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DIEPPE – BEACHEN UND BUMMELN AM ÄRMELKANAL

DIE BÄDERPREMIERE


Dieppes Name geht auf das normannische »djepp« für tief zurück, was sich auf die Mündung der Arques bezieht, an der die Stadt entstanden ist. In den 1820er-Jahren lancierte die Herzogin von Berry hier die Mode, im Meer zu baden. Bald folgten ihr tout Paris und wahre Scharen von Briten.


Dank der Eisenbahngesellschaft Chemin de fer de Paris à la mer trafen ab 1846 immer mehr betuchte Sommerfrischler aus Paris im nur 161 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Strandbad ein. Dieppe avancierte zum gesellschaftlichen Treffpunkt, mit einem Ballett von Krinolinen, Spitzenschirmchen, steifen Jacketts am langen, von den bleichen Kalkklippen der normannischen Alabasterküste gerahmten Kieselstand. Eine Uferpromenade mit opulenten Villen und palastartigen Hotels entstand. Mit der Fähre aus Newhaven, die bereits 1790 den Betrieb erstmals aufgenommen hatte, gesellten sich Briten der damals »besseren« genannten Stände hinzu. Das mondäne Treiben währte bis zum Zweiten Weltkrieg. Beim gescheiterten Landungsversuch anglo-kanadischer Truppen im August 1942 ging jedoch vieles von der glanzvollen Uferfront im Bombenhagel unter. Doch nicht so das alte Dieppe aus der Zeit vor dem Bädertourismus.

Die Fähre aus Newhaven spuckt noch immer britische Besucher an die Kais. Mit dem Zug aber kommt man nur noch mit Umsteigen aus Paris nach Dieppe. Der Frachthafen hat an Bedeutung verloren, seit die Rolle als wichtigster Hafen für den Import von Bananen von den Französischen Antillen und als zweitwichtigster Hafen für den Import exotischer Früchte an Le Havre gegangen ist.

Aber die größte Stadt an der Alabasterküste entpuppt sich nach wie vor als sehr lebendig. Vor allem am Samstag, wenn der große Wochenmarkt sich mit einem Meer von Ständen rund um die gewaltige spätgotische Pfarrkirche St-Jacques ausbreitet, brummt es in der Altstadt. Im Café des Tribunaux, dem Treffpunkt der Locals seit Generationen, sind alle Plätze besetzt. In der verkehrsberuhigten Einkaufsmeile aus Grande Rue und Rue de la Barre wird flaniert, diskutiert, eingekauft. Hinter dem Fischhafen wird mittags in der schicken Brasserie Le Comptoir à Huîtres großes französisches Restauranttheater mit fliegenden Kellnern und an den Tisch jonglierten Meeresfrüchteplatten gegeben.


DIE BURG IST EINE MIT VUE SUR MER. DAS LEBEN EINE ETAGE TIEFER FINDET BEI SCHÖNEM WETTER AM STRAND STATT. SCHMACKHAFTE JAKOBS-MUSCHELN GEHÖREN AUF JEDE ANSTÄNDIGE RESTAURANTKARTE.

Umstrittene Schnitzkunst

Lange vor Erfindung des Bädertourismus war Dieppe für seine Elfenbeinschnitzer, die Ivoiriers, berühmt. Für zahlungskräftige Kunden schnitzten die Kunsthandwerker Haushaltsgegenstände und Dekoratives aus kostbaren Elefanten-, Nilpferd- und Pottwalstoßzähnen, die seit dem 16. Jahrhundert aus Übersee im Hafen angelandet wurden. Für den kleinen Geldbeutel gab es das Sortiment aus günstigeren Materialien wie Schafsknochen oder Kokosnussschalen.

Im Museum der mittelalterlichen Burg, die Dieppe von einer Anhöhe beherrscht, sind drei Säle mit Werken einheimischer Ivoiriers bestückt. Weit über 200 der hochspezialisierten Handwerker haben einmal zum Reichtum der Stadt beigetragen. Noch immer gibt es eine Werkstatt in der Rue Ango, die den Strandboulevard mit dem Quai Henri IV und dem Jachthafen verbindet.

Am Kai erinnern barocke Fassaden und Arkaden an die Glanzzeit von Dieppe. Hinter dem Kai werden die Fassaden bescheidener. Bis zur Mündung der Arques erstreckt sich das enge Fischerviertel. Es ist der passende Standort für das Meeresmuseum Cité de la Mer – L’Estran. Der Name bezeichnet eine Sandbank, die im Rhythmus der Gezeiten trockengelegt und wieder vom Ärmelkanal verschluckt wird. Im Museum geht es um Küstenschutz, ozeanografische Pioniertaten, Bootstypen, um Dieppe als Hafenstadt. Und natürlich um Doraden, Quallen und die mit den Seepferdchen verwandten Grasnadelfische.


ENTDECKUNGEN AN DER KÜSTE

Varengeville-sur-Mer heißt das nonchalante, zu Dieppe gehörende Küstendorf ein paar Kilometer weiter die Alabasterküste in Richtung Westen hinauf. Dichte Buchenwälder verbergen Herrenhäuser. Weitläufige Parks wie der Bois de Moutiers, Shamrock oder Le Vasterival sind das Ziel von Gartenfreunden aus aller Welt. Das bemerkenswerteste Gebäude ist der kreisrunde Taubenturm im Maison d’Ango. Auf dem Seemannsfriedhof an den Klippen etwas außerhalb liegt Georges Braque begraben. Der Kubist hatte bis zu seinem Tod 1963 im Dorf ein Atelier. Ein Fenster und der Tabernakel in der Friedhofskapelle sind seine Werke.

WEITERE INFORMATIONEN

Dieppe, https://de.dieppetourisme.com

Château-Musée, www.dieppe.fr/mini-sites/musee-de-dieppe

L’Estran, www.estrancitedelamer.fr

Seemannsfriedhof Varengeville-sur-Mer, www.varengeville-sur-mer.fr/cimetiere-marin

Alabasterküste, http://cote-albatre-tourisme.fr

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