Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 12
04 DIE ÄLTESTEN DEUTSCHEN BÄUME
ОглавлениеDie Linde, die Buche, die Eiche und die Eibe
Von alten Bäumen geht eine eigentümliche Faszination aus. Sie stehen für Kraft, für Würde und nicht zuletzt auch geografisch oft im Zentrum einer Gemeinde. In vielen deutschen Orten dominiert noch heute die Dorflinde den Platz zwischen Kirche und Gastwirtschaft, so auch in Effeltrich.
Die Tanzlinde, wie sie vor Ort genannt wird, diente in alter Zeit als Gerichtsstätte des Dorfes. Außerdem wurden ihre senkrechten Triebe über Jahrhunderte zur Bastgewinnung abgeschnitten, was ihr die charakteristische weit-ovale Krone einbrachte. Machtvoll nach oben wuchs hingegen der Eckerbaum von Datterode. Wo die imposante Rotbuche in der Vergangenheit Äste verlor, hat sie geheimnisvolle schwarze Augen herausgebildet, die den Wanderer an ein außerirdisches Wesen denken lassen.
Einen ausgesprochen friedlichen Eindruck macht da vergleichsweise die St.-Wolfgangs-Eiche in Thalmassing. Wenn jemals eine Eiche „knorrig“ war, dann dieses Exemplar mit seinem über 10 m Umfang messenden, verwachsenen Stamm. Schon im 10. Jh., so erzählt man sich, habe der heilige Wolfgang unter ihrer Krone gepredigt. Ohne Legende oder schmückenden Beinamen kommt hingegen die Alte Eibe von Balderschwang daher. Manche Quellen dichten ihr ein Alter von 4.000 Jahren an, aber das ist wohl ein wenig übertrieben. Der bescheidene Baum, einziger Überlebender eines früheren Mischwaldes, steht heute einsam am Ortsrand auf einer recht steil abfallenden Alpwiese.
Sämtliche der hier aufgeführten Bäume gehören zu den ältesten Exemplaren Deutschlands. Ob sie wirklich über 1.000 Jahre auf dem Buckel haben, sei dahingestellt. Denn weil ihr Kern verrottet ist, können keine dendrochronologischen Untersuchungen mehr angestellt werden. Aber Jahresringe hin oder her: Sie alle schlagen in jedem Frühjahr aufs Neue aus und entwickeln eine grüne Krone.
Keinen vorderen Platz im Ranking der ältesten Bäume belegt allerdings die Esche. Als Weltenbaum Yggdrasil geistert sie zwar seit unvordenklichen Zeiten durch die germanische Mythologie. Aber tatsächlich erreicht sie nur ein Alter von maximal drei Jahrhunderten.