Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 24
16 DAS DEUTSCHE ECK
ОглавлениеDer Kaiser, die Festung, zwei Flüsse
Wo zwei große Flüsse sich vereinen, da entsteht stets ein großes Schauspiel. Im Falle von Mosel und Rhein empfanden das auch die Preußen nicht anders. Nach dem Tod Wilhelms I. schossen im ganzen Land bombastische Standbilder des Kaisers aus dem Boden. Wie überall ehrte man damit auch in Koblenz den Feldherren jener drei Kriege von 1864, 1866 und 1870/71, die zur Gründung des Deutschen Reiches geführt hatten.
Ursprünglich rührt die Bezeichnung Deutsches Eck von den Deutschordensrittern her, die hier an der Moselmündung nach 1216 ihren Verwaltungssitz anlegten. Noch bis weit ins 19. Jh. hinein ragte lediglich eine Mole ins Wasser, die zusammen mit einer vorgelagerten Sandbank einen kleinen Hafen sicherte. Im Koblenzer Volksmund trug sie den wenig pompösen Namen Honsschwanz (Hundsschwanz). Nach der Befestigung jedoch wuchs hier jenes 37 m hohe Denkmal auf, dessen obere 14 m das Reiterstandbild ausmachen. Sein Schöpfer Bruno Schmitz verantwortet auch die ähnlich monumentalen Bauwerke des thüringischen Kyffhäusers (s. S. 106) und des Völkerschlachtsdenkmals in Leipzig.
Im März 1945 wurde das symbolträchtige Werk von einer amerikanischen Granate weitgehend zerstört. Bis Anfang der 1990er-Jahre blieb Wilhelms Podestplatz leer – umgewidmet zum Mahnmal der deutschen Einheit. Kaum war diese erreicht, machte man sich in Koblenz an den Wiederaufbau. Trotz zeitweise massiver Proteste gegen den Kaiserkult wacht der „Kartätschenprinz“ von 1848 seit 1993 wieder über den Rhein-Mosel-Zusammenfluss.
Den schönsten Blick auf die Szenerie genießt man von der ebenfalls preußischen Feste Ehrenbreitstein aus. 118 steile Meter über dem östlichen Flussufer erhebt sich die nach Gibraltar größte historische Festungsanlage Europas. Schon vor Urzeiten hatten Menschen diesen strategisch günstigen Aussichtspunkt besiedelt, die ältesten Funde stammen aus der Jungsteinzeit. Majestätisch ist das Panorama, und majestätisch fließen die beiden Flüsse dahin. Ihre Majestät Kaiser Wilhelm hingegen wirkt von hier oben, nun ja, eher winzig.