Читать книгу Kommissar Terani ermittelt - Bettina Bäumert - Страница 16
8
ОглавлениеLeonard Terani fühlte sich gut. Mit einem beachtlichen Abstand zum Hauptfeld des Rennes, lief er jetzt im Windschatten eines untersetzten, drahtigen Sportlers. Dieser Mann lief gleichmäßig und flüssig, weshalb Leonard beschloss, bis kurz vor dem Ziel dicht hinter ihm zu bleiben. In der Zielgeraden, so hoffte er, würde er sich dann mit diesem, ihm ebenbürtigen Gegner ein aufregendes Wettrennen liefern können.
Leonards Skier glitten schnell und voller Leichtigkeit durch den Schnee. In Vorfreude auf den bevorstehenden Zweikampf, glich er seinen Laufrhythmus an den seines Vordermannes an. Während er auf das leise Knirschen des Schnees unter seiner schnell dahingleitenden Skier hörte, malte er sich im Geiste bereits aus, wie die Zuschauer bei ihrem Kräftemessen jubeln würden.
Doch plötzlich musste Leonard völlig unerwartet abbremsen. Der Laufrhythmus seines Widersachers hatte sich verändert. Seine Bewegungen hatten an Harmonie und Geschmeidigkeit stark eingebüßt. Der Mann vor ihm wurde zusehends langsamer. Auch sein Stockeinsatz wurde mit einem Male fahrig und kraftlos. Bis dato hatte Leonard den Eindruck gehabt, der Mann würde über schier unerschöpfliche Kräfte verfügen. Allem Anschein nach war dem doch nicht so. Ausgerechnet in der Zielgeraden machte sein Gegner schlapp.
Enttäuscht zog Leonard an ihm vorbei. Als er dabei zu ihm sah, zuckte er erschrocken zusammen. Der Mann neben ihm keuchte schwer, wobei er sich mit vor Angst weit geöffneten Augen an die Brust fasste. Im nächsten Moment glitt er zu Boden. Leonard konnte gerade noch ausweichen.
„Verdammt“, fluchte er halblaut, wobei er eiligst seine Skier abschnallte.
Der Sportler lag mit blau verfärbten Lippen und röchelnd auf dem Boden. Leonard kniete sich erschrocken neben ihn.
„Einen Arzt!!! Schnell!!!“, schrie er in die vor Schreck erstarrte Zuschauermenge.
Als er den Mann aus seiner verkrümmten Lage in die Rückenlage drehte, hörte er eine dunkle Stimme energisch und befehlend rufen.
„Einen Notarzt! Schnell! Wer hat ein Handy? Der Mann hat einen Herzanfall!!“
Gleich darauf kniete sich der unbekannte Läufer neben Leonard in den Schnee. Routiniert tastete der Fremden nach dem Puls des Verunglückten. Der Mann lag mittlerweile völlig reglos im Schnee.
Leonard hatte bereits die Jacke des Mannes geöffnet. Der Fremde nickte zustimmend.
„Wir müssen Herzdruckmassage machen“, befahl er knapp.
„Sie sind Arzt?“, murmelte Leonard.
„Dreißigmal Herzdruckmassage, dann zweimal Mund-zu Mund-Beatmung. Legen Sie …“
„Ich weiß, wie das geht“, unterbrach ihn Leonard.
Sie kämpften jetzt schweigend und mit vereinten Kräften um das Leben des Verunglückten.
Als endlich der Notarztwagen kam, hatte Leonard das Gefühl, sie hätten sich bereits eine Ewigkeit um den Mann gekümmert.