Читать книгу Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis - Cedric Balmore - Страница 10
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Zunächst fuhren wir in die Greene Street. Dort lebte Sebastiano Valdez. Der Stadtteil SoHo war nur einen Katzensprung vom Federal Building entfernt. Von einer Nachbarin erfuhren wir, dass sich Valdez in der Arbeit befand. Er fuhr eine Straßenkehrmaschine. Die Lady nannte uns auch den Betrieb. Wir ließen Valdez eine Vorladung zurück. Danach sollte er am folgenden Tag um 8 Uhr im Federal Building vorsprechen. Ich vermerkte unsere Zimmernummer auf der Vorladung.
Als nächstes statteten wir Hugh McLeod in der 38. Straße einen Besuch ab. Er war zu Hause und bat uns – nachdem wir uns ausgewiesen hatten – in seine Wohnung. McLeod war nur mit Unterhemd und Hose bekleidet. Er hatte sich seit mindestens drei Tagen nicht mehr rasiert. Übler Geruch drang uns aus der Wohnung entgegen. Es sah hier aus wie in einem Schweinestall. Auf der Couch im Livingroom lag eine Decke. Auf dem Tisch stand eine halbleere Flasche billigen Weines. Der Aschenbecher quoll über. Ein Blick in McLeods gerötete Augen sagte mir, dass der Bursche schon am hellen Vormittag angesäuselt war.
Für mich schied er als Mörder aus.
„Ich bin arbeitslos“, erklärte der Bursche. „Wenn ich mich bei einem Arbeitgeber vorstelle und in den Bewerbungsbogen schreibe, dass ich sieben Jahre eingesperrt war, habe ich schon verloren. Gelegenheitsjobs – ja. Aber eine richtige Anstellung finde ich nicht.“
Ich hätte ihm schon sagen können, woran das – unter anderem – lag. Aber ich hielt mich zurück.
Milo sagte: „Anlässlich der Verhandlung gegen Sie damals kam zur Sprache, dass Sie einem Satanszirkel angehörten, McLeod. Sind Sie nach Ihrer Haftentlassung diesem Zirkel wieder beigetreten? Haben Sie wieder begonnen, an Schwarzen Messen teilzunehmen und ...“
McLeod lachte fast belustigt auf, so dass Milo abbrach. Dann stieß der angetrunkene Bursche hervor: „Ich habe mich damals den Satansjüngern zugewandt, weil sie Rauschgift- und Sexorgien feierten. Allerdings war ich kein überzeugter Anhänger Satans.“ Wieder lachte McLeod auf. Er leckte sich über die Lippen, ging zum Tisch, nahm die Schachtel Marlboro, und schüttelte sich einen Glimmstängel heraus. Als er brannte und McLeod den ersten Zug inhaliert hatte, fuhr er fort: „Ich glaube weder an Gott noch an den Satan. Meine Teilnahme an den Schwarzen Messen diente ausschließlich der Befriedigung körperlicher Bedürfnisse. Im Suff erwürgte ich beim Sex eine dieser Schlampen, die Satan anbeteten. Das brachte mir zehn Jahre ein, von denen ich sieben absaß.“
„Wo waren Sie am dritten, zehnten, siebzehnten und vierundzwanzigsten Juni?“, fragte ich.
Er blinzelte mich an. „Wahrscheinlich habe ich hier auf der Couch gelegen und Fernsehen geglotzt. Es kann aber auch sein, dass ich auf der Couch lag und geschlafen habe. Warum fragen Sie das?“
„Weil an diesen Tagen – es war jeweils donnerstags – junge Prostituierte in der Morningside Avenue, Harlem, entführt worden sind. Man hat sie einige Tage später in irgendwelchen Parks gefunden. Ihre Herzen fehlten.“
McLeod kratzte sich hinter dem Ohr. „Sie sprechen von den Opfern des Schlitzers, nicht wahr?“
„So ist es.“
McLeod ging zur Couch und ließ sich drauf fallen. Sie ächzte verdächtig in der Federung. Das Ding sah aus, als hätte er es sich vom Sperrmüll besorgt. Der Bursche saugte an seiner Zigarette, als wäre es der letzte Zug eines Lebens, dann schnappte er: „Schieben Sie mir nur nichts in die Schuhe, Trevellian. Ich hab mit dem Satanskult nichts mehr am Hut. Wie ich schon sagte: Meine Tage verbringe ich mit Schlafen und Fernsehschauen. Da ich alleine lebe, habe ich für die Tage, die Sie genannt haben, natürlich kein Alibi. Aber ich muss meine Unschuld nicht beweisen.“
„Besitzen Sie ein Auto?“
McLeod tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. „Ich – ein Auto?“ Er lachte rasselnd auf. „Nein. Wie sollte ich mir ein Auto leisten können? Wenn ich ein geregeltes Einkommen hätte, dann wäre das was anderes. Aber so ...“ Er brach vielsagend ab.
Wir verabschiedeten uns von McLeod. Als wir wieder im Wagen saßen, sagte Milo: „McLeod scheidet aus. Wie hätte er die Leichen der Frauen transportieren sollen? Außerdem vermittelte er ganz den Eindruck, vom Alkohol abhängig zu sein. Als Schluckspecht dürfte er andere Interessen haben, als Frauen die Herzen aus der Brust zu schneiden.“
Ich war Milos Meinung. Alles sprach gegen eine Täterschaft McLeods.
Wir fuhren zu Fred Harper. Er war zu Hause. Im Gegensatz zu McLeod wohnte er in einem ordentlich eingerichteten Apartment, er sah gepflegt aus und erklärte uns, dass er seit einem halben Jahr verheiratet sei. Seine Frau sei berufstätig. Sie sorge für das Geld, während er den Hausmann spiele.
„Haben Sie nach Ihrer Haftentlassung wieder Kontakt mit einem Satanszirkel aufgenommen?“, fragte ich. „Frönen Sie wieder dem Teufelskult?“
„Woran ich glaube, müssen Sie schon mir überlassen, Trevellian“, stieß Harper hervor. „Ja, ich glaube an den Satan. Aber ich bin nicht mehr aktiv tätig. Meine Frau würde dafür kein Verständnis aufbringen.“
Auf meine Frage nach einem Alibi für die Tage, an denen die Mädchen entführt wurden, antwortete Harper: „Meine Frau wird Ihnen bestätigen können, dass ich an den jeweiligen Tagen zu Hause war.“ Er räusperte sich, dann fuhr er fort: „Wie Sie wahrscheinlich wissen, bin ich auf Bewährung draußen. Zwölf Jahre habe ich abgebrummt. Ich habe nicht vor, mir die Bewährung zu verscherzen. Ich habe damals jenem Kerl, der mich angriff, eine verpasst. Er fiel derart unglücklich, dass er einen Schädelbasisbruch davontrug, woran er starb. Ich bin kein Straftäter im herkömmlichen Sinn, einer, der kriminelle Energie an den Tag legt und immer wieder rückfällig wird. Meine Straftat ordne ich mehr dem Bereich Unfall zu.“
„Sie sind also der Meinung, zu Unrecht verurteilt worden zu sein?“, fragte ich.
„Man hat mir fünfzehn Jahre aufgebrummt. Ich denke, Jury und Richter waren auf Grund der Tatsache, dass ich einem satanischen Zirkel angehörte, nicht objektiv.“
„Das Urteil wurde in der zweiten Instanz bestätigt“, wandte ich ein.
Harper winkte ab. „Ich habe mit den Morden an den Prostituierten nichts zu tun. Meine Frau kann Ihnen bestätigen, dass ich meine Abende zu Hause verbringe.“
Ich glaubte es ihm.
Zuletzt begaben wir uns nach Staten Island, in die Rockland Avenue, wo Richard Jackson lebte. Jackson war nicht zu Hause. Wir fragten bei einer Nachbarin nach.
Die Frau sagte: „Jackson arbeitet bei Jefferson-Industries Ltd., drüben, in New Jersey. Die Firma stellt Autobatterien her.“ Die Stimme der Frau sank herab, nahm einen verschwörerischen Ton an. „Vor zwei Monaten ist Jackson die Frau weggelaufen. Man sagt, Jackson sei mit HIV infiziert. Er soll sich bei einer Hure angesteckt haben. Was Genaues weiß man nicht. Jackson sieht jedenfalls schlecht aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass er in der Batteriefabrik mit Giftstoffen umgeht.“
„Wo lebt seine Frau?“
„Das müssen Sie Jackson schon selber fragen“, erwiderte die Lady. „Soviel ich weiß, muss er Unterhalt an sie bezahlen. Wahrscheinlich hat er sie sogar angesteckt. Aber das ist nur eine Vermutung. Man muss vorsichtig sein mit solchen Äußerungen. Denn man kann leicht in Teufels Küche kommen, wenn man Unwahrheiten in die Welt setzt.“
„Ja“, sagte Milo lächelnd, „das kann man. Darum sollte man sich hüten, unbestätigte Gerüchte in die Welt zu setzen.“
Die Frau nickte ernsthaft. „Das ist der Grund, weshalb ich immer ausgesprochen zurückhaltend bin.“
„Eine gute Einstellung, Ma‘am“, sagte ich.
Wir ließen auch Jackson eine Vorladung für den kommenden Tag 9 Uhr zurück.