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c. Die historische TheologieTheologiehistorische von Ferdinand Christian BaurBaur, Ferdinand Christian und David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich

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SchleiermachersSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst Zusammenführung von Glaube und GeschichteGlaube und Geschichte in Jesus Christus ist nicht unwidersprochen geblieben. Die Tübinger Theologen Ferdinand Christian BaurFerdinand Christian Baur (1792–1860) und David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich setzten seinem Programm einer VersöhnungVersöhnung, Versöhnungswerk von moderner Wissenschaft und christlichem Glauben das Projekt einer wissenschaftlichen Theologie entgegen. Auch sie knüpfen an die ErkenntniskritikErkenntniskritikKantsKant, Immanuel und deren Weiterführung in der klassischen Deutschen Philosophie an. Auf unterschiedliche Weise beziehen sich beide auf die Philosophien Friedrich Wilhelm Joseph SchellingsSchelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775–1854) und Georg Wilhelm Fried[72]rich HegelsHegel, Georg Wilhelm Friedrich. In seinem Frühwerk Symbolik und Mythologie, oder die Naturreligion des Altertums, dessen erster Band 1824 erschien, skizzierte BaurBaur das Programm einer wissenschaftlichen Theologie. Religion versteht er hier noch im Anschluss an Schleiermacher als eine Bestimmung des Bewusstseins. Theologie ist kritische GeschichtswissenschaftGeschichtswissenschaft, Geschichtsforschung, und ihr Gegenstand ist, wie es mit deutlicher Anspielung auf Schellings Philosophie um 1800 heißt, die Geschichte als Offenbarung Gottes. Eine solche Geschichtskonzeption ist nicht ohne Philosophie möglich. Dem Tübinger Theologen geht es darum, Theologie, Philosophie und Geschichte zu vermitteln. Die Geschichte ist der Ort, an dem sich die Idee realisiert. Allerdings hält Baur zugleich an der Differenz von Unendlichem und Endlichem, Natur und Geist fest. Eine Einheit von Urbild und Geschichte, wie sie Schleiermacher in seiner ChristologieChristologie behauptet hatte, kann es somit nicht geben.

Baur unterscheidet damit wieder zwischen Glaube und GeschichteGlaube und Geschichte. Die Aufgabe einer wissenschaftlichen Theologie besteht in der vorurteilslosen Rekonstruktion der Quellen der christlichen ReligionReligionchristliche mit den Mitteln der GeschichtswissenschaftGeschichtswissenschaft, Geschichtsforschung. Die Schüler des Tübinger Theologen Eduard ZellerZeller, Eduard (1814–1908) und vor allem David Friedrich StraußDavid Friedrich StraußStrauß, David Friedrich haben an das Programm ihres Lehrers angeknüpft. Letzterer veröffentlichte im Jahre 1835 den ersten Band seines Leben[s] Jesu, kritisch bearbeitet. Das Buch löste ein Erdbeben in der theologischen Landschaft aus und beendete die akademische Karriere seines Verfassers. Strauß trennt strikt zwischen empirischer Geschichte und überzeitlicher WahrheitWahrheit der Religion. Vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung plädiert er für eine wissenschaftliche Theologie ohne Voraussetzungen. Die historische Kritikhistorische Kritik ist vorbehaltlos, und das meint, ohne theologische Rücksichten auf die neutestamentlichen Urkunden anzuwenden. Da der Tübinger Theologe jedoch Geschichte und Idee unterscheidet, bleibt die Wahrheit des Christentums von der Kritik der evangelischen Geschichte unberührt.

Auf der Grundlage dieses Theorieprogramms hat StraußStrauß, David Friedrich die Geschichte Jesu, wie sie von den neutestamentlichen Autoren berichtet wird, einer kritischen Analyse unterworfen. Seine Bilanz fällt deutlich negativ aus. Den neutestamentlichen Evangelien liegen keine geschichtlichen Ereignisse zugrunde. Der chronologische Ablauf der Wirksamkeit Jesu ist in seinen Grundzügen vielmehr nach dem Vorbild des Alten Testaments gestaltet. Die [73]Vorstellung eines MessiasMessias wird von den frühen Gemeinden auf Jesus von Nazareth angewandt, so dass er als Erfüllung der alttestamentlichen Weissagungen erscheint. Von dem Leben Jesu, welches sich aus den Evangelien im historischen Rückschlussverfahren rekonstruieren lässt, bleibt lediglich ein dürres Gerüst übrig. Strauß bezeichnet die Darstellungsart das Neue Testament als Mythosdes Neuen Testaments als MythosMythos. Der Begriff soll den Charakter der neutestamentlichen Geschichte als Konstruktion der frühen Gemeinden unterstreichen. Der neutestamentliche Mythos von Jesus ist allerdings keine willkürliche Erfindung. Bei dem Christus des Glaubens, wie ihn die Evangelien darstellen, handelt es sich um eine „absichtslos dichtende Sage“. In „geschichtsartigen Einkleidungen“ (Strauß 1835, 75) kommt die Idee des Christentums zur Darstellung, aber keine sich so zugetragen habende Geschichte.

Der Jesus der Geschichtehistorischer Jesus, Jesus der Geschichte, irdischer Jesus und der Christus des Glaubens treten bei dem Tübinger in einen Gegensatz, der sich nicht mehr vermitteln lässt. Auch die Religion bezieht sich nicht auf historische Fakten. Ihr Gegenstand ist die Idee des Christentums. StraußStrauß, David Friedrich versteht sie als ewige Einheit von Gott und Mensch. Diese Idee kommt in den Evangelien in FormForm (Philosophie) einer Geschichte, nämlich als ein menschlicher Lebenslauf zur Anschauung. Auch wenn die neutestamentlichen Erzählungen von der historischen Kritikhistorische Kritik aufgelöst werden, bleibt die WahrheitWahrheit der Idee bestehen. Sie und ihre Verwirklichung sind unabhängig von der Historie.

Literatur

Ferdinand Christian Baur: Die christliche GnosisGnosis, Gnostizismus oder die christliche ReligionReligionchristlichesphilosophie in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Tübingen 1835.

Ferdinand Christian Baur: Die christliche Lehre von der Versöhnung in ihrer geschichtlichen Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Tübingen 1838.

Fridrich Wilhelm Graf: Kritik und Pseudo-Spekulation. David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich als Dogmatiker im Kontext der positionellen Theologie seiner Zeit, München 1982.

Peter C. Hodgson: The Formation of Historical Theology. A Study of Ferdinand Christian Baur, New York 1966.

Dietz Lange: Historischer Jesus oder mythischer Christus. Untersuchungen zu dem Gegensatz zwischen Friedrich SchleiermacherSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst und David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich, Gütersloh 1975.

David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet, 2 Bde., Tübingen 1835/36.

David Friedrich StraußStrauß, David Friedrich: Die christliche Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft, 2 Bde., Tübingen 1840/41.

Johannes Zachhuber: Theology as Science in Nineteenth-Century Germany. From F.C. Baur to Ernst Troeltsch, Oxford 2013.

[74]Aufgaben

1 Informieren Sie sich über Grundzüge der historischen TheologieTheologiehistorische.

2 Lesen Sie die Vorrede des ersten Bandes des Leben[s] Jesu von StraußStrauß, David Friedrich, und beschreiben Sie seinen theologischen Standpunkt.

3 Was kritisiert StraußStrauß, David Friedrich an der ChristologieChristologie von SchleiermacherSchleiermacher, Friedrich Daniel Ernst? Fassen Sie seine Argumente in Thesen zusammen.

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