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Benedikt saß im Zug und hatte die Stöpsel seines Smartphones in den Ohren. Omas neue Playlist war ihm gut gelungen. Die könnte sie beim nächsten Jugendclub verwenden. Er musste bis dahin nur endlich ihr neues Notebook aufgesetzt haben.

Während der Zug über die Rheinbrücke ratterte, betrachtete Benedikt die Schiffe, die hinter der nächsten Flussbiegung verschwanden, und wippte mit dem Kopf zum Takt der Musik. Er grinste vor sich hin und dachte an die mitleidigen Mienen seiner Schulkollegen, als sie hörten, dass er die Ferien bei seiner Oma auf dem Land verbringen würde. Er hatte nur mit den Schultern gezuckt. Für ihn war Oma echt mega. Sie gurkte mit ihrem apfelsinenfarbenen Hollandrad durchs Dorf, stimmte im Sommer die Farbe ihrer Zehennägel auf ihr aktuelles Halstuch ab, färbte eine Strähne ihres Ponys auch schon mal lila, pflückte Holunder an den Dorfhecken und probierte neue Marmelade-Kreationen aus. Letztes Jahr war das Holunder-Chili-Gelee sein Favorit gewesen. Allerdings war Marmelade das Einzige, was Oma Kati wirklich hervorragend kochen konnte. Mittlerweile überließ sie die Küche lieber ganz Opa Jo. Und der verwendete Chili nicht nur für seine Spezial-Burger.

Benedikt wischte über sein Smartphone, um zu sehen, wie spät es war. Der nächste Halt war Köln-Hauptbahnhof. Dort musste er in die S-Bahn umsteigen, die alle 30 Minuten fuhr, um 8 und um 38. Wenn die Bahn keine wesentliche Verspätung hatte, wäre er wie geplant um drei Minuten vor halb vier am Bahnhof, wo Oma Kati ihn mit dem Auto abholen würde. Er hätte auch den Bus genommen, aber davon wollte Oma nichts hören.

»Viel zu umständlich«, hatte sie abgewunken. »Damit bist du ewig und drei Tage unterwegs. Und wohin mit deinem Gepäck?«

Das bestand hauptsächlich aus Smartphone, Notebook, Headset und Ladekabeln, die er mit ein paar Wäschestücken abgepolstert hatte. Jetzt griff er nach der Tasche, die zu Schulzeiten seine Sportsachen beherbergte, und verließ den Zug. Die S-Bahn stand schon auf dem Gleis gegenüber und wartete. Benedikt stieg in den gut gefüllten Wagen und blieb an der Tür stehen. Vorfreude kribbelte in seinem Magen, als die Bahn sich in Bewegung setzte. Zwei wundervolle Wochen ohne Schule, die darauf warteten, genutzt zu werden …

Das Laub der Bäume am Horizont leuchtete in Gold-, Rot- und Brauntönen. Davor endlose Felder wie braune und grüne Teppiche. Und mittendrin die Autobahn, ein Wurm aus Beton und Blech, der sich durch die Felder fraß. Die vorbeiziehende Landschaft wirkte behäbig und bildete einen eigenartigen Kontrast zur Musik der Rolling Stones, von der sich Benedikt beschallen ließ. Eine Vorliebe, die er mit seiner Großmutter teilte. Keiths Gitarren-Riffs begeisterten ihn immer wieder aufs Neue, während er mit den synthetischen Klängen aus der Dose, die seine Kumpels sich auf die Ohren hauten, nichts anfangen konnte.

Mit nicht nennenswerter Verspätung erreichte die S-Bahn den Bahnhof und schwemmte eine Handvoll Menschen auf den Bahnsteig, die sich nach und nach verliefen. Benedikt blieb allein zurück. Von Oma Kati keine Spur.

Kati Küppers und der gefallene Kaplan

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