Читать книгу Kein Kaviar für Killer: 4 Krimis - Cedric Balmore - Страница 18
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Milo und ich waren in die Morningside Avenue gefahren. Es war abends, nach 22 Uhr. Ich stellte den Wagen am Straßenrand ab. Wir stiegen aus. Im Schatten eines Gebäudes stand ein Mädchen. Da wir zu zweit waren, hielt es sich zurück. Es beobachtete uns nur. Ein kleines Stück weiter konnte ich eine Kollegin von ihr wahrnehmen. Sie verschwand soeben in einer dunklen Hofeinfahrt.
Wir näherten uns dem Mädchen, das im Schatten stand. Es versuchte nicht zu fliehen. Als wir bei der Kleinen angelangt waren, fragte ich: „Wirst du uns ein paar Fragen beantworten, eine Kollegin von dir betreffend?“
„Seid ihr Bullen? Von der Sitte vielleicht?“
Ich spürte fast körperlich den Anprall von zurückweisender Ablehnung. „FBI“, sagte ich. „Ich bin Special Agent Trevellian ...“ Mit einer knappen Handbewegung auf Milo deutend fügte ich hinzu: „Mein Kollege Milo Tucker. Es geht um Laura Bennett.“
„Ich kann euch nicht viel sagen“, erklärte das Girl. „Laura ist in einen Ford eingestiegen und nicht mehr aufgetaucht. Eine Freundin hat die Nummer des Wagens aufgeschrieben. Die Nummer hat die Polizei.“
Das Mädchen schwieg.
„Wie heißen Sie?“, fragte Milo.
„Jenny. Sag einfach Jenny zu mir.“
„Wurde der weiße Ford schon öfter hier gesehen?“
„Wer achtet schon darauf? Viele unserer Kunden fahren einen weißen Ford. Nachdem Belinda Brown ermordet worden war, haben wir begonnen, uns die Zulassungsnummern der Wagen der Kunden zu notieren.“
„Wer hat die Nummer des Wagens notiert, mit dem Laura weggefahren ist?“
„Ann. Sie müssen etwa dreihundert Yards weiterfahren. Dort steht Ann. In ihrer Nähe befand sich auch Laura.“
Wir gingen die dreihundert Yards zu Fuß. Ein Mädchen lehnte an einer Hauswand, hatte den linken Fuß angewinkelt und dagegengestemmt. Es maß uns misstrauisch von oben bis unten.
„Sind Sie Ann?“, fragte ich.
„Ja. Ihr seid Bullen, nicht wahr? Ihr könnt mir gar nichts. Ich darf hier stehen, solange ich will. Das ist ein freies Land und ...“
Ich unterbrach sie, indem ich hervorstieß: „Wir ermitteln wegen der Entführung Laura Bennetts. Zuvor wurden vier Mädchen, die hier anschafften, brutal ermordet. Es ist zu befürchten, dass sich Laura in der Gewalt des Mörders befindet.“
Ann gab ihre lässige Haltung auf und kam einen Schritt näher. „Es muss ein Verrückter sein, ein Wahnsinniger. Wir alle haben furchtbare Angst.“
„Sie haben die Zulassungsnummer des Wagens notiert, in den Laura gestiegen ist.“
„Ja.“
„Wurde der Ford schon vorher einmal hier gesehen?“
„Am Tag vor ihrem Verschwinden fuhr Laura ebenfalls mit einem weißen Ford weg. Ich hatte seine Nummer aufgeschrieben. Nachdem Laura unversehrt zurückkehrte, habe ich den Zettel in die Mülltonne geworfen.“
„In welche Mülltonne?“
Ann wies mit dem Daumen über ihre Schulter. Einige Schritte entfernt stand ein Müllcontainer. „Er ist heute geleert worden“, sagte Ann. „Der Unrat ist zwischenzeitlich wohl in der Müllverbrennung gelandet.“
„Haben Sie die Zulassungsnummer noch im Kopf? Überlegen Sie mal, denken Sie nach!“ Meine Stimme klang zuletzt drängend.
„Es war eine New Yorker Nummer“, erwiderte Ann. Sie starrte nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß die Nummer nicht mehr. Tut mir leid.“
Ohne einen Schritt weitergekommen zu sein verließen wir die Morningside Avenue. „In diesem Fall scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben“, knurrte Milo. „Warum mussten hier ausgerechnet heute die Mülltonnen entleert werden?“
Ja, es war zum Haareraufen.
Wir kamen nicht weiter, wir traten auf der Stelle.
Ich lud Milo an unserer Ecke ab, dann fuhr ich nach Hause.
Ich duschte, dann ging ich ins Bett. Aber das Schicksal des Mädchens, das sich in der Gewalt des Schlitzers befand, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Ich fasste im Geiste noch einmal alles zusammen, was wir bisher herausgefunden hatten.
Es war so gut wie gar nichts.
Und wir hatten nur noch zwei Tage Zeit. Am Sonntag – dessen war ich mir sicher – sollte Laura Bennett sterben. Wenn wir es nicht schafften, sie vorher aus den Klauen des Killers zu befreien, würde man uns am Montag die Leiche des Mädchens präsentieren.