Читать книгу Die Liebe des Schwarzmagiers - Beatrice Regen - Страница 16

Wegelagerer

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„Konntest du schon immer reiten?“, unterbrach Miriam die Stille, die sich in den letzten Minuten zwischen sie gelegt hatte. Diana saß auf der schwarzen Stute, die John ihr am Anfang ihrer Beziehung geschenkt hatte. Es war ein starkes, prächtiges Pferd, einer Königin würdig. Und zugleich war die Stute das einzige Pferd gewesen, das in ganz Aeb hatte aufgetrieben werden können. Alle anderen waren mit den Männern in den Krieg gezogen. Bis auf jenes, das Apolonia für sich beanspruchte und welches sie ihr in Aeb gelassen hatten. Miriam ging zu Fuß neben der Stute her. Sie hatten sich mit dem Reiten abgewechselt, seit sie von Aeb aufgebrochen hatten. Dabei hatte Miriam sich jedoch nur mit großem Respekt auf den Rücken des Pferdes begeben.

„Nein. Jedenfalls nicht gut. Erst John brachte es mir richtig bei“, antwortete Diana.

Ohne sie anzusehen, ging Miriam weiter. „Ah“, erwiderte sie ausdruckslos. „Vielleicht sollte ich ihn auch einmal darum bitten.“

Darauf antwortete Diana nicht. Sie wollte sich keine Gedanken darüber machen, was John in Zukunft tun würde. Es war ihr gleich, ob Miriam weiter Kontakt zu ihm hielt oder nicht. Es gab keinen Grund, aus dem es ihr nicht hätte egal sein können.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Miriam. „Du bist schon die gesamte Reise so ruhig. Hegst du einen Groll gegen mich?“

„Was? Nein. Ich denke nur viel nach.“

„Worüber?“

Mit einem Schulterzucken wollte Diana die Frage abtun, dann aber erklärte sie: „Apolonia sagte mir, dass es nicht sein muss, dass John das Mehl vergiftet hat.“

Miriam sah zu ihr auf.

„Natürlich muss er es nicht gewesen sein. Doch ich hielt es für am wahrscheinlichsten, wo er das Mehl doch erschaffen hat. Wer, glaubst du, könnte es sonst gewesen sein?“

„Ich weiß nicht. Und ich denke auch nicht, dass wir uns Gedanken darüber machen brauchen. John war es sicherlich. Aus Frust, weil ich ihn weggeschickt habe. Du hast mir schließlich erzählt, dass er gereizt wirkte, als er zu dir kam. Er brauchte keinen Grund, um das Mehl zu vergiften, er wollte sich lediglich abreagieren. Vielleicht wollte er sich selbst beweisen, dass ich keinen Einfluss auf ihn genommen habe.“

„Mag sein.“ Miriam lachte kurz. „Er wollte wirklich nicht, dass du ihn veränderst.“

„Aber das habe ich. Zumindest habe ich seine wahre Natur eine ganze Zeit lang erfolgreich unterdrückt.“

„Hm“, entgegnete die Schülerin Johns und schwieg dann eine Weile. „Es ist auch egal, ob er es war oder nicht. Wenn wir ihn zurück nach Aeb holen, wird er es aufheben können.“

Automatisch wanderte Dianas Blick zu ihrer Satteltasche, in welcher sie das radioaktive Uran aufbewahrte. „Ja“, antwortete sie leise, „das wird er noch können.“ Sie räusperte sich. „Wenn er denn bereit dazu ist. Wer weiß schon, was in ihm vorgeht.“

„Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir Herrensdorf erreichen“, wechselte Miriam das Thema. „Vielleicht noch eine Stunde. Eher weniger.“

Das flaue Gefühl in Dianas Magengegend intensivierte sich. „Das habe ich mir gedacht.“ Sie musterte nicht zum ersten Mal die Umgebung. Schon seit Stunden befanden sie sich in einem Wald. Dichtes Laub bedeckte die Baumkronen. Am Wegesrand wuchsen grüne Büsche und Sträucher. Überall boten sich tausende Möglichkeiten für Angreifer, sich zu verstecken. Diana sah schon bildlich vor sich, wie eine Schar blutrünstiger Gallianen auf den Weg sprang, um Miriam und sie zu berauben. Oder um Schlimmeres mit ihnen zu tun.

Konzentriert suchte sie den Wald nach einer Spur eines solchen Attentats ab, konnte jedoch nichts Auffälliges ausfindig machen. „Du hast gesagt, du bist in der Lage, uns zu verteidigen, falls wir angegriffen werden, richtig?“

„Ja, mach dir keine Sorgen. Ich kann uns beschützen.“

Miriams Antwort klang zuversichtlich, doch Diana war sich nicht sicher, ob die Freundin die Wahrheit sprach oder sie lediglich beruhigen wollte.

„Außerdem glaube ich nicht, dass wir überhaupt befürchten müssen, dass noch Gallianen hier sind, die uns angreifen können. Wenn Apolonia Recht hat und John nach Herrensdorf gekommen ist, um sie zu vertreiben, wäre es nicht klug von ihnen gewesen, in der Nähe zu bleiben“, sprach Miriam weiter.

„Was machen wir eigentlich, wenn John gar nicht in Herrensdorf ist?“, ging es Diana plötzlich durch den Kopf. Damit stellte sie eine Frage, die sie sich zwar schon vor Beginn ihrer Reise gestellt hatte, die sie aber bisher erfolgreich verdrängt hatte.

„Dann finden wir dort vielleicht zumindest einen Hinweis, wo er wirklich ist.“

„Ja, aber…“

„Diana“, lachte Miriam. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen.“ Sie blieb stehen und schloss beide Augen. „Also, im Moment zumindest ist kein menschliches Wesen in unserer Nähe“, erklärte sie nach einigen Sekunden und öffnete die Augen wieder.

„Du musst stehen bleiben und die Augen schließen, um das sehen zu können?“, fragte Diana noch beunruhigter.

„Oh, du hast gedacht, ich könnte es so gut wie John?“, erwiderte Miriam etwas kleinlaut. Ihre Wangen färbten sich rosa. „Dann habe ich dir wohl gerade noch mehr Angst gemacht, oder?“

„Ich habe keine Angst. Mir geht es gut.“

„Oh. Gut.“

„Willst du nicht vielleicht wieder reiten?“

„Nein, danke. Dann kann ich mich nur noch schlechter konzentrieren.“

„Ha“, sagte Diana schlicht. Sie hatte auf Gegenteiliges gehofft. Schauergeschichten, die sie über das Mittelalter gehört hatte, kamen ihr in den Sinn. Von blutrünstigen, wollüstigen Männern, die arme, hilflose Frauen überfielen.

Wieder baute sich ein Schweigen zwischen ihnen auf und dies nicht nur, da Diana Miriam in ihrer Konzentration nicht stören wollte. Sie selbst hatte genug Gedanken, über die sie nachsinnen konnte.

Sie sah auf die hochgewachsenen Bäume neben sich. Es war ruhiger im Wald, als sie es von dieser Zeit gewohnt war. Kein Eichhörnchen sprang herum und ließ das Laub erzittern. Kein Vogelzwitschern war zu hören. Die Sonne strahlte friedlich über ihnen.

„Die Tiere sind doch nicht alle von Jägern erlegt worden“, äußerte sie irgendwann.

Irritiert sah Miriam sie an. „Was?“

„Na, es kann doch nicht sein, dass wir hier keine Tiere sehen, weil sie alle erlegt worden wären. Dass die Jäger es geschafft haben sollen, sie alle zu erwischen.“

„Natürlich nicht. Sie verstecken sich.“

„Und warum verstecken sie sich?“

Die Irritation in Miriams Gesichtsausdruck nahm zu. „Worauf willst du hinaus?“

Diana zuckte mit der Schulter. „Hat John etwas damit zu tun?“, fragte sie dann ernst.

„Diana, es hat doch jetzt nicht alles, das irgendwie unnatürlich ist, mit John zu tun.“

„Vielleicht legte er einen Zauber auf den Wald. Einen ähnlichen Fluch, wie auf die Menschen in Aeb. Und jetzt…“

„Diana, hör auf. Was soll das?“

„Wieso? Ich denke doch nur… ich meine, er war doch hier und…“

„Hör auf! John hat noch nie einem Tier geschadet. Er legte keinen Fluch auf diesen Wald.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte Miriam den Kopf. „Er tötete Daniel, weil dieser es nicht hätte wagen sollen, sich dir wieder zu nähern. Deswegen ist er kein schlechter Mensch.“

Ungläubig lachte Diana auf. „Was? Miriam, Daniel war ein Freund von mir und…“

„Psst!“ Miriam hielt sich plötzlich den Finger vor den Mund. Von einer Sekunde zur nächsten drückte ihre Haltung Alarmbereitschaft aus. Mahnend hob sie die Hand, um Diana zu bedeuten, stehen zu bleiben.

Sofort kehrte das Unwohlsein zurück, das Diana während der gesamten Reise begleitet hatte. Sie zügelte ihre Stute. „Was ist? Ist hier jemand?“

Die Frage beantwortete sich von selbst, als plötzlich drei Männer einige Meter vor ihnen auf den Weg traten. Diana musterte sie von oben bis unten, in der Hoffnung, einen von ihnen wiederzuerkennen, doch sie konnte ihr Aussehen keinen bekannten Personen aus Aeb zuordnen. Einer von ihnen war groß und schlank und hatte eine Glatze, die anderen beiden waren kräftig und kleiner als der Erste. Diana war sich sicher, sie hätte sie wiedererkannt, hätte sie die Männer bereits zuvor gesehen. Fettige Bärte zierten alle drei Gesichter. Und auch das Haar der beiden kleineren Männer, das eine rot, das andere braun, wirkte fettig. Die Kleidung aller drei war zwar dreckig, deutete jedoch auf Wohlstand hin. Sie alle waren bewaffnet. Schwerter waren an ihren Gürteln befestigt. Einer von ihnen, der kleine Rothaarige, trug zusätzlich eine Armbrust. „Wohin des Weges?“, fragte eben jener. Diana fiel ein Stein vom Herzen, als sie hörte, dass er Deutsch sprach.

„Unser Ziel ist Herrensdorf“, antwortete Miriam laut, betont selbstsicher. Erleichterung war ihr keinesfalls anzusehen. Schützend trat sie einen Schritt vor Dianas Pferd.

„Zwei Frauen ganz alleine auf dem Weg nach Herrensdorf?“, fragte der Mann weiter. „Eine ganz schön gefährliche Reise für zwei Damen.“ Die Art, wie er es sagte, rief auch in Diana die Anspannung zurück. Es lag keine Fürsorge in den Worten des Mannes und auch kein Vorwurf. Stattdessen war ihm so etwas wie Spott anzuhören. Und zugleich klang es zufrieden.

„Wir kommen zurecht. Unsere Männer warten in Herrensdorf auf uns“, warf Diana deswegen ein, um ihnen zu verdeutlichen, dass sie weniger hilflos waren, als sie zu sein schienen.

Allerdings verfehlten ihre Worte die Wirkung. Die bärtigen Männer lachten.

„Das glaube ich“, sprach der Rothaarige. „Wünschen die Damen Geleit nach Herrensdorf?“ Er gab sich nicht einmal Mühe zu verbergen, was in seinem Kopf vorging. Seine Augen musterten sowohl Diana als auch Miriam, wie ein hungriger Wolf ein verletztes Schaf.

Im Gegensatz zu Diana ließ sich Miriam davon nicht aus der Ruhe bringen. „Vielen Dank, aber wir kommen alleine zurecht“, erklärte sie brüsk. „Bitte lasst uns passieren.“

Dianas Herz begann schneller zu schlagen, als der kurze braunhaarige Mann an dem Rothaarigen vorbeimarschierte und näher auf Miriam zukam. „Sprecht doch nicht so verhalten, meine Dame. Es wäre uns doch eine Freude, Euch zu begleiten. Wir wollen ja nicht, dass Euch auf dem Weg nach Herrensdorf noch ein Unglück geschieht und Eure Männer vergeblich auf Euch warten. Gerade zu diesen schweren Zeiten braucht ein Mann seine Frau“, säuselte er. Mit dreckigem Grinsen streckte er die Hand aus, ganz offensichtlich in der Absicht, Miriam über das Gesicht zu streichen. Doch er hatte sich mit Miriam das falsche Opfer gewählt. Mitten in der Bewegung schrie er auf und zog die Hand zurück. Sofort legte der Rothaarige die Armbrust an, der schlanke Hochgewachsene zog sein Schwert. „Was ist los?“, wollten die beiden Männer von ihrem aufdringlichen Freund wissen. Dieser trat ein Stück von Miriam zurück. Schock war ihm anzusehen. „Wie hast du das gemacht?“

„Würdet Ihr uns nun bitte passieren lassen?“ Ihrerseits tat Miriam einen Schritt auf ihn zu. Er wich nicht vor ihr zurück. Irritiert schüttelte er nur den Kopf. Noch einmal versuchte er mit seiner Hand Miriams Gesicht zu berühren. Noch einmal zuckte er mitten in der Bewegung schreiend zurück.

„Sie ist eine Hexe!“, stellte er anklagend fest. Unvermittelt löste sich ein Pfeil aus der Armbrust des Rothaarigen. Zwar schrie auch er in der nächsten Sekunde auf und ließ seine Waffe fallen, doch änderte dies nichts daran, dass sein Pfeil Miriam trotz ihres Ausweichmanövers in die Schulter traf. Zugleich stürmte der Dritte mit erhobenem Schwert auf sie zu. Alles ging überwältigend schnell. Diana wusste, dass Miriam, die dabei war, sich mit zusammengebissenen Zähnen den Pfeil aus der Schulter zu ziehen, sich nicht auf den letzten Angreifer würde konzentrieren können, was bedeutete, dass sie nicht in der Lage sein würde, sich zu verteidigen. Schnell versuchte Diana ihr Pferd zwischen den Mann und Miriam zu bringen, um ihr zu helfen. Jener erste Braunhaarige aber, der Miriams Macht schon zweimal zu spüren bekommen hatte, hatte die Hoffnung aufgegeben, sich ihr zu nähern und kam jetzt stattdessen auf Diana zu. Unvermittelt riss er sie vom Pferd, ohne dass Diana auch nur die Chance gehabt hätte, sich zu wehren. Mit Schwung landete sie in seinen Armen. Sanft legte er sie dann auf den warmen Boden. „Du bist also keine Hexe“, sagte er. Gelbe und schwarze Zähne grinsten ihr entgegen. Sein fauliger Atem drang ihr in die Nase, als er sich über sie beugte. Sie wollte sich aufrichten und vor ihm weglaufen, doch er verhinderte es, indem er sich mit seinem gesamten Gewicht schlicht auf sie setzte. Seine fetten Schenkel kreisten sie ein.

„Geh runter von mir, du Ekel!“, schrie sie ihn an. In diesem Moment fühlte sie nicht die geringste Spur von Angst. Sie war wütend. Auf die drei Männer und auf die gesamte Situation. Darauf, dass sie hier war. Dass es überhaupt nötig gewesen war, dass Miriam sie gerufen hatte. Sie konnte sich gerade weit genug strecken, um noch einmal zu Miriam hinüber zu sehen. Diese hatte den Pfeil inzwischen aus ihrer Schulter entfernt. Vor ihr stand der schlanke Hochgewachsene mit blutigem Schwert. „Miriam!“, rief Diana sie um Hilfe an. „Entferne mal bitte diesen verfickten Arsch von mir.“

Sofort sah Miriam zu ihr und ignorierte den Mann mit Schwert, den sie zuvor auf Abstand gehalten hatte. Was auch immer sie dann tat, es ließ den Braunhaarigen über Diana zum dritten Mal an diesem Tag aufschreien. Trotz seines Gewichtes gelang es Diana, ihn von sich hinunterzustoßen. Schockiert musste sie aber feststellen, dass der schlanke Mann hinter Miriam deren Ablenkung dazu nutzte, sie erneut anzugreifen. „Pass auf!“, rief sie Miriam zu. Es wirkte, als zeige ihre Warnung Wirkung. Der Mann ließ das Schwert fallen, bevor er Miriam schaden konnte, als habe Miriam es geschafft, sich selbst durch ihre magischen Fähigkeiten zu helfen. Doch der erstaunte Blick der Freundin auf das hinuntergefallene Schwert zeugte von Gegenteiligem. Flammen umgaben den Griff der Waffe. Es war Magie, die dem Heronen das Schwert aus der Hand gerissen hatte. Doch war es nicht Miriam, die Ursprung dieser Magie war.

„Was tut Ihr da?!“, ertönte eine laute, verärgerte, männliche Stimme. Sie kam aus dem Wald und obwohl Diana nicht hätte sagen können woher, so war sie sich doch sicher, diese Stimme zu kennen. Ihre Frage beantwortete sich, als Matthias in ihr Sichtfeld trat. Matthias, der Mann, der John um Hilfe gebeten hatte, um seine Frau aus der Hand der Gallianen zu befreien. Über die Ereignisse der letzten Woche hatte Diana ihn und seine Geschichte vollkommen vergessen.

Die drei Männer, die zuvor noch so angriffslustig gewesen waren, entfernten sich nun eilends von Miriam und Diana. „Diese beiden Frauen sind ganz allein unterwegs nach Herrensdorf. Findest du nicht, dass dies verdächtig klingt?“, fragte der glatzköpfige, hochgewachsene Mann, der gerade sein Schwert verloren hatte. „Sicher sind es Spioninnen.“

Diana rollte die Augen über die schlechte Ausrede, der sich die Männer bedienten. Sie klopfte sich die Erde von dem silber-grünen Kleid, das Apolonia ihr gegeben hatte, und ärgerte sich, über den Schmutz, der sich nicht entfernen ließ.

„Die Frau, die Ihr gerade zu Recht als Hexe identifiziertet, ist Miriam aus Aeb. Die Schülerin des mächtigen Herrn John Gold. Ich schätze, da haben wir nichts zu befürchten. Es freut mich, Euch wiederzusehen“, sagte Matthias mit ehrlichem Lächeln zu Miriam. „Wenn ich mir auch gewünscht hätte, dass die Bedingungen unserer Begegnung andere gewesen wären.“

Auch Miriam lächelte und strich sich noch einmal mit der Hand über die Schulter, an der sie getroffen worden war. Offensichtlich war die Verletzung nicht allzu schwer. „Es freut mich auch, doch gebt Euch nicht der falschen Annahme hin, ich hätte Eure Hilfe gebraucht. Auch ich selbst hätte den Angriff noch rechtzeitig abwehren können.“

Lachend nickte Matthias. „Davon gehe ich aus.“ Er kam auf sie zu und reichte ihr seine Hand. Miriam schüttelte sie. „Wollt Ihr mir nicht Eure Begleiterin vorstellen?“, fragte Matthias dann und sah zu Diana. Als sein Blick sie traf, weiteten sich seine Augen. „Frau Diana Gold!“, stieß er aus und verneigte sich. „Verzeiht, ich habe Euch nicht sofort erkannt. Welch Freude es ist, Euch zu begegnen.“

Diana lächelte. Auch sie war froh, ein bekanntes Gesicht wiederzusehen. „Matthias! Danke, für die Hilfe!“ Sie streckte ihre Hand aus, um ihn zu begrüßen. Statt ihre Hand aber wie Miriams zu ergreifen und zu schütteln, nahm er sie und führte sie mit einer Verbeugung zu seinem Mund.

„Nicht Ihr seid mir zu Dank verpflichtet“, antwortete er. „Ich bin es, der tief in Eurer Schuld steht.“

„Also hat John Eure Frau gefunden?“

„Ja. Erzählte er es Euch nicht?“

Seine aufrichtige Frage versetzte Diana einen leichten Stich.

„Wir hatten noch nicht die Gelegenheit miteinander zu sprechen“, wehrte sie die Frage ab. „Ist er in Herrensdorf? Könnt Ihr uns zu ihm führen?“

„Oh, es tut mir leid, aber Herr Gold ist nicht mehr hier.“

„Wo dann?“

Etwas hilflos schüttelte Matthias den Kopf. Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber vielleicht weiß Ragnor von Aeb mehr. Kommt, ich bringe Euch zu ihm.“

Er drehte sich zu den drei Männern um, die sich stillschweigend in einer Reihe aufgestellt hatten. „Ihr könnt wirklich froh sein, dass den Damen nichts Ernsthaftes zugestoßen ist. Doch so oder so, wird euer Verhalten mit Sicherheit Konsequenzen haben. Diese Frauen sind Freunde Ragnors von Aeb. Und sie ist die Gattin John Golds.“ Er deutete auf Diana. „Euch dürfte bewusst sein, was dies bedeutet.“

Hätte Diana zuvor gewusst, welche Reaktion Johns Name bei den Männern auslöste, hätte sie ihn früher in den Mund genommen. Es war schiere Angst, mit der alle drei Männer Diana mit einem Mal ansahen. Der Rothaarige war der erste von ihnen, der vor Diana auf die Knie ging. „Ich bitte Euch um Verzeihung für mein ungebührliches Verhalten“, sagte er mit belegter Stimme. Der Schlanke tat es ihm gleich, ging vor ihr in die Knie und sprach Worte der Entschuldigung aus. Sogar der dicke Braunhaarige mit den schlechten Zähnen verlor jegliche Farbe aus seinem hässlichen Gesicht. Nach einem Moment der Erstarrung kniete auch er sich nieder. „Ich… äh… ich wusste nicht… bitte… ich… verzeiht mir.“

Diana fühlte sich überfordert. Sie wollte keinem der drei Männer das verzeihen, was sie vorgehabt hatten, ihnen anzutun und auch nicht das, was sie Miriam bereits angetan hatten, doch sie wusste auch nicht, was für Worte sie den Männern hätte entgegenbringen sollen. Fragend sah sie zu Miriam, die sich an Dianas Seite begab und auf die am Boden knienden Männer hinabblickte. „Ihr solltet darauf hoffen, dass Ragnor von Aeb Euch wohlgesonnen ist, wenn er eure Bestrafung wählt. Tretet uns aus den Augen. Sofort.“

Mit einem simultanen Nicken erhoben sie sich. Sie gingen auf schnellstem Weg in den Wald hinein. Bevor sie aber in diesem verschwanden, sahen sie Diana noch einmal an. Die Angst in ihren Augen hatte nicht nachgelassen, doch es wirkte, als fürchteten sie sich weniger vor der Strafe, die Matthias und Miriam angedeutet hatten, als vielmehr vor Diana selbst. Es war seltsam, doch Diana hatte das Gefühl, dass die Angst der Männer auf sie selbst übersprang. Noch nachdem die Männer bereits im Dickicht der Bäume verschwunden waren, spürte sie eine Gänsehaut auf ihren Armen. Sie strich sich mit den Händen darüber, um sich zu wärmen.

Die Liebe des Schwarzmagiers

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