Читать книгу Träume - Calin Noell - Страница 11
Оглавление»Kiljan, wir wollen zurück, komm schon. Wir müssen die Verletzten zum Schloss bringen.« Raouls Stimme klang leise, fast zögernd.
»Ich ließ sie einfach gehen«, flüsterte er verzweifelt, erhob sich aber noch immer nicht.
Ben und Arndt, die mit der letzten Gruppe auf dem heiligen Berg eintrafen und inzwischen von den Geschehnissen wussten, musterten ihn betroffen. »Ean ist sich sicher, dass die Verbindung mit ihrem Seelensplitter ihr hilft, über den Schmerz hinwegzukommen«, sagte Arendt ruhig.
Endlich wandte sich Kiljan ihnen zu und erhob sich. »Ich müsste derjenige sein, der für sie da ist. Ich sollte ebenjener sein, dem sie vertraut. Stattdessen aber habe ich sie verraten und ließ sie dann einfach fortgehen, obwohl ich ihr und mir selbst schwor, genau das niemals wieder zu tun.«
Ohne ein weiteres Wort schritt er an ihnen vorbei. Besorgt zog Ben eine Augenbraue in die Höhe. Nachdenklich blickten sie ihm hinterher und beteten zu den Ahnen, dass sie einen Weg finden würden, der sie wieder miteinander vereinte.
Traurig klopfte Ben Arendt auf die Schulter und gemeinsam gingen sie zurück zu dem Sammelplatz der Gefallenen und Verletzten. Kiljan stand inzwischen bei Mael, der auf einer Trage lag und auf ihn einredete. Ganz offensichtlich stritten sie miteinander.
Arendt seufzte und schüttelte frustriert den Kopf. »Was geschieht jetzt mit den Verstorbenen, die wir nicht zu den Unseren zählen, ist dies bereits entschieden?«, fragte er Davie, als er an ihnen vorbeigehen wollte.
»Ja. Die Menschen verbrennen wir weiter unten auf der Lichtung, ohne Zeremonie, dennoch wird es dauern. Wir überwachen das Feuer in Schichten. Der Wald ist zu dicht und niemand möchte einen unkontrollierbaren Brand verursachen. Es sind zwanzig Menschen. Die sechsundzwanzig Dunkelelben übergeben wir ebenfalls den Flammen. Das einzige Zugeständnis, auf das wir uns einigten, ist ein separates Feuer. Die Verräter, die wir gefangen nahmen, bringen wir zum Schloss. Von uns verloren sechs Dunkelelben hier und im Wald ihre Lebensbahn, und wir nehmen sie mit, um sie mit allen Ehren zu bestatten. Die Verwundeten laden wir ein Stück weiter unten auf die Fuhrwerke.« Schweigend nickten sie und machten sich an die Arbeit.
»Kiljan, du kannst ihr nicht folgen. Du hast doch gehört, was Ean und Jul sagten, was sie selbst sagte. Sie wird wiederkommen. Gib ihr die Zeit. Und vergiss nicht, so schwer es dir auch fallen mag, wir verlassen uns jetzt auf dich. Du bist unser Oberhaupt, auch wenn du niemals darum gebeten hast. Wir haben viel zu tun und die Aufgaben werden dich ablenken.« Kiljan schnaubte. »Hab ein bisschen mehr Vertrauen, Kiljan. In dich und in sie. Sie wird nicht vergessen, was du ihr bedeutest und sie wird begreifen, dass du recht hattest, oder zumindest nicht unrecht. Die Zeit wird auch ihr helfen, zur Ruhe zu kommen und zu erkennen, dass du sie nur beschützen wolltest.«
Vorsichtig drückte Kiljan die Schulter von Mael und ging den Hügel hinauf zum Plateau. Tief seufzte er und wünschte, er könnte sich irgendwo verkriechen, doch er wusste, dass er gebraucht wurde.
Mael hatte recht. Während all dieser Zeit hatte er sich ununterbrochen gefragt, ob er überhaupt ein Oberhaupt sein wollte, nun aber stellte sich diese Frage nicht länger.
Eines jedoch schwor er sich schon sehr früh: Sollte es jemals dazu kommen, würde er ein besserer Anführer sein, als sein Vater es war, und jetzt musste er genau das beweisen. Später gab es noch genügend Zeit, sich selbst zu bemitleiden und sich seinem Kummer hinzugeben.