Читать книгу Kommissar Terani ermittelt - Bettina Bäumert - Страница 18

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Als, Serafina, Fridolin und Ulrike die Unglücksstelle erreichten, waren sie völlig außer Atem. Für einen erschreckend angstvollen Moment hatten die Freunde angenommen, Leonard sei auf der Strecke zusammengebrochen. Jetzt halfen sie ihrem Freund so gut es ging, die Ansammlung Schaulustiger hinter das Absperrband zurück zu drängen.

In dem Moment, in dem der Fahrer des Ambulanzwagens vorsichtig durch das gesicherte Areal fuhr, entstand erneut ein Tumult. Eine kleine, trist gekleidete Frau mittleren Alters, mit verrutschter, farbloser Wollmütze und ebenso eintöniger Winterjacke, drängte sich aufgeregt durch die Reihen der Gaffer. Was ihr allerdings nicht wirklich gelang.

„Bitte!!! Bitte!! Lasst mich durch!“, rief sie mit schriller Stimme. „Das ist mein Mann! Bitte! Da unten liegt mein Mann!“

Leonard sah überrascht auf. Kurz darauf schritt er energisch ein, sodass die Frau durch die dicht an dicht stehenden Menschen gelangen konnte. Als sie bei ihrem Helfer ankam, klammerte sie sich weinend an ihn.

„Bitte, sagen Sie mir, was los ist. Was ist mit meinem Mann? Oh mein Gott, sagen Sie schon! Was ist mit ihm?!“, jammerte sie angstvoll.

Dabei sah sie entsetzt von Leonard zum Notarzt, der noch immer neben ihrem leblos am Boden liegenden Ehemann kniete. Plötzlich versagten ihre Beine. Sie hatte keinen Halt mehr und rutschte langsam in sich zusammen. Leonard konnte die Frau gerade noch auffangen. Sie sah ihn mit tränennassem Gesicht zitternd und voller Panik an.

„Es geht ihm doch gut? Nicht wahr? Der Arzt kümmert sich um ihn? Sagen Sie mir bitte, dass es meinem Mann gut geht. Er ruht sich bestimmt nur ein bisschen aus, nicht wahr? Sie sind doch mit ihm gelaufen. Ich habe Sie doch bei ihm gesehen. Sie waren dicht neben ihm. Es geht ihm gut, nicht wahr? Es geht ihm gut?“, wiederholte sie laut schluchzend immer und immer wieder.

Mit einem Male fühlte sich Leonard Terani hilflos und völlig überfordert. Er hatten nicht die geringste Ahnung, was er der Frau antworten sollte. Ihr Mann hatte einen Herzstillstand. Als Leonard vom Notarzt abgelöst wurde, schlug sein Herz zwar wieder, allerdings ließ die bedenkliche Miene des Mediziners nichts Gutes ahnen. Also was sollte er ihr sagen? Er fand keine Worte, die auch nur annähernd hätten Trost spenden können.

Die Frau hatte Leonard nicht aus den Augen gelassen. Durch sein nicht zu übersehendes Grübeln und sein Zögern geriet sie erneut in Panik. Weshalb sie ihre Finger noch fester in Leonards Arm drückte.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich der Sportler neben Leonard, der sich kurz zuvor noch mit ihm zusammen um den Verunglückten gekümmert hatte. Beruhigend und mit kaum vernehmlichen Worten redete er auf die völlig aufgeregte, zitternde Frau ein. Dabei löste er sachte ihre verkrampften Finger aus Leonards Jacke. Jetzt wimmerte die Frau nur noch leise. Der Fremde wandte sich lächelnd an den Kommissar.

„Ich bin Psychologe, um Ihre Frage etwas verspätet zu beantworten. Wenn Sie nichts dagegen haben, kümmere ich mich jetzt um die Dame“, raunte er Leonard mit angenehmer Stimme zu.

Leonard stimmte dem abermaligen, unerwarteten Beistand des Fremden erleichtert zu. Die Frau, die sich auf die Frage des Psychologen nach ihrem Namen, schüchtern mit Ruth Hauswirt vorgestellt hatte, konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Weswegen Leonard dem Arzt half, Frau Hauswirt zu dem noch immer wartenden Krankenwagen zu begleiten.

Dabei wurde sein Blick fast magisch von den knallroten Schuhen des Doktors angezogen. Die roten Handschuhe, wie auch die auffällige Mütze waren ihm bereits bei den Erst-Helfer-Maßnahmen aufgefallen. Bis auf diese farblichen Accessoires war der Mann allerdings völlig unauffällig und dunkel gekleidet.

Dem Psychologen war die eingehende Musterung Leonards nicht entgangen. Er lächelte. Für einen winzigen Moment hatte der Kommissar das Gefühl, in den blauen Augen des Arztes würde ein kleiner Funken gutmütiger Spott aufblitzen.

„Mein Fachgebiet ist die Seele des Menschen. Womöglich brauche ich deshalb, sozusagen zum Ausgleich ob all der Traurigkeit und Unsicherheit mancher Menschen, hin und wieder einen grellbunten, äußerst auffälligen Farbklecks in meiner Garderobe. Sozusagen als Gegenstück zur Dunkelheit der menschlichen Seele“, murmelte der Psychologe ernst.

Für Leonard klang diese Bemerkung seltsam. Im Grunde kamen die Worte des Psychologen einer Entschuldigung gleich.

Kommissar Terani ermittelt

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