Читать книгу Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis - Cedric Balmore - Страница 11
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Es war Donnerstag, 1. Juli. Laura Bennett, die 22-Jährige, schaute auf ihre Armbanduhr. Es war 22 Uhr 24. Laura trug nur ein sogenanntes heißes Höschen, ein freizügiges T-Shirt und Stöckelschuhe. In der linken Hand schwang sie eine kleine Tasche, in dem sie Lippenstift und ein paar andere Schönheits-Utensilien aufbewahrte.
Laura hatte Angst. Sie hielt sich in der Nähe der anderen Mädchen auf, die in der Morningside Avenue auf den Strich gingen. Der „Schlitzer“ hatte wieder zugeschlagen. Vor genau einer Woche war Belinda Brown spurlos verschwunden. Drei Tage später hatte man ihre Leiche gefunden.
Die Girls vom Straßenstrich hatten sich abgesprochen. Sobald eine von ihnen ein Auto bestieg, wurde von den anderen die Zulassungsnummer des Wagens notiert. Das gab zwar dem Mädchen, das mit dem Wagen gefahren war, keine Sicherheit, aber diese Vorsichtsmaßnahme entlarvte vielleicht den Mörder, falls er wieder zuschlug.
Die Angst hielt sie alle im Klammergriff. Aber die Gier der Zuhälter war stärker als die Angst der Mädchen. Und so standen sie auch nach dem vierten Mord auf der Straße und warteten auf Kundschaft.
Laura ging hin und her. Die Stöckel ihrer Schuhe klapperten leise. Heute lief das Geschäft nicht besonders. Sie hatte erst fünfzig Dollar eingenommen. Mark würde sauer sein. Mark war ihr Zuhälter. Er hatte Laura versprochen, dass sie mit fünfundzwanzig aufhören konnte. Bis dahin – so Mark – habe sie genug Geld verdient, um sich ein kleines Haus in Queens zu gönnen, sich in eine Firma einzukaufen und ein sorgenfreies Leben zu führen. Laura glaubte ihm. Sie war dem Burschen hörig. Darauf, dass er sie nur schamlos ausnutzte, kam Laura nicht. Daran, dass er gar nicht daran dachte, sein Versprechen einzulösen, dachte sie nicht. Sie liebte Mark – sie würde für ihn durchs Feuer gehen.
Autos fuhren langsam vorbei. Hin und wieder wurde eine zotige Bemerkung aus einem der heruntergekurbelten Fenster gerufen. Einige der Huren antworteten mit ordinären Sprüchen.
Ein Streifenwagen fuhr vorbei. Die Polizisten schauten weg. Sie hatten auch gar keine Handhabe gegen die Mädchen, solange sie sie nicht auf frischer Tat ertappten. Einige der Girls winkten den Cops sogar zu. Es war so etwas wie ein kameradschaftliches Verhältnis zischen den Streifenwagenbesatzungen und den Bordsteinschwalben.
Ein weißer Ford Lincoln fuhr vor. Langsam rollte er am Randstein entlang. Laura trat ins Licht einer Straßenlaterne, um ihre körperlichen Vorzüge besser in Szene zu setzen. Der Wagen hielt an. Ein etwa 40-Jähriger Mann saß drin. Er ließ das Fenster herunter.
„Wie viel verlangst du?“
„Eine Nummer auf dem Autositz kostet fünfundzwanzig Dollar“, sagte Laura.
„Der Preis ist in Ordnung. Komm rein.“
Laura warf einen schnellen Blick in die Runde. Ganz in der Nähe standen Mary und Ann. Die beiden schauten her. Laura gab ihnen mit der rechten Hand ein Zeichen. Dann öffnete sie die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen. „Fahr zum Marcus Garvey Park“, wies sie den Fahrer an.
Der Bursche nickte. „Ich war schön öfter hier. Ich kenne mich aus.“
Laura warf ihm einen Seitenblick zu. Die Morningside Avenue war hell genug, so dass auch im Wageninnern keine absolute Dunkelheit herrschte. Laura sah vom Profil ein hohlwangiges Gesicht mit einer geraden Nase und einem dünnlippigen Mund. Der Mann schien sich voll und ganz auf den Verkehr zu konzentrieren.
„Ich habe dich noch nicht gesehen“, sagte Laura.
„Schon möglich“, kam es wortkarg zurück.
Sie erreichten den Park. An einer dunklen Stelle hielt der Mann den Ford an. Er stellte den Motor ab und sagte: „Wir sollten auf den Rücksitz gehen. Hier vorne ist es unbequem.“
„Hast du denn keinen Liegesitz?“
„Schon, aber ...“
„Für fünfundzwanzig Dollar kannst du nichts Besonderes erwarten“, fiel ihm Laura ins Wort. Sie fühlte sich plötzlich unbehaglich. Durch die Dunkelheit, die hier herrschte, sah sie den Blick des Mannes auf sich gerichtet. Seine Augen glitzerten leicht. Sie erinnerten Laura plötzlich an die Lichter eines Raubtieres.
Der Bursche beugte sich ein wenig zu ihr herüber. „Ich kann zumindest erwarten“, gab er zu verstehen, „dass ich mir keinen Bandscheibenschaden hole. Aber wenn du meinst ...“
Er beugte sich über Laura und griff nach dem Hebel, mit dem man die Rückenlehne des Beifahrersitzes umlegen konnte. Plötzlich hielt er inne. „Was war das für ein Zeichen, das du den anderen Mädchen gegeben hast, als du bei mir eingestiegen bist?“
Laura roch den Duft seines Rasierwassers. Ihm haftete auch der Geruch von Seife an. Wahrscheinlich hatte er sich geduscht, ehe er in die Morningside Avenue fuhr.
„Das ist wegen dem Schlitzer“, versetzte Laura. „Wir notieren gegenseitig die Zulassungsnummern der Autos, in die wir steigen. Sollte noch einmal was passieren, können wir der Polizei vielleicht einen Anhaltspunkt liefern.“
Sekundenlang presste der Mann die Lippen zusammen. Dann legte er mit einem entschlossenen Hebeldruck die Rückenlehne um. Laura fiel zurück.
„Zieh deine Hose aus“, forderte der Bursche. Er selbst begann, am Verschluss seiner Hose herumzunesteln.
Eine halbe Stunde später stand Laura wieder auf der Morningside Avenue. Sie hatte keine Ahnung, dass sie im Wagen des „Schlitzers“ gesessen hatte.