Читать книгу Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis - Cedric Balmore - Страница 19
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Am Samstag, dem 3. Juli, ging ein Brief bei der New York Times ein, in dem der Killer den Mord an Laura Bennett ankündigte. Wir wurden davon in Kenntnis gesetzt. Dass das Mädchen zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, konnten wir nicht ahnen. Der Brief war mit einem Computer geschrieben und mit einem Tintenstrahldrucker ausgedruckt worden. Er ließ keinen Schluss auf den Schreiber zu.
Am 5. Juli wurde die Leiche Laura Bennetts gefunden. Der Mörder hatte ihr das Herz aus der Brust geschnitten.
An diesem Tag erfuhren wir auch von der SRD, dass in den konfiszierten Autos nicht ein einziger Hinweis auf die getöteten Mädchen gefunden worden war. Jetzt war Richard Jackson endgültig aus dem Schneider.
In der Pathologie wurde festgestellt, dass bei Laura Bennett der Tod schon am Freitag, dem 2. Juli eingetreten war. Irgendein Ereignis hatte den Täter aus dem Rhythmus gebracht. Oder es war Zufall gewesen, dass die Mädchen bisher immer an einem Sonntag ermordet worden waren.
Unsere Theorie, dass es sich um Rachemorde handelte, hatte sich verfestigt. Dass den Mädchen die Herzen herausgeschnitten worden waren, sollte die Polizei auf eine falsche Spur locken.
Wir waren frustriert bis in die Knochen.
Der Mörder triumphierte über uns.
„Vielleicht sollten wir mal die Selbsthilfegruppe unter die Lupe nehmen, der Mrs. Jackson zugehört“, schlug Milo vor.
Ich holte die Visitenkarte, die mir Mrs. Jackson gegeben hatte, aus der der Jackentasche. „Ich will mal mit dem Leiter der Gruppe sprechen“, sagte ich. Dann nahm ich den Telefonhörer zur Hand und tippte die Telefonnummer Dr. Martins. Wenig später meldete sich eine männliche Stimme: „Dr. Martin.“
„Hier spricht Jesse Trevellian vom FBI New York“, sagte ich. „Sie leiten eine Selbsthilfegruppe, in der sich einige Aidskranke zusammengeschlossen haben?“
„Das ist richtig. Warum fragen Sie?“
„Es geht um die Morde an den Mädchen vom Straßenstrich. Sicher haben Sie in den Nachrichten davon gehört.“
„Ja. Schrecklich. Ich denke, dass ein Psychopath am Werk ist. Ein normaler Mensch würde den Mädchen nicht die Herzen herausschneiden.“
„Es gab ähnliche Morde in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis. Wir nehmen daher an, dass eine Gruppe dahintersteckt. In New York wurden die die Mädchen jeweils donnerstags entführt. Es begann am dritten Juni. Donnerstags finden auch die Zusammenkünfte Ihrer Gruppe statt.“
„Ja, das ist seltsam“, sagte der Professor. „Unsere Sit-ins finden immer in der Zeit zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr statt. Denken Sie etwa, dass jemand aus meiner Gruppe dahintersteckt?“
„Wir müssen jeder Möglichkeit nachgehen“, versetzte ich.
„Ich verstehe. In meiner Gruppe befinden sich acht Männer und fünf Frauen. Einen Mord traue ich niemandem von ihnen zu.“
„Mrs. Jackson ist auch in Ihrer Gruppe.“
„Ja. Ihr Mann hat sie angesteckt. Er suchte irgendwann mal auf dem Straßenstrich sein Vergnügen. Tragisch für die Frau. Bei ihr ist die Krankheit schon zum Ausbruch gekommen.“
„Wir haben mit Mrs. Jackson gesprochen. Sie hasst Ihren Mann. Wie haben sich die anderen Mitglieder Ihrer Gruppe infiziert?“
„Fast alle durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Frauen wurden – bis auf eine – von ihren Ehemännern angesteckt. Die Ehemänner wiederum haben sich bei Seitensprüngen infiziert.“
„Spielt der illegale Straßenstrich eine große Rolle bei der Verbreitung von Aids?“, erkundigte ich mich.
„Die illegale Prostitution ist eine der Hauptursachen von Aids. Die Mädchen werden von Freiern infiziert und geben den Virus weiter an andere Kunden, und die wiederum stecken ihre Ehefrauen, Lebensgefährtinnen und Freundinnen an. Es ist ein Teufelskreis. Hunderttausende sind auf der ganzen Welt schon infiziert. Die Dunkelziffer dürfte noch um einiges höher sein. Irgendwann wird die Krankheit Ausmaße annehmen wie die Pest im Mittelalter. Sie entwickelt sich zu einer Geißel für die Menschheit.“
Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stimme Dr. Martins zuletzt gepresst und verzerrt geklungen hatte, als hätte ihm etwas die Kehle zugeschnürt.
„In wessen Wohnung fand das letzte Sit-in statt?“, fragte ich.
„Das war am ersten Juli. Wir waren in der Wohnung Robert Youngers in der vierundneunzigsten Straße. Er hat sich auch bei einer Hure angesteckt.“
„Welche Nummer?“
„Was meinen Sie?“
„Die Hausnummer Youngers.“
„Moment.“
Es verstrich fast eine Minute. Dann meldete sich Martin wieder. „Ich habe in meinen Unterlagen nachgesehen. Es ist die Hausnummer vierhunderteinundzwanzig.“
„Vielen Dank“, sagte ich. „Sollte es noch Fragen geben, werde ich mich wieder an Sie wenden.“
„Jederzeit, Mr. Trevellian. Soweit ich dazu in der Lage bin, werde ich Ihnen gerne Rede und Antwort stehen.“
Mir fiel noch etwas ein. „Eine Frage noch, Dr. Martin. Bei wem findet das nächste Treffen statt.“
„Moment, ich muss einen Blick in meinen Terminkalender werfen.“ Es dauerte wieder eine gute Minute. „Am achten Juli, bei George Wilson, Queens, fünfundfünfzigste Straße, Nummer zweihundertvierundfünfzig.“
„Stehen Sie mit anderen Gruppen in Kontakt?“
„Nein. Aber ich leite eine weitere Gruppe, mit der ich mich jeweils dienstags treffe.“
Ich bedankte mich noch einmal, dann legte ich auf. An Milo gewandt sagte ich: „Die Sitzungen finden jeden Donnerstag zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr statt. Die Mädchen wurden immer nach zweiundzwanzig Uhr entführt. Langsam werden es der Zufälle zu viele.“
Milo nickte. „Ich denke, wir sollten uns zu dem Treffen am achten begeben.“
„Nein“, wehrte ich ab. „Wir sollten lediglich mal beobachten, wer mit welchem Auto in die fünfundfünfzigste Straße in Queens kommt. Und wenn ein weißer Ford dabei ist, sollten wir den Fahrer beschatten, sobald das Sit-in beendet ist.“
„Am achten Juli werden auch Jennifer und Annie in der Morningside Avenue stehen“, sagte Milo. „Wenigstens einer von uns sollte aufpassen.“
„Ja“, pflichtete ich bei. „Übernimmst du das?“
„Warum nicht?“