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Brunnen lebendigen Wassers
ОглавлениеBei der Unterscheidung zwischen einem Brunnen lebendigen Wassers und anderen Brunnen ist die Frage entscheidend, wie das Wasser in den Brunnen kommt. Die meisten Brunnen im Land sind Zisternen. Zisternen werden vom Regenwasser gefüllt. Bis zur Erschließung Jerusalems mit Wasserleitungen nach dem Ersten Weltkrieg waren Hunderte Zisternen in der Stadt in Gebrauch. Ein Brunnen lebendigen Wassers wird von einer Quelle oder vom Grundwasser gespeist und ist nicht direkt vom Regen abhängig. Die Unterscheidung ist für ein paar Reinheitsgebote wichtig, wie z. B. in 3. Mose 15,13. 1 000 Jahre nach Isaak nutzte der Prophet Jeremia den Unterscheid zwischen beiden Brunnenarten als Metapher (Jeremia 2,13). 650 Jahre nach Jeremia verwendete auch Jesus die Unterscheidung der Brunnenarten bei seinem Gespräch mit der samaritanischen Frau an Jakobs Brunnen (Johannes 4,10).
Isaaks Brunnen sorgt für Spannungen und die Familie entscheidet sich nun, die Region komplett zu verlassen. Wohin? Beerscheba. Konsequent bleibt die Familie im Umkreis von 35−50 km im Nordwestnegev, einem überschaubaren Areal. Das ergibt Sinn, weil diese Region am Wüstenrand liegt und die Existenz für Nomaden gesichert ist. Wieso gehen sie nicht gleich in ein fruchtbares Gebiet wie Judäa, Samarien oder Galiläa? Als Fremdlinge ist das nicht so einfach. Dort ist alles schon bewohnt und bewirtschaftet.
Ein weiteres Familiendrama naht. Jakobs Betrug an seinem Vater, bei dem er den Segen stiehlt, den sein Bruder Esau als Erstgeborener bekommen sollte, setzt dem relativ ruhigen Leben in Beerscheba ein Ende. Aus Angst vor seinem Zwillingsbruder flieht er zur Verwandtschaft nach Haran. Die Strecke kennen wir schon von Abrahams Reise nach Kanaan, von der Reise seines Knechtes, um eine Frau für Isaak zu holen, und von Rebekkas Reise ins Land. Jakob folgt der Bergstraße. In Hebron besucht er vielleicht noch die Grabstätte seiner Großeltern. 5−6 Tage nach Aufbruch legt er sich im Freien schlafen und träumt seinen berühmten Traum von der Leiter (Genesis 28,10-22), in Bethel, wo sein Großvater auf das Land blickte. Oberhalb des heutigen Bethel kann man eine schöne Anhöhe besuchen, die »Stätte des Traums Jakobs« genannt wird. Ob Jakob wirklich hier träumte, kann man nicht wissen, aber eine Kultstätte hat es hier schon seit der kanaanäischen Zeit gegeben, erzählen die Funde. Der Geograph und Historiker Prof. Zeev Vilnay schreibt, der Ort sei im israelitischen Reich als Ort des Altars Abrahams und des Traums Jakobs verehrt worden. Auch landschaftlich ist es sehr schön, auf der Anhöhe zu stehen, in die Weite zu blicken und zu wissen: Sehr viel anders war das Gelände nicht, an dem Jakob seinen Traum hatte. Steinig ist es. Zwischen den Felsen wachsen dornige Pflanzen, aber nicht überall. Eine gute Gelegenheit, einen Mittagsschlaf einzuschieben.