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15 Fronten Samstag, 1. März 2014

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Claudia schlief schon, als ihr Mann Freitagnacht aus Dubai zurückkehrte. Am Samstag ging er zeitig ins Büro, erst abends fanden beide Zeit zu reden.

»Insgesamt lief es besser als erwartet«, erzählte Marek. »Uns bleiben weitere drei Monate, um die fehlenden 25 Millionen aufzutreiben. Du musst jetzt schnellstens die Geldgeschichte mit deiner Mutter regeln.«

»Muss ich deine Euphorie verstehen?«, fragte Claudia. »Zahlt Mama nicht, haben wir 10 Millionen in den Sand gesetzt. Drei Monate sind schnell vorbei.«

»Warum bist du so pessimistisch? Hat deine Mutter verstanden, dass du nur einen Vorschuss auf dein Erbe willst?«

»Das macht für sie keinen Unterschied.«

»Wenn’s denn sein muss, manipulier sie halt mit deinem Krebs, wie letztes Jahr.«

»Ich bin längst geheilt! Taktgefühl wie ein Elefant im Porzellanladen«, fuhr sie auf.

Als Marek sich weder entschuldigte noch versöhnend reagierte, stemmte Claudia die Arme in die Hüften. »Die unangenehmen Sachen bleiben immer an mir hängen«, empörte sie sich. »Es ist nicht einfach, Mama um Geld zu bitten, erst recht nicht, wenn es für dich ist.«

»Für uns, und hör mit der moralischen Leier auf. Deine Mutter hat die Immobilien auch nur geerbt.«

Claudia ging kommentarlos in die Küche. Sie nahm eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und füllte Chips in ein Schälchen. Marek folgte ihr.

Jetzt gib schon her. Ich öffne die Flasche.« Von hinten umfasste er Claudias Taille und küsste sie auf die Wange. »Wie lief’s im Büro?«

»Lass mich.« Trotzig wehrte sie seine Umarmung ab. »Ich hatte viel zu tun. Mama war in der Schweiz.«

»Was hat sie dort gemacht?«

»Sie schuldet mir keine Rechenschaft.« Claudias Antworten blieben einsilbig.

»Versteckt sie Gelder auf Nummernkonten?«

»Dein Gerede nervt. Können wir über etwas anderes als meine Mutter und ihr Geld sprechen? Du warst eine Woche nicht zu Hause. Aurora hat einen neuen Freund.«

»Bist du aber schlecht gelaunt. Unsere Tochter ist siebzehn und wechselt ihre Freunde wöchentlich. Soll ich das noch absegnen?«

»Du bist unmöglich.«

Angesäuert verteidigte sie Aurora, die wie alle Mädchen in ihrem Alter die Aufmerksamkeit der Jungen genoss und eben gern flirtete. Mit ihrem letzten Freund war sie fast ein halbes Jahr gegangen und solange sie ihr Abi bestand, war die Eifersucht des Vaters völlig fehl am Platz.

»Eifersüchtig? So ein Quatsch. Aurora riskiert einen schlechten Ruf. Du bist viel zu nachsichtig mit ihr.« Marek schenkte den Wein ein. »Gehen wir zurück ins Wohnzimmer?«

»Ivo hat diese Woche mit mir über das Fitnessstudio gesprochen. Er will doch erst mal mit einem kleinen Studio hier in Monaco anfangen. Seiner Frau ist das Risiko sonst zu hoch.«

»Zumindest eine in der Familie, die vernünftig ist. Ivo hebt schon beim Gedanken an Geld ab. Dass er erst mal Schulden macht, begreift er nicht. Außerdem hätte ihm dieser Algerier, mit dem er sich neulich getroffen hat, ohne Sicherheiten sowieso nichts gegeben.«

Claudia machte es sich auf dem Sofa bequem und griff in die Schale mit den Chips. »Angeblich schon. Ivo meinte, Mustafa wollte die Sache ganz groß aufziehen. An der Finanzierung von nur einem Studio war er nicht interessiert.«

»Mustafa wer?« Marek reichte Claudia ihr Weinglas. »Zum Wohl.«

»Ich hab zugesagt, dass wir das Studio gemeinsam aufmachen.«

»Spinnst du? Wie soll das funktionieren?«

Claudia trank einen Schluck Wein. »Ganz einfach. Du gibst ihm 200.000 Euro von unserem Geld aus Dubai. Bar. 100.000 Euro investiere ich als Partner, den anderen Teil leihe ich ihm.«

»Wir brauchen mindestens 25 Millionen, und du spielst dich als Samariter auf?« Marek setzte sich auf die Seitenlehne des Sofas.

»Sei nicht so. Dieser Raffinerie-Deal verschlingt mein Geld für dein Geschäft. Ich möchte etwas Eigenes haben. Warum kein Fitnessstudio?« Sie griff erneut nach den Chips und erklärte kauend: »Mit Ivo komme ich gut aus, und auf 200.000 Euro kommt es nun auch nicht mehr an, wenn bald Millionen in unsere Taschen fließen. Er hat mir erzählt, dass die Idee mit dem Studio ursprünglich von dir kam.«

»Damit wollte ich ihn nur aufmuntern. Das wäre die Lachnummer des Monats ...«

»Ist mir egal.«

Marek holte tief Luft. »Claudia Jablonski, Tochter von Immobilientycoon Elaine Volante, eröffnet ein Geschäft mit Ivo Duracic – einem typischen Verlierer, dafür der coolste Fitnesstrainer an der Côte d’Azur mit einem Traumkörper voll farbiger Tattoos. Klasse! Gibt es einen Zusatz im Vertrag, was passiert, sollte er pleite gehen? Abzahlung auf Raten? Massagen mit ›Happy Endings‹?«, frotzelte er böse.

»Du widerst mich an!«

Marek schlug sich überdreht auf die Schenkel, was Claudia den Rest gab. Sie sprang vom Sofa hoch und stieß dabei das Weinglas um. Die Flüssigkeit ergoss sich über den Glastisch. Wütend trommelte sie auf Mareks Oberkörper ein. Mit einer blitzschnellen Bewegung umfasste er ihre Hände und drehte sie auf den Rücken.

»Sei nicht so naiv! Hat er dich im Bett umgarnt?«

»Lass mich los, du tust mir weh!«

Marek lockerte den Griff, hielt Claudias Hände aber weiter fest.

»Deine schmutzige Fantasie!«, kreischte sie. »Nur weil zwischen uns nichts mehr läuft, schlafe ich nicht mit anderen Männern!«

Beide atmeten erregt. Marek versuchte die verfahrene Situation zu retten, indem er abschwächte, es wäre doch nur ein Scherz gewesen.

»So? Weißt du was? Es ist mein Geld, und ich bestehe darauf. Und das ist kein Scherz!«

»Eben war es noch unser Geld, jetzt plötzlich nur deins?« Nun wurde auch Marek lauter.

»Es war schon immer meins!«, gab Claudia zurück. »Bin ich für dich nur noch die eierlegende Wollmilchsau?« Sie riss ihre Hände los. »Ich werde versuchen, die 25 Millionen von Mama zu bekommen. Meine Bedingung ist, dass du Ivo vorher 200.000 Euro gibst.«

»Lass ihn doch erst mal einen Plan aufstellen und ein Studio finden.« Marek fasste sich an den Kopf. »Bisher sind das nur verrückte Hirngespinste.«

Claudia streckte demonstrativ die Hand aus.

»Ich habe nur 150.000 Euro aus Dubai zurückgebracht und 10.000 davon heute schon ausgegeben.«

»Bleiben 140.000 übrig. Bei deiner nächsten Reise bringst du den Rest mit.«

»Ich werfe unser Geld doch nicht zum Fenster hinaus.«

»Mein Geld, Marek … Dann ist der Raffinerie-Deal gegessen.«

»Bist du verrückt? Wie kannst du beides auf eine Stufe stellen?«

»Du wirst dich wundern, was ich alles kann. Warum soll ich dir 25 Millionen besorgen, wenn du mir nichts für mein Mini-Investment überlassen willst? Und du schläfst nicht mal mit mir!«

Marek stand der Mund offen. »Was ist bloß in dich gefahren?«

»Mir gefällt die Vorstellung, Teilhaberin eines Fitnessstudios zu sein. Hör auf, dich wie meine Mutter aufzuführen und über mich bestimmen zu wollen.«

»Was ist letzte Woche hier passiert? Schon im Restaurant hast du geschwärmt, wie gut Ivo im Anzug aussieht.«

»Eifersüchtig?« Claudia kicherte.

»Auf einen Verlierer?« Trotz seiner großspurigen Worte flackerten Mareks Augen unruhig.

»Würdest du ohne mich besser dastehen als Ivo? Denk mal fünfundzwanzig Jahre zurück.« Claudia grinste hämisch. »Ivo wäre ein cooler Toyboy. Das liegt im Trend, und als Tochter von Immobilientycoon Elaine Volante kann ich mir das leisten.« Sie drehte Marek die Worte im Mund um und bekam Oberwasser, als sie seinen verdatterten Gesichtsausdruck sah. »Meinst du nicht, Ivo wäre wahrscheinlich auch ein guter Liebhaber?«

»Es reicht!«, explodierte Marek. »Wie redest du mit mir? Okay, ich gebe ihm das Geld, aber es ist in dem Moment verloren, in dem Ivo es in den Händen hält.«

»Danke, Liebling, geht doch.«

Marek hielt die Hände hinterm Rücken zu Fäusten geballt, ansonsten hätte er irgendetwas gegriffen und an die Wand geschmissen. »Dann sorge jetzt wenigstens dafür, dass der Scheck von deiner Mutter pünktlich kommt!«

Monaco Enigma

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