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MORLAIX – HAFEN IM HINTERLAND

IM RHYTHMUS DER GEZEITEN


Morlaix zwängt sich in eine enge Talsohle am Zusammenfluss des Jarlot und des Queffleuth, die sich hier zur Rivière de Morlaix vereinen. Zwischen steilen Waldhängen fließt die Rivière de Morlaix weiter Richtung Meer, das ihr zweimal täglich bei jeder Flut entgegenkommt und die Boote im Jachthafen schaukeln lässt.


Knapp zehn Kilometer liegt Morlaix hinter der Küste, doch Ebbe und Flut sind bis an die Kais spürbar. Weil der Hafen trotz der Lage im Landesinnern bei Flut schiffbar ist, stieg die Stadt im 16. Jahrhundert zur Drehscheibe für den Handel zwischen Hinterland und Küste auf. Vor allem Leinen, das in Morlaix gewoben wurde und dessen Anbau den Reichtum des nördlichen Léon ausmachte, ging von hier in die ganze damalige Welt. Auf Geheiß des Königs entstand 1736 zudem eine Tabakmanufaktur, die um 1870 über 1800 Menschen Brot und Arbeit gab. Fini – der Bau ist längst Kulturzentrum. Auch der Handelshafen hat ausgedient. Morlaix gibt sich heute als beliebter Ankerplatz für Freizeitsegler, die Armada schicker Jachten zeigt sich entsprechend mächtig. Kein noch so hoher Mast im Jachthafen kann es mit den schwindelerregenden Bögen des berühmten Viadukts von Morlaix aufnehmen. Mit dem 58 Meter hohen und 292 Meter langen Bauwerk erreichte die Eisenbahn 1863 die Stadt, was gleichbedeutend für den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung war. So gewaltig ist das Viadukt, dass sogar die spätgotische Kirche St-Mélaine in seinem Schatten verschwindet. Über die Stufen der Rampe St-Mélaine geht es zur Rue Ange de Guernisac hoch. Hält man sich links, geht es über die Venelle aux Prêtres weiter auf die erste, für Fußgänger freigegebene Etage des Viadukts. Ganz Morlaix liegt einem von hier oben zu Füßen.

Laterne, Laterne …

Auf der Nordseite der Place Allende laden die reich verzierten Fachwerkfassaden dazu ein, den Kopf in den Nacken zu legen und den Hals zu recken. An einem Eckhaus streckt die Figur des unter der Last von Steuern, Raub und feudaler Willkür geduckten Bonhomme de Morlaix die Zunge heraus. Prunkstück unter den stolzen Fachwerkbauten bleibt die Maison de la Reine Anne. Hinter der dreifach auskragenden Fassade, die Karyatiden, böse Geister, aber auch harmlose Heilige zieren, soll Herzogin Anne de Bretagne 1505 anlässlich einer Wallfahrt nach Le Folgoët übernachtet haben. Mit dem prachtvollen Bau aus dem 15. Jahrhundert blieb in Morlaix eines der letzten sogenannten Laternenhäuser erhalten. Im für die Händlerpalais von Morlaix typischen Baustil fällt durch den von einem Glasdach beschirmten Innenhof Licht in die unteren Stockwerke. Eine einzige Eichensäule trägt in der Maison de la Reine Anne die Hauptlast der elf Meter hohen Treppe, deren Balustraden auf allen drei Etagen kunstvoll gearbeitet sind.

Auch in der Grande Rue lohnt es, den Hals zu recken. Jedes Haus an der mittelalterlichen Hauptstraße spricht mit über alle Etagen verteilten Holzfiguren von Johannes dem Täufer, der Heiligen Jungfrau, des Erzengels Gabriels oder der Heiligen Barbara fromme Bände. Die Hausnummer 9 steht als ein weiteres Laternenhaus zur Besichtigung frei – die Maison à Pondalez stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist eine Außenstelle des städtischen Museums.


DIE PERSPEKTIVE TÄUSCHT: SO HOCH WIE DIE EISENBAHNBRÜCKE VON MORLAIX REICHT KEIN MAST IM HAFEN. UND SO EINLADEND WIE DIE PLACE DES OTAGES IST KEIN ANDERER PLATZ DER STADT.

Zeit für eine Pause! An der Place des Otages ziert auf Höhe des schlossartigen Rathauses ein Musikpavillon aus der Belle Époque die Aussicht. Ungefähr ebenso alt ist das Grand Café de la Terrasse auf der Westseite des Platzes. Im Café, das seit über hundert Jahren Treffpunkt aller Morlaisiens ist, legte die allererste Tour de France 1901 einen Etappenhalt ein. Die gewundene Innentreppe und das originale 1900er-Interieur sind bis heute unwiderstehlich.


DAS MEGA-MAUSOLEUM

Auf einer schmalen Landzunge am rechten Ufer der Rivière de Morlaix lockt mit dem Grand Cairn de Barnenez Europas größtes Mausoleum der Megalithkultur. Von Weitem wirkt der 75 Meter lange und neun Meter hohe, in mehreren Terrassen aufgeschichtete Hügel geradezu erhaben, was der Bedeutung der in seinem Inneren bestatteten Fürsten entspricht. Einige der insgesamt elf Kammergräber können besichtigt werden. Ausgrabungen ergaben, dass um 5500 v. Chr. mit den Arbeiten begonnen wurde, aber selbst im Mittelalter Teile des Baus noch genutzt waren. Seit 1955 untersuchen Archäologen den Grand Cairn. Zuvor hatte das Département ihn als Steinbruch freigegeben. Erst der vehemente Einspruch von Forschern und Journalisten verhinderte, dass eines der wichtigsten Zeugnisse der Megalithkultur in der Bretagne zu Straßenschotter zerschreddert wurde.

WEITERE INFORMATIONEN

Morlaix, www.baiedemorlaix.bzh

Maison de la Reine Anne, www.mda-morlaix.com

Maison à Pondalez, http://musee.ville.morlaix.fr/visite-commentee-de-la-maison-a-pondalez

Café de la Terrasse, https://de-de.facebook.com/La.Terrasse.Morlaix

Cairn de Barnenez, www.barnenez.fr

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