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b. Johannes CalvinCalvin, Johannes

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Während der Wittenberger Reformator den Glaubensvollzug in den Fokus seiner Umbildung der Theologie rückt, erhält dieser Gedanke bei Johannes CalvinCalvin, Johannes (1509–1564) eine andere Nuance. LutherLuther, Martin hat sein neues Verständnis von Theologie in erster Linie in seinen exegetischen Vorlesungen sowie in zahllosen Gelegenheitsschriften entfaltet. Die erste Darstellung einer reformatorischen DogmatikDogmatik liegt in Philipp MelanchthonsMelanchthon, Philipp (1497–1560) Loci communes von 1521 vor. Dem protestantischen Grundanliegen folgend, bieten die Loci eine zusammenfassende Darstellung des Römerbriefs des ApostelsApostel Paulus. Calvin schließlich hat mit seiner in erster Auflage 1536 erschienenen Institutio Christianae Religionis (Unterricht in der christlichen ReligionReligionchristliche) die erste umfassende systematische Darstellung reformatorischer Theologie vorgelegt. Der Aufbau der Schrift in vier Bücher lehnt sich an Luthers Katechismen von 1529 an. Es wurde das grundlegende Buch des reformierten Protestantismus und erschien in mehreren stark überarbeiteten Auflagen.

Ähnlich wie LutherLuther, Martin rückt auch CalvinCalvin, Johannes die RechtfertigungRechtfertigung des Menschen in das Zentrum seiner Umbildung der ihm überkom[46]menen Theologie, und wie der Wittenberger ist er der Auffassung, Theologie ist in erster Linie Auslegung der Heiligen Schrift. Allerdings bekommt der Gedanke des rechtfertigenden Glaubens bei dem Genfer Theologen einen anderen Akzent. Er verbindet ihn stärker mit der HeiligungHeiligungHeiligung des Einzelnen und fasst auf diese Weise den Zusammenhang von Glaube und Werk enger als Luther. Sodann ist Calvin der Auffassung, dass das GesetzGesetz sich nicht in seiner theologischen Funktion, den Sünder zu überführen, erschöpft. Auch für den Glaubenden hat es noch eine Bedeutung. Der Wittenberger Reformator hat einen solchen dritten Gebrauch des Gesetzes (lateinisch: tertius usus legis) für die Wiedergeborenen stets vehement abgelehnt. Für ihn hat das Gesetz nur zwei Funktionen. Es regelt das äußere Zusammenleben der Menschen. Von dieser politischen Funktion ist dessen theologische zu unterscheiden. Beim theologischen Gebrauch des Gesetzes geht es allein um die Erkenntnis der Sünde. Die Glaubenden sind frei vom Gesetz. Sie bedürfen seiner nicht mehr. Anders bei Calvin. Sein Beharren auf dem Gesetz für die Glaubenden verrät ein Interesse an den sozialen Konsequenzen des Glaubens. Folglich liegt beim Kirchenbegriff der Akzent auf der Gestaltung der Gesellschaft. Da dem Staat der Schutz der wahren ReligionReligionwahre obliegt, ist er auch für die Durchsetzung der OrdnungOrdnung der Kirche zuständig. Das führt zu einem theokratischen Modell, welches Calvin in Genf durchsetzte.

Anders als der Wittenberger konstruiert der Schweizer Reformator auch die ChristologieChristologieChristologie sowie darauf fußend die AbendmahlslehreAbendmahlslehre. Christus ist zwar eine PersonPerson in zwei Naturen, aber sie bleiben unterschieden. Die menschliche Natur erhält keinen Anteil an der göttlichen. Diese existiert aufgrund ihrer Unendlichkeit auch außerhalb der ersteren. Nicht so bei LutherLuther, Martin. Im Interesse an der leiblichen PräsenzPräsenz Christi im AbendmahlAbendmahl, Eucharistie betont er, die menschliche Natur habe Anteil an den Majestätseigenschaften der göttlichen. Ebenso wie für diese gilt vom LeibLeib Christi, dass er überall präsent sei. CalvinCalvin, Johannes bestreitet Luthers Christologie und Abendmahlslehre. Das Endliche, so das sogenannte *extra Calvinisticumextra Calvinisticum, kann das Unendliche nicht umfassen.

[47]Literatur

Johannes CalvinCalvin, Johannes: Unterricht in der christlichen ReligionReligionchristliche. Institutio Christianae Religionis, hrsg. v. Matthias Freudenberg, Neukirchen-Vluyn 2008.

Emanuel Hirsch: Hilfsbuch zum Studium der DogmatikDogmatik. Die Dogmatik der Reformatoren und der altevangelischen Lehrer quellenmäßig belegt und verdeutscht, Berlin/Leipzig 1937, S. 15f. 24–26. 47–50. 69–74. 105–117. 140–146. 166–172. 180–182. 189–192. 210–216. 238–246. 257–259. 267–271.

Georg Plasger: Johannes CalvinCalvin, Johannes, Institutio Christianae Religionis, in: Christian Danz (Hrsg.): Kanon der Theologie. 45 Schlüsseltexte im Portrait, Darmstadt 32012, S. 224–231.

Georg Plasger: Johannes CalvinsCalvin, Johannes Theologie. Eine Einführung, Göttingen 2008.

Herman J. Selderhuis (Hrsg.): Johannes CalvinCalvin, Johannes. Neue Wege der Forschung, Darmstadt 2010.

Aufgaben

1 Lesen Sie den Aufsatz von Georg Plasger, und skizzieren Sie den Aufbau von CalvinsCalvin, JohannesUnterricht in der christlichen ReligionReligionchristliche.

2 Informieren Sie sich in Emanuel Hirschs Hilfsbuch zum Studium der DogmatikDogmatik über die PrädestinationslehrePrädestinationslehre, ErwählungslehreCalvinsCalvin, Johannes.

3 Vergleichen Sie den theologischen Ansatz von LutherLuther, Martin und CalvinCalvin, Johannes, und benennen Sie grundlegende Unterschiede.

4 Was beinhaltet das extra Calvinisticum?

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