Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 10
02 DAS ADENAUER-HAUS
ОглавлениеBoccia mit dem Bundeskanzler
Das Adenauer-Haus in Rhöndorf sollte man nicht verwechseln mit dem gleichnamigen in Berlin (der CDU-Parteizentrale) oder dem Hauptsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin. Denn in Rhöndorf über dem Rhein hat der Ex-Bundeskanzler nicht regiert, sondern gewohnt. Seinem Bedürfnis gemäß wurde hier sogar nicht einmal dann über Politik geredet, wenn Charles de Gaulle oder ein anderer ausländischer Staatsgast zu Besuch war.
Adenauer war 1935, erst mit 59 Jahren also, hier hinter Bonn gezogen, und dies nicht freiwillig. Die Nazis hatten ihn nach 16 Jahren als Kölner Oberbürgermeister zunächst aus dem Amt und dann aus der Stadt gejagt. So wohl er sich die nächsten 32 Jahre in Rhöndorf auch fühlte, blieb er doch bis zum letzten Atemzug Kölner. Das Haus steckt voller Kölner Erinnerungsstücke, und Bonn, die neue Nachkriegshauptstadt, war ihm lediglich wegen ihrer Nähe zum Dom sympathisch.
Nun muss allerdings erwähnt werden, dass die Adenauers hier nicht so ganz schlecht wohnten. Haus und Garten erstrecken sich beinahe komplett über einen sehr repräsentativen Steilhang zum Rhein hin, in den zwecks ebenen Wohnens und Spazierens acht Terrassen gearbeitet wurden. Das Haus offeriert eindrucksvolle Blicke über den Fluss zum Rolandsbogen und gen Norden zum Drachenfels (s. S. 132). Inspiriert von der Landschaft seines Urlaubsortes am Comer See, ließ sich Adenauer eine italienische Gartenwelt anlegen, in der vor allem die zahlreichen Rosenbeete auffallen. Der alte Bundeskanzler liebte diese Blumen, betätigte sich aber nicht als Züchter, wie oft fälschlicherweise behauptet wird. Seiner größten Leidenschaft widmete er auch den größten zusammenhängenden Platz dieser Terrassenanlage. Nordöstlich über dem Wohnhaus stößt der Besucher auf einen zunächst befremdlichen, länglichen Ascheplatz, der bis heute sportlich gepflegt wirkt. Planiert wurde er einst für jenes Spiel, das Adenauer jeden Tag nach seinem Job als Kanzler zum Abschalten brauchte: Boccia. Und weil er nicht selten erst im Dunkeln heimkam, steht hier oben sogar eine schön geschwungene Straßenlaterne.