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COWBOYS UND INDIANER

Nachdem Jeff mich morgens am Büro abgesetzt hatte, wollte die Chefin wissen: „Wer war denn der silberne Zweisitzer?“ Ich schwieg.

„Was Neues?“, drückte sie nach. „Interessantes?“ Flammen der Neugierde züngelten.

Ich nickte verlegen.

„Da draußen laufen viele verrückte Spinner rum. Habe gerade selbst wieder diese Erfahrung gemacht, kann dich nur warnen.“

„Wovor?“

„Indianern oder Cowboys.“

„Wie bitte? Indianer oder Cowboys? Die gibt es hier doch gar nicht.“

„O doch, Vali, ernsthaft. Es wimmelt hier geradezu von ihnen.“ Sie lächelte verschmitzt.

„Kannst du mir das erklären?“

„Erklären? Da gibt es nichts zu erklären. So was muss man einfach wissen, sonst kann man böse in etwas reintreten, was klebt, stinkt oder gefährlich ist!“

„Bin heute etwas schwerfällig.“ Ich saß noch auf meiner Scholle im Universum.

„Also, bei der Indianer-Nummer liegen die Typen den ganzen Tag auf der Lauer, warten auf ihre Chance. Wenn sie kommt, und sie riechen sie förmlich, schlagen sie zu, holen sich siegessicher ohne Umschweife ihren Skalp. Das kann schmerzhaft sein. Die Cowboy-Nummer dauert länger. Er kommt anonym in die Stadt geritten. Wortlos wird der Gaul vor dem Saloon festgeschnallt. Grußlos betritt er die Bar, bestellt einsilbig Whisky und säuft. Er hört, wie eine Tür oben in der ersten Etage geöffnet wird. Sein Blick schweift gelangweilt nach oben, stockt. Sein Blick heftet sich auf Donna Doria. Ihre Brüste hochgeschnallt und gut sichtbar, kommt sie aufreizend in was Kurzem die Treppe runter. Bewaffnet mit einem vollmundigen Siegerlächeln, das jeden noch so Wortkargen sofort flachlegen könnte. Beim Cowboy regt sich schon was. Sie erklärt die Konditionen. Der Cowboy nimmt ihr Angebot ‚saufen, baden, ficken’ wortlos, aber lächelnd an. Bis jetzt wusste niemand, woher er kommt, wie er heißt und warum er da ist. Das bleibt auch so, bis er ganz beiläufig zu ihr den Satz sagt, den die meisten nichtprofessionellen Mädels hassen: ‚Schatz, ich muss jetzt weiterziehen.’ Er zahlt seine Zeche, reitet, wie er gekommen ist, wortlos aus der Stadt zur nächsten. Tadaa!“

Die Chefin streckte beide Arme aus. „Die Cowboy-Nummer.“ Ich schluckte.

„Nun, ich bin schon so lange mit meinen Büchern und meinem Büro liiert, da weiß ich, was ich habe. Bis der Richtige kommt, muss ich noch viele Indianer und Cowboys küssen. Bei meinen Büchern aber weiß ich, wo sie herkommen, was sie wollen und wohin sie mich führen. Dafür zahle ich gern.“

Mein Mund war wie bei einem Karpfen weit aufgerissen, saugte Luft ein. Ich verdaute, bevor ich antwortete: „Es tut mir unglaublich leid, dass du so ein Pech mit Männern hast. Aber vielleicht kommt ja eines Tages dein Traummann vorbei, der dich auf Händen trägt, dich mit Liebe überschüttet, guten Sex mit dir hat.“ Ich stand auf, legte meine Arme um ihren Hals, sah, dass sie Tränen in den Augen hatte, verstand das nicht. Sie war eine so tolle Frau. Waren die Typen alle blind?

„Danke, Vali. Ich gebe nicht auf. Hoffnung ist doch das Letzte, was stirbt. Mach dir keine Sorgen, Vali. Vielleicht gehören wir alle auf die Couch. Ganz nach dem Motto: lieber schizophren als ganz allein!“

Ich nickte zustimmend. Zwischenzeitlich waren meine Kollegen eingetroffen. Das hektische Treiben begann.

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