Читать книгу Kati Küppers und der gefallene Kaplan - Barbara Steuten - Страница 9
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ОглавлениеHedwig stellte Fleisch und Aufschnitt in den Kühlschrank, bevor sie ins Wohnzimmer stürmte.
»Bärchen?«, versicherte sie sich, dass der Gatte ihr zuhörte. Kalle brummte und ließ die Zeitung sinken.
»Hast du schon gehört?«, fragte Hedwig außer Atem.
»Klar«, entgegnete Kalle ungerührt. Es ärgerte ihn, dass seine Frau ständig Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte, weil sie ihm wichtige Informationen vorenthielt. Er war nur noch nicht dahintergekommen, was sie damit bezweckte.
»Von wem?«, fragte Hedwig fassungslos und ließ sich aufs Sofa plumpsen. War Kalle gerade noch sauer gewesen, so wich sein Ärger jetzt einer leichten Besorgnis.
»Hase?« Hedwig schüttelte nur stumm den Kopf.
»Hasi, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich hab nix gehört. Wat is los?« Kalle faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Couchtisch.
»Der Kaplan ist tot. Die Kellertreppe runtergefallen. In der Kirche.«
Kalle traute seinen Ohren nicht.
»Was?« Eine intelligentere Frage fiel ihm nicht ein.
»Gerade eben. Nach der Messe im Kapellchen.«
»Ach du Scheiße«, entfuhr es Kalle. Dass ihn seine Frau nicht tadelte, zeigte, wie durcheinander sie war.
»Ich hab die Cilli Wilms an der Kapelle getroffen und mit zum Metzger genommen. Da standen die schon mit nem Polizeiwagen an der Kirche.« Hedwig schüttelte den Kopf.
»Die Wilms hat sich den Schlüssel für die Kapelle heute noch mal geholt. Nach der Messe. Hat gestern wohl doch nicht geputzt.«
»Ich hab den Schlüssel wieder mitgebracht. Sie war schon fertig.« Hedwig legte ihrem Mann die Hand aufs Knie. »Und dann kam der Heinrich beim Metzger rein und hat erzählt, was passiert ist.«
»Welcher Heinrich?«, brummelte Kalle in seinen Bart. Nach der ersten Aufregung durfte er sich jetzt nur nicht anmerken lassen, wie gelegen ihm die Sache kam. Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes verfasste er in Gedanken bereits Lobeshymnen im Nachruf, obwohl er den eigensinnigen Kaplan und seine Art, immer wieder das Rad neu zu erfinden, nicht ausstehen konnte.
»Der Heinrich, der oben bei Küppers im Haus wohnt. Der immer im Fenster liegt.«
Jetzt bot sich Kalle die Chance, die Pläne des Kaplans zu kippen.
»Ach, der.«
»Cilli Wilms sagt, der Kaplan hat sich mit Kati Küppers in die Wolle gekriegt.«
Kalle lachte bitter.
»Wie die Kesselflicker sollen die sich in der Sakristei gestritten haben. Und dann ist der Kaplan gegangen. Ohne die Messe zu lesen.« Hedwig starrte vor sich hin, dann wühlte sie im Zeitungsstapel auf dem Couchtisch.
»Was suchst du?«
»Die Pfarrnachrichten. Ich will wissen, ob heute noch was stattfindet. Vielleicht ist ja Rosenkranz oder Aussetzung.«
»Kann man denn in die Kirche wieder rein?«
Hedwig lächelte ihren Mann spöttisch an.
»Was meinst du, warum ich die Pfarrnachrichten suche. Hier sind sie.« Triumphierend hielt sie das Blättchen hoch und kniff die Augen konzentriert zusammen, um die Ankündigungen für den Abend lesen zu können. Um keinen Preis hätte sie Kalle gebeten, ihr seine Lesebrille zu leihen.
»Taizégebet«, entzifferte sie und legte enttäuscht das Blatt auf den Couchtisch zurück.
»Da geht doch eh keiner hin«, spottete Kalle und griff zum Telefon.
»Wen rufst du an?« Hedwig wurde nervös. Wenn sie ihre Frauen verständigen wollte, musste sie sich beeilen. Sie sollten es schließlich nicht von irgendwem erfahren. Ihre missbilligenden Blicke störten Kalle nicht im Geringsten.
»Den Kirchenvorstand. Wen sonst?«
Hedwig gab sich geschlagen. Wenn sie Glück hatte, erreichte Kalle niemanden. Die meisten Kirchenvorstandsmitglieder waren schließlich nicht wie er in Pension, sondern gingen einer geregelten Arbeit nach. Sie verzog sich in die Küche und fing an, Kartoffeln zu schälen.