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EINE FRAU FÜR ISAAK

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Nach Saras Tod will sich Abraham um die letzte Baustelle seines Lebens kümmern. Isaak braucht eine Frau (Genesis 24). Aus der Verwandtschaft soll sie sein. Ein kleines Problem – die Verwandtschaft lebt im Ausland, in Aram-Naharajim. Wo das liegt? Aram war das gesamte Gebiet der aramäischen Stämme, heute in Syrien und der Südtürkei. Weil es groß war, wurden Teilgebiete unterschieden, z. B. Aram-Damaskus rund um Damaskus. Naharajim bedeutet »zwei Flüsse«, gemeint sind der Euphrat und der Tigris. Haran, langjähriger Wohnort Abrahams vor Kanaan, liegt inmitten dieser Region. Abraham beauftragt einen Knecht, der die Strecke zurücklegt. Wir begleiten ihn natürlich.

Ohne Pausentage braucht man mit einem Kamel 33 Tage pro Weg. Zum Glück hat er ein Kamel dabei. Zehn Stück, genauer gesagt. Auch wenn er vielleicht keine Pausentage braucht, die Kamele brauchen sie. 5−6 Wochen ist er wohl unterwegs. Falls du schon mal in den Genuss gekommen bist, ein Kamel durch die Wüste zu führen, weißt du, dass das nicht nur einfach ist. Zehn Kamele sind schon eine Nummer. Und sie sind mit allerlei Gut (Genesis 24,10) beladen, müssen also auch noch gegen Raubüberfälle verteidigt werden. Heute wird ein Kamel in Israel für zwischen 6 000 und 16 000 NIS verkauft. Im Durchschnitt sind das umgerechnet 3 000 € pro Kamel. Abraham schickt eine Karawane im Wert von 30 000 € zur Verwandtschaft. Das macht Eindruck.

Wenn wir schon über Kamele sprechen – in jeder Reisegruppe beginnt eine Grundsatzdiskussion, sobald Kamele in der Wüste zu sehen sind: Kamel oder Dromedar. Das habe ich mehrere Hundert Male im Bus mitbekommen. Spätestens sobald man auf Kamele steigt, kommt dann auch der Begriff »Trampeltier« ins Gespräch. Zoologisch gesehen sind sowohl die einhöckrigen als auch die zweihöckrigen Wüstentiere Kamele. Sie sind einfach zwei Arten von derselben Gattung. Wir in Israel und in den umliegenden arabischen Ländern nennen alles nur Gamal (auf Hebräisch und im Beduinendialekt) und Dschamal (auf Hocharabisch). Die Höcker zählen wir nicht, unsere Kamele haben eh nur einen. Die anderen leben in China und der Mongolei. Wenn man einem Beduinen erzählt, es gebe Kamele mit zwei Höckern, bekommt er gleich noch tiefere Stirnfalten und fragt: »Wo?« Über die Frage, welche Kamele zur Zeit der biblischen Erzväter in der Region genutzt wurden, streiten die Forscher noch.

Angekommen in (vermutlich) Haran, weiß Abrahams Knecht, wo er junge Frauen antreffen kann. Bis heute sind Frauen in der orientalischen Kultur kaum unbegleitet unterwegs. Junge Männer wird man in Scharen finden, Gruppen junger Frauen eher nicht. Frauen bleiben meist zu Hause und selbst dort waren sie bis vor zwei Generationen durch Holz- oder Steingitter an Fenstern und am Balkon fast unsichtbar. Wasserholen war aber Frauenarbeit und in manchen Teilen Afrikas ist es das heute noch. Zum Brunnen gehen Frauen auch allein.

So trifft der Knecht Rebekka am Brunnen. Sie bietet dem fremden Mann Wasser an. Das wäre für jede Frau angebracht gewesen. Aber sie bietet zusätzlich an, auch für seine Kamele Wasser zu schöpfen. Ein Kamel trinkt gut 100 l am Stück, große und durstige Kamele 150 l. Wenn jedes der zehn Kamele durchschnittlich 125 l trinkt, muss sie 1 250 l schöpfen – gut 100 Eimer voll. Das Mädchen ist nicht nur vorbildlich erzogen, es ist auch kerngesund. Die Bibel beschreibt sie als »hübsche« Frau.

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