Читать книгу Jonas bleibt - Arja Lobsiger - Страница 7

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Alice klammerte sich an das Geländer des Balkons. Die weisse Farbe blätterte ab. Der grüne Anstrich, den ihr Vater vor Jahren gemacht hatte, blitzte an einigen Stellen hervor. In den vergangenen Jahren waren die sechs Quadratmeter des Balkons Alice’ Welt ausserhalb des Zimmers gewesen. Eine Welt, die sie nur selten betreten hatte, um in den Garten zu schauen. Wenn sie den Schritt auf den kalten Betonboden gewagt hatte, verspürte sie den Drang, auf den Zehenspitzen auf- und abzuwippen. Und die Luft, in die sie eintauchte, war ihr entweder zu kalt oder zu heiss und sie konnte kaum atmen. War es zu spät, um ins Zimmer zurückzukehren, begann sie in Panik zu schreien. Ihre Hände und Beine verkrampften sich, und sie bog sich unkontrolliert nach hinten. Nur wenn es regnete, stand sie ganz still. Oft hatte sie die Augen geschlossen, und hörte dem Rauschen zu. Alice konnte sich wegdenken. Einweben in den Regen, nannte sie dies. Denn das Rauschen, so stellte sie sich vor, klang überall auf der Welt gleich.

Die schweren violetten Vorhänge in Alice’ Zimmer waren meist zugezogen gewesen. Jonas hatte stets wiederholt, sie könne das Licht nicht ertragen, ungesund sei es für sie. Bis sie es irgendwann selber glaubte, wie so vieles, was er ihr über sie erzählt hatte. Aufgesogen hatte sie seine Sätze, seine Ratschläge, seine Geschichten. Es war, als würde sie in einem Körper wohnen, der nicht ihr gehörte.

Den Spiegel in ihrem Zimmer hatte sie irgendwann abgehängt, umgedreht und an die Wand gelehnt. Denn noch fremder kam sie sich vor, wenn sie sich anschauen musste.

Erst vor ein paar Wochen hatte sie gewagt, sich wieder im Spiegel zu betrachten. Sie hatte einen guten Tag gehabt, wie Jonas jeweils zu ihr sagte. Was er damit meinte, war, dass er hoffte, selbst einen guten Tag zu haben. Alice war in der Stadt spazieren gegangen. In einem Schaufenster hatte sie ihr Spiegelbild gesehen.

Jonas bleibt

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