Читать книгу 101 deutsche Orte, die man gesehen haben muss - Bernd Imgrund - Страница 21
13 DIE BURG ELTZ
ОглавлениеNie zerstört in 850 Jahren
Im Speisesaal, direkt hinter der großen Tafel, prangt die derbe Visage eines Schelms an der Wand. Hier darf jeder offen sprechen, heißt das, in diesen vier Wänden herrscht „Narrenfreiheit“. Der Große Saal, wie der Raum auch genannt wird, bildet das Zentrum der überaus verschachtelten Burg. Gleich drei Eltz-Söhne bauten hier parallel an ihrem Stammsitz. Jede Linie hatte ihre eigenen Bedürfnisse und architektonischen Vorlieben. Aber im Großen Saal kamen sie alle, die Kempenichs, die Rübenachs und die Rodendorfs, zusammen und sprachen sich aus.
Einzigartig in der Region ist der bauliche Zustand der Burg: Sie wurde in ihrer 850-jährigen Geschichte niemals zerstört. Und das will etwas heißen in der Eifel, die immerhin den Grenzraum der einstigen Erzfeinde Deutschland und Frankreich bildet. Nahe am Abgrund stand die Burg in den Jahren 1688/89, als die Franzosen wieder einmal an den Rhein vorrückten. Louis XIV., der selbstherrliche Sonnenkönig, war in den Pfälzischen Erbfolgekrieg involviert, und auf dem Rückmarsch brandschatzten seine Truppen alles, was nicht niet- und nagelfest war. Zahllose Burgen von der Eifel über den Hunsrück bis zur Pfalz wurden geschleift, die Burg Eltz entging der Katastrophe nur durch eine glückliche Fügung. Auch diese hatte allerdings einen militärischen Hintergrund. Denn mit Hans Anton zu Eltz-Üttingen stand ein Spross der Familie als ranghoher Offizier im Dienste der Franzosen.
Ihm verdanken somit auch die heute in der 33. Generation regierenden Burgherren den außerordentlichen Reichtum der Innenausstattung. Die Wände schmücken flämische Tapisserien aus dem 16. Jh. oder auch mal ein echter Cranach. Zur luxuriösen Einrichtung der 100 Zimmer zählen allein 40 Feuerstellen, hier in der Osteifel musste niemand frieren. Und auch zum Abort hatte man es nicht weit. 20 kleine Toilettenräume standen den Bewohnern zur Verfügung. Stets an einem Fenster installiert, waren sie immer gut durchlüftet. Und weil Pumpsysteme in dieser Höhe dann doch zu aufwendig gewesen wären, bediente man sich bei der Spülung des Regenwassers.