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Sabine Kirschbaum schob sich die blaue Baumwollmütze aus der Stirn und fuhr mit den Handschuhen über die Nase. Die große Sporttasche hing über ihrer rechten Schulter und stieß bei jedem Schritt an den Oberschenkel. Sie wäre doch besser erst nach Hause gegangen, um das Monstrum loszuwerden.

Am nächsten Blumenkübel stellte sie die Tasche ab, zog den Reißverschluss auf und wühlte nach der Wasserflasche, die sie schließlich unter ihrem Trikot und zwei Handtüchern zwischen ihren Sportschuhen fand. Durch die Handschuhe dauerte es länger, bis sie den Verschluss geöffnet und den Trinknippel mit den Zähnen nach oben gezogen hatte. Sie nahm ein paar Schlucke, verschloss die Flasche wieder sorgfältig und verstaute sie dann genau dort, wo sie sie gefunden hatte, zwischen ihren Sportschuhen. Darüber drapierte sie die Handtücher und ihr Trikot.

Ihr Kopf juckte. Vergebens versuchte sie, mit den Handschuhen durch die Mütze hindurch den stärker werdenden Juckreiz zu vertreiben. Der Herbstwind fegte ihr ins Gesicht und erinnerte sie daran, dass Jucken kein Übel im Vergleich zu den Ohrenschmerzen war, die ihr drohten, wenn sie die Mütze abnahm.

Mittlerweile hatte sie den Platz vor der Kirche erreicht und blieb erschrocken stehen. Vor dem Haupteingang parkte ein Streifenwagen der Polizei. Ihr Herz pochte gegen den Brustkorb und das Blut rauschte laut in den Ohren. Ihr Blick huschte über den Kirchplatz, hinüber zum Bäcker und weiter zur Metzgerei. Niemand zu sehen. Alles still.

Sabine zögerte. Ich könnte den Eingang zur Sakristei benutzen und so tun, als ob ich von der anderen Seite gekommen bin, dachte sie. Von da aus kann ich den Polizeiwagen nicht gesehen haben. Und dann tu ich ganz überrascht und erschrocken.

Ein letzter prüfender Blick. Der Platz blieb leer. Die Sträucher am Rande des Platzes boten ihr nicht wirklich Deckung. Dennoch huschte Sabine in ihrem Schatten um die Kirche herum bis zur Tür, die in die Sakristei führte.

Ihr Herz hämmerte so laut wie die dicke Trumm im Schützenzug. Hastig blickte sie sich um, stieg die Stufen hinauf und legte die Hand auf die Türklinke. Im nächsten Augenblick zog sie sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Wieder zögerte sie. Wieder legte sie die Hand auf die Klinke. Dieses Mal ließ sie sie dort länger ruhen, zog sie dann aber doch zurück. Sie streifte den linken Handschuh ab, kratzte sich erst am Kopf, dann an der rechten Hand. Das Jucken an der Hand nahm zu. Schließlich zog sie auch den anderen Handschuh aus und kratzte mit den gefeilten Fingernägeln über den rechten Handrücken, bis sich die weißen Striemen langsam rot färbten. Für einen Augenblick schloss sie die Augen, atmete mehrfach tief ein und aus, wie sie es gelernt hatte, um sich zu beruhigen. Doch der Erfolg war mäßig. Lange stand sie so.

»Ich atme tief und ruhig ein …«, sagte die Stimme in ihrem Kopf, »atme ganz entspannt aus …«

Schließlich wandte sie sich ab, schlich mit hängenden Schultern die Stufen hinunter und setzte wie ferngesteuert einen Fuß vor den anderen, bis sie ihr Elternhaus erreicht hatte.

Kati Küppers und der gefallene Kaplan

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