heidnische Heiligtum in eine christliche Kirche umwandelte. Er wurde bald als Heiliger verehrt, seine letzte Ruhestätte in der romanischen Stiftskirche von Millstatt wurde zu einem viel besuchten Ziel. Auf einer Plattform im See vor dem Schillerpark steht heute eine 4,20 m hohe Plastik des italienischen Bildhauers Giorgio Igne, die den Statuen schleudernden Herzog darstellt.

Salzburg erhielt mit Arno einen Gelehrten aus Karls engstem Kreis als neuen Herrn. Auf Karls ausdrücklichen Befehl verlieh ihm Papst Leo III. 798 das Pallium und bestellte ihn zum Erzbischof über die bajuvarische Provinz. Die bayerischen Bistümer Passau, Freising, Regensburg, Säben und das bald wieder aufgehobene Neuburg waren nun also nicht mehr wie unter Bonifatius Mainz, sondern Salzburg unterstellt, wo man die verpönten iroschottischen Bräuche längst aufgegeben hatte. Salzburgs Missionstätigkeit in Kärnten führte sofort zu Streitigkeiten mit den Patriarchen von Aquileia, die Kärnten von alters her als ihr eigenes Gebiet betrachteten. Karl bestimmte 811 die Drau als Diözesangrenze. Nicht ganz so klar geregelt waren aber die Diözesangrenzen zwischen Passau und Salzburg. Wiens älteste Kirchen wurden wohl von Salzburger Missionaren gegründet (Ruprecht, Peter und Virgil sind Salzburger Kirchenpatrone), die Stadt gehörte aber zur Diözese Passau (Stephan und Valentin sind Passauer Kirchenpatrone).


Millstätter See, Statue des Herzogs Domitian

Zur Zeit von Arnos Nachfolger Adalram bildeten sich im Osten zwei Slawenreiche unter fränkischer Oberherrschaft, das Reich des Moimir (Theben) und das des Priwina (Neutra). Priwina wurde von Moimir vertrieben, ließ sich in Traismauer taufen und erhielt von König Ludwig dem Deutschen8 (806–876) ein Gebiet westlich vom Plattensee als Herrschaftsbereich (Mosaburg/Zalavár). Archäologische Befunde lassen vermuten, dass Mosaburg im 9. Jahrhundert der Sitz der östlichsten Grafschaft des Karolingerreiches war. Dort residierte Erzbischof Liupram von Salzburg um 860 einige Jahre lang und ließ eine dreitürige Prozessionskirche mit einem Grabgewölbe bauen, in welcher der mumifizierte Körper des Märtyrers Hadrianus beigesetzt wurde. Die Reste des hölzernen, einstöckigen Palastkomplexes südlich der Kirche wurden vor kurzem freigelegt9. Die Salzburger Erzbischöfe scheuten die Mühen weiter Reisen nicht!

Karls Enkel Ludwig der Deutsche (806–876) vertrieb im Jahre 850 den Moimir und machte dessen Neffen Rastislav zum Herzog. Statt aber nun dankbar mit den deutschen und italienischen Missionaren zufrieden zu sein, die sich nicht in der Volkssprache unterhalten konnten und lateinische Messen lasen, wandte sich der neue Herzog mit der Bitte um griechische Missionare an den byzantinischen Hof. Kaiser Michael III. (839–867), der schon die Bulgaren zum Christentum bekehrt hatte, schickte mit Freuden die beiden Mönche Methodius und Konstantin (Cyrill) nach Mähren. Sie konnten sich mit den Slawen unterhalten, hielten die Liturgie in der Volkssprache, erfanden slawische Schriftzeichen, das Glagolytische Alphabet, und übersetzten die Evangelien und die Psalmen. In den Augen der katholischen Kirche war das alles ganz unerhört, die beiden Mönche wurden daher nach Rom zitiert. Zu allem Überfluss bat nun auch Priwinas Sohn Kocel von Unterpannonien, den Methodius mit der Mission in seinem Reich zu beauftragen und ihn zum Metropoliten von Syrmium zu ernennen. Papst Hadrian II. entschied zum größten Entsetzen der Deutschen und wohl aus Angst, die Slawen ins Schisma zu treiben, zu deren Gunsten. Methodius wurde aber heftig angefeindet, nach dem Tode Kocels blieben auch weitere Bekehrungserfolge aus. Nach seinem Tod im Jahre 885 wurde die slawische Liturgie daher wieder aufgegeben und schließlich von Rom verworfen, und die Germanisierung der Slawen konnte weitergehen. Doch kaum hatten sich die Slawen mit dem Christentum angefreundet, kaum waren die Awaren befriedet, da erlebte das Reich (und damit das Christentum) durch die Normannen im Westen und den Ungarnvorstoß im Osten einen heftigen Rückschlag.

Die Wiener Peterskirche steht vermutlich über dem Tempel der kapitolinischen Trias. Der Legende nach wurde sie von Karl dem Großen gegründet

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