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Iroschottische und angelsächsische Mission

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Die römische Provinz Britannien war bereits im 4. Jahrhundert christlich geworden. Durch den Abzug der römischen Truppen und die Eroberungszüge der Angelsachsen waren die keltischen Briten ins Gebirge gedrängt und ebenso wie die um 400 von Britannien aus christianisierten Iren von Rom isoliert worden. In den Rückzugsgebieten der keltischen Bevölkerung gab es somit eine romfreie iroschottische Kirche. Sie war um die Klöster organisiert, jeder Abt leitete die Geschicke seines Sprengels. Ihm unterstand ein Mönchsbischof, der die Weihen und Segnungen vollzog. Die Lebensweise der Mönche war streng. Aus Gründen der Askese (peregrinatio christiana) zogen sie in die Fremde und wurden dort zu Missionaren. Einer von ihnen, Kolumban der Jüngere, kam um das Jahr 590 mit zwölf anderen Mönchen über England und die Bretagne nach Burgund und gründete sein erstes Kloster. Wegen seiner Sittenstrenge und seines Freimuts, aber auch wegen der iroschottischen Eigenarten (anderer Ostertermin, andere Regeln) wurde er vertrieben und wirkte danach am Zürich- und am Bodensee, in Bregenz gründete er ein Kloster und eine Kirche. Zwei Jahre später musste er nach Italien weiterziehen. Sein Schüler Eustasius wirkte in Lorch, kehrte aber bald nach Irland zurück. Gallus († 645) vollendete die Missionierung der Alemannen im Bodenseeraum und teilte das heutige Vorarlberg auf die Bistümer Chur und Konstanz auf. Virgil (700–784) wurde Bischof von Salzburg. Nach Tirol mussten diese Mönche nicht kommen, denn dort war das Christentum nie ganz untergegangen. Das Land war im 4. Jahrhundert von Trient aus weitgehend christianisiert worden, ein wichtiges Zentrum war Sabiona (Säben), das vermutlich die Gemeinden um Innsbruck beeinflusste.


Klausen (Chiusa) mit dem Säben, der älteste Bischofssitz Tirols

Um Bayern zu christianisieren, zog Herzog Theodo I. aus der von den Franken eingesetzten Dynastie der Agilolfinger Missionare aus dem fränkischen Reich heran: Der Wanderprediger Emmeran aus dem südwestlichen Gallien wirkte in Regensburg, kam aber ausgerechnet als vermeintlicher Verführer der Herzogstochter Uta durch deren Bruder ums Leben. Corbinian stammte aus dem gallofränkischen Seinegebiet, und der heilige Rupert (auch Hruodpert, Ruodbert, Ruprecht, Robert, = der Ruhmglänzende) soll sogar »aus dem Geschlechte der fränkischen Könige« gewesen sein. Er war »zur Zeit, als König Childebert III. in Austrasien herrschte, Bischof zu Worms, wo er von dem fränkischen Statthalter Berengar, einem gar eifrigen Anhänger des Arianismus, große Verfolgungen auszustehen hatte. Sein musterhafter Lebenswandel, welchen besonders Keuschheit, Mäßigkeit und Liebe gegen die Armen auszeichnete, verschaffte ihm den Ruf der Heiligkeit. Als nun der damals in Bayern regierende Herzog Theodo von dem großen Bekehrungseifer dieses Mannes erfuhr, schickte er Gesandte zu ihm und lud ihn ein, nach Bayern zu kommen. Im Jahre 696, nach andern im Jahr 582, reiste nun der Hl. Rupert nach Bayern, unterrichtete in Regensburg den Herzog in der christlichen Religion und taufte ihn daselbst in dem großen Turme auf dem Kornmarkte, wo er Hof hielt. Diesem Beispiele folgten bald viele andere aus dem Adel und dem Volke nach.« 6

Rupert erneuerte im Jahr seiner Ankunft 693 das älteste Kloster Österreichs, St. Peter, das eine iroschottische Mönchsgemeinschaft beherbergte, und trug dadurch ganz wesentlich zur Entstehung der Stadt Salzburg auf den Ruinen des römischen Juvavum bei, weshalb er oft als Gründer der Stadt bezeichnet wird. Auf dem Nonnberg, wo vermutlich auch sein Bischofssitz lag, gründete er die älteste deutsche Benediktinerinnenabtei und machte seine Nichte Erentrudis zur ersten Äbtissin. Der Bayernherzog schenkte ihm zur finanziellen Unterstützung die reichen Salzquellen von Reichenhall, dieser Tatsache verdankt die Stadt Salzburg ihren Namen. Neben seiner Tätigkeit als Klosterbischof arbeitete Rupert seinem Auftrag gemäß als Missionar. Unter anderem gründete er Seekirchen am Wallersee und die Maximilianszelle bei Bischofshofen. Der heilige Pirmin, der die Alemannen missionierte und das Kloster Reichenau gründete, war Ruperts Zeitgenosse. Rupert starb am 27. März 718 in Salzburg und wurde bald als Heiliger verehrt. Sein Nachfolger Bischof Virgil ließ ihm an der Stelle des heutigen Doms eine eindrucksvolle Kirche erbauen, die im Jahre 774 geweiht wurde.

Es war der rührige Papst Gregor I., der in England für die Missionierung der Angelsachsen sorgte. Anlässlich der Heirat einer fränkischen Königstochter mit dem heidnischen König von Kent schickte er den Benediktiner Abt Augustin mit vierzig Mönchen dorthin. Sie sollten die heidnischen Tempel zu christlichen Kirchen machen und die heidnischen Bräuche beibehalten, aber mit christlichem Wesen und Verständnis erfüllen. So wurde Canterbury zum ersten christlichen Zentrum. Überall dort, wo die angelsächsischen Geistlichen an die Stelle der Iroschotten traten, schlossen sie deren Gemeinden unter Bischöfen organisatorisch neu zusammen und unterstellten sie Rom. Hundert Jahre nach ihrer Bekehrung begannen die Angelsachsen selbst Mission zu treiben: Wynfrith (672–754), der von Papst Gregor II. im Jahre 719 den Namen Bonifatius und seinen Missionsauftrag erhielt, war ein Mann von beeindruckender Körpergröße. Gemäß seines dem Papst geleisteten Gehorsamseides unterwarf er sein Missiongebiet der päpstlichen Jurisdiktion. Er organisierte die bayerisch-alemannische Kirche und reformierte die fränkische Kirche, gründete die Bistümer von Regensburg (739), Passau (739), Salzburg (739), Freising (739), Büraburg bei Fritzlar (741), Würzburg (741), Eichstätt (741) und Erfurt (742) und weihte deren Bischöfe. Er selbst erhielt das Bistum Mainz als Sitz. Bekannt ist sein hartes Vorgehen gegen die Iroschotten. Er bezweifelte selbst Bischof Virgils Rechtgläubigkeit und erhob Klage gegen ihn in Rom.

Die Agilolfinger verloren ihr Land unter Tassilo III. (741–796), dem Stifter des Klosters Kremsmünster (777). Er hatte verzweifelt versucht, seine Eigenständigkeit gegenüber den Franken zu wahren, und war dazu ein Bündnis mit den Langobarden, den Griechen und sogar mit den Awaren eingegangen. Im Jahr 788 wurde er in der Ingelheimer Pfalz daher wegen »hereslisz«7 zum Tod verurteilt, dann begnadigt und ins Kloster verbannt. Im Jahre 794 musste er für sich und seine Nachkommen auf Bayern verzichten, und Karl überwachte persönlich die Einverleibung des Herzogtums seines unglücklichen Neffen in das Fränkische Reich. Als Tassilos Verbündete, die Awaren, in Bayern einfielen, wurden sie von Karls Sohn Pippin besiegt und nach Ostösterreich zurückgedrängt, wo sie getauft und sesshaft gemacht wurden. Bis 828 bestand zwischen Steinamanger und Carnuntum ein von den Karolingern eingerichtetes und von ihnen abhängiges Fürstentum der Awaren unter getauften Khaganen. Die Christianisierung unseres Landes war also eng mit der Ausbreitung des fränkischen Machtbereichs verbunden. Dem Kriegsmann folgte überall der Missionar.

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