Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 23
15 CHECKPOINT CHARLIE
ОглавлениеEin Grenzposten mitten in Berlin
Die kleine Grenzbaracke auf dem Mittelstreifen der Friedrichstraße ist kein Original. Ein wenig verloren wirkt sie heute zwischen Großstadtverkehr, Kommerzbunkern und Pressehäusern. Andererseits steht der einstige Diplomatenübergang wie kein anderer Ort als Symbol für die Teilung der alten und neuen Hauptstadt. Nicht nur war er Schauplatz spektakulärer Fluchtversuche – geglückter und tragisch misslungener. Sondern genau hier schien auch für einen kurzen historischen Moment der Dritte Weltkrieg auszubrechen. Am 27. Oktober 1961 war das, Panzer aus den USA und der UDSSR standen sich gefechtsbereit gegenüber. Die Bilder gingen um die Welt, verbreiteten Angst. Und tatsächlich weiß man heute, dass die Kommandeure beider Seiten den Befehl hatten, notfalls loszuschlagen.
Zwei Jahre danach eröffnete der Historiker Rainer Hildebrandt das Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Belebt, geradezu vollgestopft wirken diese Räume, so, als seien die Bewohner nur kurz außer Haus. Die Geschichte des Mauerbaus wird hier ganz im Sinne des Wortes sehr „dicht“ präsentiert, sie rückt dem Besucher spürbar nah. Beklemmende Höhepunkte eines Rundgangs: Fluchtautos, deren Menschenverstecke kaum zu erahnen sind, und die Wand für Peter Fechter, der ganz hier in der Nähe 1962 angeschossen verblutete.
Hildebrandt hatte seine Sammlung ursprünglich an der Bernauer Straße präsentiert, die über ihre volle Länge die Grenze bildete. Dort findet man heute das „Dokumentationszentrum Berliner Mauer“ samt dem längsten noch erhaltenen Mauerstück. Noch immer beeindruckt die betonierte Starre dieser grotesken Konstruktion. Wer hier den Aussichtsturm erklimmt, bekommt einen veritablen Eindruck davon, was es heißt, solch einen gigantischen Mauerring mitten durch eine gewachsene Großstadt zu ziehen. Um einigermaßen die Linie zu halten, war der „antifaschistische Schutzwall“, wie die DDR ihn nannte, zuweilen identisch mit der Außenwand von Wohnhäusern. Den Menschen dort drinnen wurden kurzerhand die in den Westteil weisenden Türen und Fenster zugemauert. Später siedelte man die Bewohner um und riss die Gebäude ab.