Читать книгу Am liebsten barfuß - Chris Livina - Страница 6
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vor dem Jugendamt. „Sie ist völlig ausgehungert nach Liebe.“
„Sind sie das nicht alle? Wir haben keine Pflegeplätze für Kinder wie Lin. Es sind keine Drogen im Spiel und Patrick Stroker ist nicht gewalttätig. Passt diese Frau aus dem Laden noch auf sie auf?“
„Sie zieht die Kleine heraus, sooft sie kann. Aber die Mutter kann sie natürlich nicht ersetzen.“
„Wenigstens das. Ich komme gerade aus der Familie mit den vier Kindern.“ Jana drückte die schwere Tür zum Wrestlingtoner Jugend-amt auf. „Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Der Kleinste hat Brandwunden auf seinen Armen. Die Mutter drückt ihre Zigaretten-stummel auf ihm aus. Ich muss Mr. Johnson sprechen, bevor er heim-wärts rauscht.“
Die Tür fiel langsam hinter ihnen zu.
Am gleichen Abend in einer ganz anderen Gegend drückte Teresa Ter-lizzi ihren kleinen, sechsjährigen Sohn an sich. Es war nach 22 Uhr und sie hatte ihn so lange wie möglich schlafen lassen, aber jetzt muss-te sie ihn wecken. Wenige Minuten hatte sie verzweifelt an seinem Bett verweilt und ihm beim Schlafen zugesehen, seinen Atemzügen gelauscht und seine weichen, kindlichen Züge bewundert. Seine dich-ten Locken standen in alle Richtungen und seine langen Wimpern zitterten, als er etwas Aufregendes träumte. Jetzt aber war keine Zeit mehr, ihn zu bewundern. „Joel, wach auf“, flüsterte sie und strich ihm die weichen Haare aus dem Gesicht.
„Mama“, schnaufte er, als er sie erkannte, „Was ist?“
„Wir müssen los, Liebling. Sonst erwischen wir den Nachtzug nicht mehr.“
„Wohin fahren wir denn?“ Mit einem Schlag war der kleine Junge wach und registrierte den gepackten Koffer, die volle Reisetasche und die leer geräumten Regale.
„Ich weiß nicht“, antwortete seine Mutter und hob seinen klei-nen, warmen Körper aus dem behaglichen Bett. Sie überlegte. Den