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Der Wind hatte spürbar an Kraft und Kälte zugenommen. Benedikt schlug den Kragen seiner Jacke hoch und zog den Kopf zwischen die Schultern. Noch immer versuchte er, Oma Kati zu erreichen, als er aus den Augenwinkeln einen hellen Wagen auf sich zurasen sah. Hastig sprang er einen Schritt von der Bordsteinkante weg. Das Auto hielt mit quietschenden Bremsen auf seiner Höhe und das Fenster wurde heruntergelassen. Benedikt musste sich bücken, um in das Wageninnere sehen zu können. Dort saß Oma Kati und fuchtelte wild mit den Armen.

»Tut mir leid, mein Schatz. Steig schnell ein. Hier ist heute die Hölle los.«

Benedikt hob die Augenbrauen und grinste. Die Ferien begannen vielversprechend. Er stellte die Sporttasche in den Kofferraum und kletterte auf den Beifahrersitz. Vor ihm auf dem Armaturenbrett prangte ein Aufkleber in leuchtendem Orange mit dem Warnhinweis: ›Fahre nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann‹. Ob sich Oma heute daran hielt?

»Du fährst, als ob der Teufel hinter dir her ist«, bemerkte Benedikt grinsend. Oma Kati schnaubte.

»Wer auch immer hinter mir her ist, er meint es nicht gut mit mir. Schon möglich, dass es der Leibhaftige ist.« Sie blinzelte ihrem Enkel zu und konzentrierte sich schnell wieder auf die Straße. »Schön, dass du da bist. Ich fürchte, diese Ferien verlaufen nicht wie geplant.« Sie holte tief Luft, dann erzählte sie, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte. Benedikts Augen weiteten sich. Die Freude auf abenteuerliche Ferien mit Mörderjagd erzeugte ein angenehmes Kribbeln im Bauch, das sich über den Rücken bis in den Nacken ausweitete. Doch bald überlagerte ein Kloß im Hals das Prickeln, gefolgt von einem Druck im Magen, bei dem Gedanken, dass Oma Kati in den Knast wandern könnte, während der wahre Mörder ungestraft davon kam. Denn dass seine Oma unschuldig war, war für Benedikt so unumstritten wie die Tatsache, dass Heilig Abend auch in diesem Jahr auf den 24. Dezember fallen würde.

»Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, Bene.« Oma Kati warf ihrem Enkel einen zerknirschten Blick zu.

»Klar. Wie ist der Plan?«

Kati kratzte sich am Kopf.

»Nun«, druckste sie rum, »als Erstes finden wir den Mörder, dann schnappen wir ihn und übergeben ihn schließlich mit allen Beweisen der Polizei.«

»Genau«, stimmte Benedikt ihr zu, »so machen wir das.«

Sie prusteten beide gleichzeitig los, bis ihnen die Tränen kamen und sie nicht mehr wussten, ob sie lachten oder weinten.

Kati Küppers und der gefallene Kaplan

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