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SAINT-GILLES-CROIX-DE-VIE – TIPP IN DER VENDÉE

DIE HAUPTSTADT DER SARDINE


Feine goldene Sandstrände, 22 an der Zahl, säumen bei Saint-Gilles-Croix-de-Vie die Küste der Vendée. Doch es ist die Sardine, die das Seebad an der Vie südwestlich von Nantes auszeichnet: als Site remarquable du Goût, als einen ganz besonderen Ort des Genusses.


Die Sardine von Saint-Gilles-Croix de Vie ist eine Spezialität, die tief verwurzelt ist in der Küche, der Kultur und der Alltagsgeschichte der Stadt. Alljährlich Anfang Mai erreichen die ersten Frühlingssardinen die Küste von Saint-Gilles-Croixde-Vie. Morgens um fünf fahren die Fischer hinaus. Gegen zehn Uhr kehren sie in den Hafen zurück und versteigern ihren frischen Fang in der Criée, der Fischauktionshalle am Kai der Fischer.

Ihre Kutter sind Kraftprotze, hochgerüstet für die wuchtigen Wellen des Ozeans und die riesigen Schleppnetze, die über den Meeresboden des Atlantiks ziehen. 35 Meter lang und bis zu 15 Meter tief, holen sie tonnenweise die Sardine heraus, die später als einzige das französische Gütesiegel Label Rouge trägt. Die Schleppnetzfischerei brachten Männer nach Saint-Gilles-Croix-de-Vie, die sich am rechten Ufer auf der sumpfigen Petite Île niederließen: Mauren. Le Maroc nannte das Volk das Fischerviertel. Wie einst im Innern der niedrigen, weiß getünchten Katen gelebt wurde, verrät die Maison de Pêcheur. Dreizehn Menschen – ein Fischer mit Frau und elf Kindern – lebten dort in zwei winzigen Zimmern. Zu viert schliefen die Kinder quer im großen Bett. Im Innenhof gab es ein Plumpsklo. Wasch- und Trinkwasser holten sie vom Brunnen. Es war ein hartes Leben, geprägt von Entbehrungen. Die Reeder, Kapitäne und Kaufleute residierten am linken Ufer der Vie in stattlichen Häusern. Ihre Fassaden erzählen von den Reisen der Bewohner. Viele Mauern und Gärten entstanden aus Schiffsladungen: ein buntes Sammelsurium der Geologie Europas und Nordafrikas.


»DAS LEBEN« BEDEUTET DER FLUSSNAME LA VIE. IN SAINT-GILLES BASIERT ES AUF DER SARDINE.

Wie die Sardine vor Ort verarbeitet wird, verrät die letzte Fischkonservenfabrik der Vendée bei Führungen. Bis heute sind es vor allem Frauen, die in der Conserverie Gendreau die Sardine verarbeiten. Und das bis heute frisch von Bord – und nicht, wie in der Bretagne, auf Eis gelagert in riesigen Kühlschiffen. Nur die allerfeinsten Sardinen kommen als millésime in die Büchse. Dort erhalten sie von den Künstlerinnen Delphine Cossais und Coralie Joulin eine so kunstvolle Verpackung, dass die Dosen der Jahrgangs-Editionen längst Sammlerstücke sind. Verkauft werden sie im Atelier de la Sardine. Zum Fabrikverkauf am Stadtrand gehört ein kleines Museum, das die Geschichte der 1887 gegründeten Fischfabrik erzählt.

Niemals ohne Fisch!

Den Auftakt jeder neuen Fangsaison feiern die Stadt und die Bruderschaft der Confrérie de la Sardine mit dem Printemps de la Sardine. Bis in den Oktober hinein fangen die rund zwei Dutzend örtlichen Fischer den kleinen blau-schimmernden Fisch. Einer von ihnen, Virgile Thomazeau, nimmt an Bord seines Kutters »L’Ami du Pêcheur« sogar Gäste mit zum Sardinenfang. Ganz im Zeichen der Sardine steht auch die Regatta der Stadt. Die Zweihandsegel-Veranstaltung Sardinha Cup ist Teil der französischen Elite-Offshore-Racing-Meisterschaft und findet alljährlich Anfang April statt.

Im Hafen ist die Sardine ins Pflaster eingelassen. Als Schwarm führt sie beim Stadtspaziergang zu 14 Stationen. Auch zur Place Guy Kergoustin, wo sich zu Füßen der Heiligkreuzkirche jeden Mittwoch- und Samstagvormittag ein großer Wochenmarkt erstreckt. Zwischen Obst und Gemüse von den Gärtnern von Saint-Hilaire, Wurst und Käse, Schuhen und Schmuck, Mode und Textilien empfiehlt sich dort die lokale Spezialität als Delikatesse zum Dîner: Sardine zum Grillen.


ATLANTIK-IDYLL ÎLE D’YEU

Wild branden die Wellen gegen die Klippen. Gellend schreien die Möwen, wenn die Fischer mit ihrem Fang in den Hafen zurückkehren. Leise streicht die stete Brise durch Dünen, Heide und Kiefern. Sanft wiegen sich Stockrosen mit leuchtenden Blüten vor weiß gekalkten Fassaden. Die zehn Kilometer lange und maximal 3,7 Kilometer breite Île d’Yeu ist ein Insel-Traum, nahezu autofrei und so kompakt, dass das Rad genügt, um ihre vielen Welten zu entdecken: die Inselhauptstadt Port-Joinville, die wilde Côte Sauvage mit ihrer Festung auf dem Fels, die Badebucht der Plage des Soux und den Markt von Saint-Sauveur. Das ganze Jahr hindurch schippern Fähren von Saint-Gilles-Croix-de-Vie hin zum Eiland im Atlantik, das nur zehn Seemeilen von der Vendée-Küste entfernt ist – und doch Lichtjahre von Hektik und Stress.

WEITERE INFORMATIONEN

Saint-Gilles-Croix-de-Vie, www.payssaintgilles-tourisme.fr

Île d’Yeu, www.yeu-insel.com

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