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JAKOB ZURÜCK IM LAND

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Laban und Jakob klären die Sache in Mahanajim, dt. »zwei Lager«. Mahanajim wird häufig mit dem westlicheren der beiden Tels Tulul a-Dhahab identifiziert, 12 km östlich vom Jordan gegenüber von Sichem, direkt in der Jabbokschlucht. Kein Wunder, dass Jakob hier vorbeizieht. Hier führte ein Hauptweg von der Königsstraße nach Samarien. Die Gegend ist malerisch schön. Der Fluss Jabbok, für europäische Verhältnisse ein Bach, sieht hier so kurvig aus, als würde er direkt einer Kinderzeichnung entspringen. Der zweite Hügel wird mit dem Ort identifiziert, an dem Jakob anschließend mit Gott gekämpft hat, Pnuel. Hier bekam Jakob seinen neuen Namen, Israel (Genesis 32,29). Am Kapitelanfang haben wir uns gefragt, welche sichtbaren Spuren Nomaden hinterlassen. In Pnuel wurden Holzkohlen aus der Erzväterzeit gefunden. Ist das nicht faszinierend?

Bei Pnuel versöhnen sich Esau und Jakob nach 20 Jahren Funkstille. Jakob darf seine Heimat wieder betreten. Er lagert vor der Jordanfurt und baut Hütten, weshalb der Ort Sukkot genannt wird (Genesis 33,17). Sukkot bedeutet »Laubhütten«. Diese konnten einfach aufgebaut und genauso schnell wieder abgebaut werden. Noch heute wird im Herbst das jüdische Laubhüttenfest »Sukkot« gefeiert.

Sukkot und Pnuel waren Nachbarorte. Das bestätigt ein Vers aus einer 400 Jahre späteren Geschichte (Richter 8,17). 8 km von Pnuel am Jabbok entlang kommt man nach Deir Alla’, das mit Sukkot identifiziert wird. Die Identifizierung bestätigt der Talmud mit einer Diskussion aus dem 2. Jh.: »… und Sukkot-Tarala …« (Bab. Talmud Shebiith 9,2). Aus dem hebräisch-aramäischen Tarala wurde im Arabischen Deir Alla’.

Wie einst sein Großvater geht auch Jakob die Sonnenuntergangsstraße vom Jordan hinauf nach Sichem und baut einen Altar. Im Gegensatz zu Abraham kauft Jakob ein Grundstück und bleibt dort wohnen. Der Verkäufer ist Sichems Herrscher Chamor, was »Esel« bedeutet (damals war diese Bezeichnung wohl keine Beleidigung). Das Feld kostet Jakob 100 Ksita, was wahrscheinlich »Schafe« bedeutet. Nach heutigen israelischen Preisen wären das umgerechnet 30 000 bis 35 000 €.

Die Grundstücksgröße kennen wir nicht, aber die Lage schon, und zwar ziemlich genau bis heute. Östlich von Sichems Tel liegt ein fruchtbares Tal, das ungefähr 3 km lang ist. Unterhalb des ausgegrabenen Stadttores befindet sich am Talbeginn Josephs Grab. Hier halten wir kurz inne und werfen einen Blick in die Zukunft. Josef ist gerade sechs Jahre alt, aber wir müssen zu seinem Begräbnis springen, um die Bedeutung dieses Ortes zu verstehen. In der Bibel wird berichtet, dass Josef im Feld seines Vaters begraben wurde (Josua 24,32). Josefs Grab wird hier schon lange verehrt. Der älteste bekannte Bericht einer Pilgerreise ins Heilige Land stammt aus dem Jahr 333 n. Chr. Dort beschreibt ein Reisender aus Bordeaux den Ort »Sechim [Sichem]. Dort ist ein Monumentum gelegen, wo Joseph beigesetzt ist auf dem Gut, das ihm sein Vater gegeben hat.« 4 Kirchenvater Eusebius beschreibt »Sychem […] Jakobs Stadt, die heute zerstört ist, und man zeigt den Ort am Rande von Neapolis, dort ist auch Josefs Grab zu sehen« 5. Sichem hieß im 4. Jahrhundert »Neapolis«. Der arabische Stadtname »Nablus« ist die Anpassung von »Neapolis« ins Arabische.

Jakobs Tage in Sichem werden spannender, als er es sich vorgestellt hat. Nach einem gewaltsamen Streit mit Sichems Bevölkerung (Genesis 34) macht er sich wieder auf den Weg. Und wieder folgt er den Spuren seines Großvaters und geht nach Bethel. Hier hat er vor über 20 Jahren seinen berühmten Traum gehabt. Jetzt stirbt hier Debora, Rebekkas Amme. Sie wird unter einer Eiche begraben. Auf Bethels Anhöhe wächst auch heute eine majestätische Eiche. Diese Aleppo-Eiche ist »nur« rund 1 000 Jahre alt, gibt aber eine Vorstellung, wie markant ein solcher »Punkt« in der Landschaft sein kann, eine sichtbare Koordinate. Hier in Bethel wiederholt Gott sein Versprechen, das Land Jakobs Nachkommen zu geben (Genesis 35,12).

Die Familie zieht weiter nach Süden. Rahel hat lange auf ihre erste Schwangerschaft gewartet. Jetzt ist sie zum zweiten Mal schwanger. Südlich von Bethel bringt sie Benjamin zur Welt. Er ist der letzte von 12 Söhnen, die später für die 12 Stämme Israels stehen werden. Die Geburt wird sie bekanntlich nicht überleben. Jakob begräbt seine geliebte Frau und richtet über ihrem Grab einen Gedenkstein auf (Genesis 35,20). Das sogenannte »Grab Rahels« liegt im Norden Bethlehems, fast in Jerusalem. Das Gebäude stammt aus dem 17. Jh. n. Chr., aber aus dem Neuen Testament lernen wir, dass man schon zur Zeit Jesu Rahel mit Bethlehem in Verbindung brachte. Vermutlich gedachte man ihrer schon damals an einer Grabstätte in Bethlehem. Sonst hätte Matthäus im Kindermord zu Bethlehem nicht die Erfüllung der Prophetie Jeremias über Rahels Weinen (Jeremia 31,15) gesehen (Matthäus 2,17-18). Eine genaue Betrachtung der Ortsangaben an mehreren Bibelstellen »verschiebt« Rahels Grab aber weiter nach Norden. Rahel starb »am Weg nach Efrata, das ist Bethlehem« (Genesis 35,19). Der »Weg« sind 30 km der Bergstraße zwischen Bethel und Bethlehem. Laut Jeremia sollten wir bei Rama suchen (Jeremia 31,15), heute das palästinensische A-Ram in Jerusalems Norden. Unterhalb des Ortes befinden sich Überreste eines Monumentengrabes aus dem Zeitalter der Erzväter, Kubur Bane Israil auf Arabisch, dt. »Gräber der Söhne Israels«. Der Prophet Samuel kannte das »Grab Rahels, an der Grenze von Benjamin« (1. Samuel 10,2). Der hebräische Ausdruck »an der Grenze« bedeutet »innerhalb«. Bethlehem liegt im Stammesgebiet Juda, Rama und das Monumentengrab liegen im Stammesgebiet Benjamin. Benjamin ist Jakobs einziger Sohn, der im Land geboren ist. Wie symbolisch: Benjamins Nachkommen werden seinen Geburtsort erben.

Zum traditionellen Grab Rahels in Bethlehem kommen Massen frommer Juden. Viele von ihnen nehmen eine weite Anreise in Kauf und wollen dort beten, oft wegen eines Lebenspartner- oder Kinderwunsches. Ihre Biografie macht Rahel zum Inbegriff einer auf einen Lebenspartner und auf ein Kind wartenden Frau. Die jüdische Tradition nimmt an, dass Rahel am 11. Cheschvan (Oktober/November) starb. An diesem Tag findet jährlich ein Fest an »Rahels Grab« in Bethlehem mit 100 000 Besuchern statt. Rahels Spuren prägen das Leben in Israel auch heute noch.

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