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2.4 Theologie im Zeichen der Aufklärung

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Das 18. Jahrhundert war nicht nur das Zeitalter von Vernunft und AufklärungVernunftVernunft und AufklärungAufklärung, es führte auch zu einer grundlegenden Umformung der überlieferten Theologie des Protestantismus. Verantwortlich hierfür waren mehrere Umstände. Die Konfessionskulturen verloren vor dem Hintergrund des einsetzenden gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses an Prägekraft. Sodann traten Glaube und GeschichteGlaube und Geschichte in dem Jahrhundert zunehmend in einen Gegensatz, der eine neue Bearbeitung verlangte. Schließlich ersetzten nun die Vernunft und das eigene Verständnis die Orientierung an einer als autoritär und bevormundend verstandenen Tradition. Die Denker der Aufklärung unterschieden zwischen der ewigen WahrheitWahrheitewige der Vernunft und den kontingenten GeschichtswahrheitenGeschichtswahrheiten. Der Umgang mit dem neuen Problemhorizont gestaltet sich in Theologie und Philosophie unterschiedlich. In der protestantischen TheologieTheologieevangelische, protestantische stehen sich um 1800 zwei Richtungen einander gegenüber: auf der einen Seite der theologische RationalismusRationalismus und auf der anderen der SupranaturalismusSupranaturalismus. An diesem innertheologischen Gegensatz werden sich die Theologen noch bis weit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts abarbeiten. In der Philosophie, die sich in den theologischen Debatten auswirkt, bilden sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts der philosophische Rationalismus, deren Hauptvertreter Gottfried Wilhelm LeibnizLeibniz, Gottfried Wilhelm (1646–1716) und Christian WolffWolff, Christian (1679–1754) sind, und der EmpirismusEmpirismus heraus, vertreten durch den schottischen Philosophen David HumeHume, David (1711–1776), der einen starken Einfluss auf den philosophischen Schriftsteller Friedrich Heinrich JacobiJacobi, Friedrich Heinrich (1743–1819) hatte. Im sogenannten *PantheismusstreitPantheismusstreit[52]zwischen Jacobi und Moses MendelssohnMendelssohn, Moses (1729–1786) prallten die beiden philosophischen Strömungen aufeinander. Auslöser des Streits war eine Indiskretion Jacobis. Er hatte in seinem im September 1785 publizierten Buch Über die Lehre des SpinozaSpinoza, Baruch de in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn den Inhalt eines Gesprächs mit Gotthold Ephraim LessingLessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) vom Sommer 1780 mitgeteilt, in dem dieser sich als Spinozist zu erkennen gegeben hatte. Im Zentrum der Streitsache stand ein Thema, welches auch für die Theologie und deren weitere Geschichte von grundlegender Bedeutung ist, nämlich die Frage, ob Gott durch das menschliche Denken erfasst werden könne. Jacobi bestritt das vehement, während der Rationalist Mendelssohn die Denkbarkeit Gottes verteidigte.

Das 18. Jahrhundert war nicht arm an Streitsachen. Der literarische Fehde-Handschuh wurde sowohl in der Theologie als auch in der Philosophie hingeworfen. Den problemgeschichtlichen Hintergrund der Kontroversen bilden die sich im Zusammenhang mit der europäischen AufklärungAufklärung vollziehenden geistesgeschichtlichen sowie gesellschaftlichen Umbrüche. Was war in diesem Jahrhundert geschehen?

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