Читать книгу Die Iden des März - Barry Strauss - Страница 12

Octavian

Оглавление

Die Nummer drei in Caesars Gefolge war Octavian. Er wurde am 23. September 63 v. Chr. geboren, war also gut zwanzig Jahre jünger als Antonius und Decimus. Doch er strahlte bereits eine Autorität aus, die kaum zu seinem Alter zu passen schien. Wenn Antonius Herkules war, dann war Octavian ein etwas zu kurz geratener Apollo17: hübsch anzuschauen, mit strahlenden Augen und leicht lockigem blondem Haar. Nur seine schlechten Zähne und seine vernachlässigte Haartracht verrieten, dass man hier einen Mann vor sich hatte, der den schönen Schein verachtete und immer gleich zur Sache kam. Es war seine innere Stärke, die dafür entschädigte, dass er vom Körperlichen her beileibe kein Herkules war.

Weder Antonius noch Decimus waren mit Caesar in Hispanien gewesen – Octavian schon. Doch er war zu spät gekommen, da ihn eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt hatte; als er eingetroffen war, waren die Kampfhandlungen bereits vorbei. Mit Octavians Gesundheit stand es nie so ganz zum Besten. Als er wieder genesen war, hatte er mit seinen Begleitern endlich Hispanien erreicht, nach einem Schiffbruch und einer gefährlichen Reise durch feindliches Land, und das beeindruckte den Diktator. Im Folgenden verbrachten sie viel Zeit zusammen, und Caesar konnte sich immer mehr von den Qualitäten des klugen und begabten jungen Mannes überzeugen. In Hispanien erwies Caesar seinem Großneffen die Ehre, mit ihm eine Kutsche zu teilen.18

Es war nicht das erste Mal, dass Caesar Octavian besondere Wertschätzung entgegenbrachte; der junge Mann hatte seine viel versprechenden Anlagen längst unter Beweis gestellt. Im Jahr 51 v. Chr. – Octavian war erst zwölf – hielt er auf der Rednerbühne in Rom die Grabrede für seine Großmutter Julia, Caesars Schwester. Kurz nach seinem 15. Geburtstag, 48 v. Chr., wählte man ihn zu einem der ranghöchsten Priester Roms. Zeitweise war er als Hauptrichter tätig, und es muss ein durchaus ungewohnter Anblick gewesen sein, wie der Junge da beim Tribunal auf dem Forum saß und Urteile verkündete. 46 v. Chr. kam Cae sar nach Rom zurück und feierte eine Reihe von Triumphen für seine Siege in Gallien und im Bürgerkrieg. Bei einem der Triumphzüge platzierte er Octavian direkt hinter seinem Triumphwagen (vermutlich zu Pferde), bekleidet mit den Insignien eines Offiziers19, und das, obwohl Octavian noch nicht einmal an einem Feldzug teilgenommen hatte. Da diese Ehre normalerweise nur den Söhnen eines Triumphators zuteilwurde, kann man davon ausgehen, dass Cae sar seinen 17 Jahre alten Großneffe praktisch als seinen Sohn ansah. Eine durchaus interessante Wahl.

Im Gegensatz zu Antonius, Decimus oder Caesar selbst war Octavian kein reinrassiger römischer Adliger. Aus einer adligen Sippe stammte lediglich seine Mutter Atia, sie war die Tochter von Caesars Schwester Julia; die Familie von Octavians Vater Gaius Octavius war zwar wohlhabend, gehörte aber nicht zur obersten Oberschicht: Er war ein römischer Ritter, gehörte mithin einer Klasse an, die über viel Geld verfügte, aber keine Senatoren stellte. Tatsächlich war Gaius Octavius der erste Senator in seiner Familie. Die Octavier kamen aus Velitrae (dem heutigen Velletri), einem kleinen, unbedeutenden Ort in den Albaner Bergen vor den Toren Roms. Wer von hier stammte, auf den schauten die Wichtigtuer in der Hauptstadt zumeist als Provinzler herab. Gaius Octavius blickte auf eine erfolgreiche militärische und politische Karriere zurück, als er 59 v. Chr. im Alter von etwa vierzig Jahren starb.

Trotz seiner Herkunft: Der junge Octavian besaß das gewisse Etwas. Es waren andere Qualitäten als die bloße Blutsverwandtschaft, die Caesar in Octavian fand. Octavians Cousins Quintus Pedius und Lucius Pinarius stammten ebenfalls von Caesars Schwester Julia ab, aber sie genossen bei ihm bei Weitem nicht dieselbe Wertschätzung.

Zweifellos bewies der junge Octavian bereits Anzeichen von Intelligenz, Ehrgeiz, politischem Fingerspitzengefühl, strategischvisionärer Begabung und Rücksichtslosigkeit – kurz: jener Qualitäten, die ihn später an die Spitze des Reiches führen sollten.

Die Iden des März

Подняться наверх