Читать книгу CYTO-X - Christian Schuetz - Страница 33
23 - Hermelin
ОглавлениеIn das Hologramm kam langsam wieder Leben. Erik hatte sich nun etwas mehr seitlich gesetzt, aber die dreidimensionale Kopie des Wissenschaftlers aus der Zukunft hatte sich mitgedreht, um wieder direkt auf ihn gerichtet zu sein.
Emma hatte bemerkt, dass das Hologramm diese Ausrichtung durch einen kleinen seitlichen Schritt bewirkt hatte. Für sie war das eine typisch männliche Spielerei bei der Programmierung. Sie war unnütz, aber beeindruckte.
„Erik, das Neuro hat, seit du es verwendest, Daten über dich gesammelt, um festzustellen, wie viel du über deinen Vater schon weißt. Es würde nun unnütze Teile meiner Informationen aus der Übertragung herausschneiden.“ Es war ein minimaler Ruckler in der Aufzeichnung zu erkennen, doch danach folgten weitere Informationen von Novalik Staam.
„Professor Hermelin Stolz hat am Bau des Krümmungs-Generators direkt mitgearbeitet. Viele der Wahrscheinlichkeits-Algorithmen, mit denen wir die Auswirkungen von Zeitsprüngen vorher berechnen, sind von ihm geschrieben worden. Wenn es noch genügend Menschen auf diesem Planeten gäbe, die sich für die Wissenschaften interessierten, würde man ihn sicher in einem Atemzug mit Newton, Einstein oder Giddrich nennen.“
Das Hologramm blieb wieder stehen. Erik blickte sich zu den beiden um. „Hermelin? Hab' ich das richtig gehört?“ Vater und Tochter zuckten beide mit den Achseln, nickten aber dabei gleichzeitig. Während Erik sich noch über die simultane Geste wunderte, lief das Hologramm wieder an, ohne dass er es befohlen hatte. Er realisierte, dass das Neuro versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Die Mimik und Gestik von Holo-Staam waren nun nicht mehr hundertprozentig synchron. Das Neuro hatte zweifellos auf seine Frage reagiert und kreierte nun eine Antwort, die es von Professor Staam vortragen ließ. Erik wurde bewusst, dass es so nicht ging. Er rief erst in Gedanken „Pause“, dann auch laut, drehte sich um und griff sich das Gerät vom Tisch. Das Hologramm wackelte dabei nicht.
Emma beugte sich zu ihrem Vater und fragte: „Wer ist eigentlich Giddrich?“
Aber Brugger zuckte nur mit den Achseln und bevor er mutmaßen konnte, dass der vielleicht noch nicht geboren war, sprang Erik ein und erklärte, dass Giddrich der Vater der Organischen Technologie werden würde.
Erik gab seinem Neuro gedanklich den Befehl „Circlet“ und schon begann das Gerät mit seiner Transformation. Emma sah diese Verwandlung nun zum zweiten Mal. Das löste schon eine gewisse Faszination aus. Wollte sie beim ersten Mal noch rufen: „Erik, fass' das nicht an!“, so war der spontane Gedanke nun eher: „Ich will auch so eins!“
Erik wollte das jetzt alles richtig benutzen und dazu war „Circlet“ einfach nötig. Er bekam hier nicht nur eine einfache Aufzeichnung präsentiert. Das Neuro würde Zwischenfragen für ihn visuell und akustisch aufarbeiten. Er wünschte sich den Verlauf einfach um zehn Sekunden zurückgestellt und schon bekam er die Antwort auf seine Frage von Staam „holo-persönlich“.
„Die Eltern von Professor Stolz waren Mitglieder einer Gruppierung, die ihre Kinder nach ausgestorbenen Tierarten benannten. Professor Stolz verwendete im 20. Jahrhundert den Namen Hermann, weil er unauffälliger war.“
Brugger räusperte sich und Emmas Zeigefinger schoss schnell hoch und in seine Richtung. Somit behielt er es eben für sich, dass Erik Glück hatte, dass er nicht auf den Namen „Dodo“ getauft wurde.
Das Hologramm kehrte nun in den natürlichen Modus zurück. „Bevor ich näher auf deinen Vater eingehen kann, muss ich erst etwas ausholen! Die Frage, die dich wahrscheinlich am meisten beschäftigt, ist wohl: Warum greifen wir auf diesen Wahnsinn zurück? Erik, die Menschheit hat im vergangenen Jahrhundert Vieles durchgemacht. Es gab Epidemien, Pandemien, in immer kürzeren Abständen. Manche meiner Kollegen sahen dies als Versuch der Natur, sich gegen den Menschen als Hauptverursacher der meisten Umweltprobleme zu wehren.
Dazu müsste man aber die Gesamtheit der Natur als ein einziges, denkendes Individuum betrachten, was ich für Unfug halte. Vielmehr wurde das Erbgut der Menschheit einfach immer anfälliger gegen die neuen Erreger, die sich auf der Spitze ihrer evolutionären Leistungsfähigkeit befanden. Mitte bis Ende des 21. Jahrhunderts kamen die Mediziner einfach nicht mehr mit dem Entwickeln von neuen Impfstoffen und Seren hinterher.
Ob das Erbgut der Menschen durch die Krankheiten oder durch die Heilstoffe mehr geschädigt wurde, das lässt sich rückblickend nicht mehr feststellen. Dort, wo die Menschen nicht zu Hunderten und Tausenden starben, wurden sie unfruchtbar oder verzweifelten an den Behinderungen ihrer Nachkommenschaft. Die Genforschung erlebte dadurch einen unglaublichen Aufschwung. Weltweit versuchten Forscher die Erbschäden durch Reinigung und Perfektion des menschlichen Genoms zu beseitigen, um ein Fortbestehen der Menschheit zu gewährleisten.“
Brugger blickte auf die Uhr. Natürlich wollte er auch Erklärungen, aber dieser Staam schien einer der Menschen zu sein, die sich gern selbst reden hörten. Außerdem wollte Brugger definitiv keine Einzelheiten hören. Er mochte eine Zukunft, auf die man noch gespannt sein konnte. Warum hatte niemand „Spoiler-Alarm“ gemeldet, bevor die Aufzeichnung begann?
Emma dagegen war sehr angetan von dem kleinen Ausblick. Sie war eine Vertreterin der Ansicht, dass sich die Natur früher oder später gegen den Menschen wehren würde. Ihn mit immer neuen Krankheiten zu bombardieren, war in ihren Augen ein probates Mittel dafür.
Sie war der Meinung, dieser Kampf der Natur hatte längst begonnen, weil die Erde gnadenlos überbevölkert war. Aber Staam berichtete gerade, dass sie den Sieg der Natur in hohem Alter wohl noch miterleben würden. Also besser keine Kinder mehr in die Welt setzen?
Holo-Staam fuchtelte nun etwas mehr mit den Händen. Er kämpfte gerade darum, dass Erik seine Argumentationskette verstehen und akzeptieren würde. „In den USA wurden religiöse Gruppierungen in der Politik immer einflussreicher. So hatten die Genetiker dort einen harten Stand. Und dann geschah ein Unglück fast biblischen Ausmaßes. Ein ARK-Storm traf die Küste von Kalifornien. Die Verwüstungen waren verheerend und die Bibelfanatiker hatten die Schuldigen natürlich schnell ausgemacht: Die Genforscher und eigentlich alle anderen Wissenschaftler gleich mit.“
Emma räusperte sich. „Ähm, Erik, ARK-Storm, kannst du da eine Erklärung einholen?“
Ihr Vater war aber schon zur Stelle: „Stell dir extrem feuchte Luft über dem Pazifik vor. Das Luftpaket wird durch starke Aufwinde von unten und Abwärtsströmungen von oben zusammengepresst. Das ARK steht für Atmospheric River 1000. Die Tausend haben sie eingeführt, dass man das schicke Wortspiel mit der Arche machen kann. Also Tausend als Kilo ausgedrückt.“
Emma sah plötzlich vor ihren Augen, was ihr Vater beschrieb. Aber das war tatsächlich eine kleine Projektion neben dem angehaltenen Hologramm. Dann plötzlich zeigte das Diagramm, wie beim Auftreffen auf die Landmasse die Aufwärtsströmung abriss und der „atmosphärische Fluss“ auf die Landmasse niederknallte.
Emma bekam Gänsehaut. Überschwemmungen hatten vor wenigen Wochen ganze Landstriche in Deutschland zu Seenplatten werden lassen. Allein die Vorstellung, das Wasser käme nicht einigermaßen geordnet in Flussläufen an, sondern einfach direkt aus dem Himmel, ließ sie erschaudern.
„Ist das denn bekannt? Ich meine, kann man da nichts dagegen machen?“ Sie schaute ihren Vater an, der für Wissenschaftliches immer ihre Adresse war.
„Kleines, das Phänomen kennt man. Man hat auf Satellitenbildern schon solche Flüsse am Himmel gesehen, aber die entleeren sich immer schnell, weil sie zu schwer werden. Man sieht das wohl nicht als dringendes Problem an.“
Brugger verzog dabei eine bittere Miene. Das alte Leid der Wissenschaften! Gelder für solche Forschung oder gar Gegenmaßnahmen mussten von der Politik kommen. Aber ein ARK-Storm hatte weder größere Wahrscheinlichkeiten, noch interessierte sich die breite Masse der Leute dafür.
Wenn in Japan ein Reaktor in die Luft flog, wurde in Deutschland gleich die Atomenergie eingemottet. Wenn ein Tsunami Thailand plättete, gab es sofort neue Frühwarnsysteme. Aber sicher auch nur, weil man in Thailand eben gut Urlaub machen konnte. Brugger war sich sicher, dass ein Tsunami in Bangladesch keine Sau interessiert hätte.
„Die USA haben vor über fünf Jahren an einem System gegen ARKs gearbeitet“, fügte Erik hinzu. Emma zuckte etwas. Ach ja, sie hatte seit kurzem noch einen zweiten schlauen Kopf zum Thema Wissenschaften! „Aufgrund der Wirtschaftskrise wurde das aber schnell eingemottet, weil es geschätzte fünf Milliarden Dollar gekostet hätte.“
Erik schüttelte den Kopf. Die Brain Factory hatte sich die eingestellte Forschung zu fast hundert Prozent unter den Nagel gerissen und dann ein wenig weiterentwickelt. Aber als man den USA einen Steuerchip verkaufen wollte, der die Kosten um fast ein Drittel reduziert hätte, lehnten sie immer noch ab.
„Die geben jedes Jahr sechs- bis siebenhundert Milliarden für ihren Militäretat aus. Die Schäden in Kalifornien werden sich auf zweihundert Billionen Dollar belaufen! Und ich rede von europäischen Billionen und nicht von amerikanischen.“
Brugger grunzte leicht verächtlich. Er hatte auch nie verstanden, warum ein Land mit so vielen begnadeten Mathematikern, nicht in der Lage war, die richtige Nomenklatur für große Zahlen anzuwenden. Wahrscheinlich klang „One Milliard“ einfach komisch oder war schwer auszusprechen in Südost-Tennessee, also nennen wir es doch lieber gleich „One Billion“!
Emma sah, dass Erik ein wenig verwirrt schien. „Erik, was ist los?“, fragte sie besorgt.
Erik suchte noch ein wenig nach Worten, um zu erklären, was passiert war: „Ich habe während der Rede Infos aus dem Neuro mit eingebaut. Die Schadenshöhe! Hast Du das gemerkt?“
Emma nickte. „Ja, ich hab' mir fast schon so was gedacht. Da war hinter dir, also so seitlich neben deinem Kopf eine Grafik von einem ARK-Storm. Ist da einfach in der Luft geschwebt. Kam das von dir oder dem Gerät?“
„Ich glaube, das kam von mir. Als dein Vater das Prinzip erklärte, dachte ich an ein Diagramm, das ich damals dazu gesehen hatte, als wir an dem Problem gearbeitet haben.“ Erik überlegte. Er wollte testen, ob er das bewusst wiederholen konnte.
„Ich versuche, euch mal eine Grafik von der Katastrophe in Kalifornien zu zeigen. Passt auf!“ Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.
Direkt über Erik tauchte aus dem Nichts eine Landkarte der Küste Kaliforniens auf und zoomte auf die Bucht von San Francisco. Aus dem Nordwesten näherte sich nun ein fast zehn Kilometer breites hellblaues Band. Als es San Francisco passiert hatte, wurde es dunkelblau und auf der Karte war nun zu sehen, wie sich das Wasser sintflutartig über das gesamte Silicon-Valley ergoss. Erik genügte die Darstellung aber nicht und neigte die Achse.
Brugger und Emma staunten nicht schlecht, als die Welle des ARK-Storms nun dreidimensional angezeigt wurde. Wie hoch war diese Welle? Sechs oder sieben Meter? Und die Geschwindigkeit ließ die Tsunamis aus Thailand und Japan erblassen. Autos auf den Highways wurden von der Welle mühelos eingeholt. Gebäude wurden nicht einfach umspült, sondern weggerissen. Emma wandte sich schockiert ab, als sie sich das Ausmaß der Katastrophe für die Opfer vorstellte.
Erik bemerkte, dass es Emma zu viel war und er ging wieder mehr zurück in die Totale. Die Welle wurde immer breiter, verlor aber kaum an Höhe und Geschwindigkeit, weil aus dem Atmosphären-Fluss immer neues Wasser nachgeführt wurde. Am schlimmsten erwischte es San Jose, das Herz des Silicon-Valley. Die Metropole war von Südwest über Südost bis Nordost von Gebirgszügen umgeben. Das Wasser staute sich an, bildete einen Wirbel und machte San Jose und die umliegenden Städte im Umkreis von dreißig Kilometern dem Erdboden gleich.
Ein kleiner Teil des Wassers folgte dem berühmten Highway 101 über einen kleinen Pass nach Südosten. Dort lag knapp hundert Kilometer südlich von San Jose die Stadt Hollister. Am Ende des Tages gab es diese Stadt nicht mehr, dafür aber einen „Lake Hollister“ von über einhundert Quadratkilometern.
Der weitaus größere Teil der Wassermassen allerdings machte sich daran, das Ostufer der Bucht von San Francisco zu zerstören. Freemont, Oakland und dann zu Bruggers großem Entsetzen auch die Stadt Berkeley, die berühmt für ihre Universität war.
Dort wurden Nobelpreisträger fast systematisch gezüchtet und auch der Professor kannte dort einige Kollegen persönlich. Es schnürte Brugger den Magen zu, obwohl das Ereignis, laut einer Anzeige im Bild, erst im Jahre 2098 stattfinden würde und weder er, noch seine Bekannten, die Katastrophe miterleben würden.
Der nördliche Teil der Bucht blieb während des ARK-Storms noch verschont, sobald aber die Unmengen an Wasser sich den Weg Richtung Pazifik suchten, war es auch um malerische Orte wie Sausalito geschehen. Die letzten Bilder der Präsentation brachten Emma dann endgültig zum Weinen. Es waren hochauflösende Bilder, jenseits der derzeitig bekannten HD-Qualität.
Die „Golden-Gate-Bridge“ wankte, als die Fluten gegen ihre stolzen, gen Himmel gerichteten Pylone krachten. Die fast zwei Kilometer lange Hängebrücke verbog sich wie ein Papierband im Wind und das Wasser stieg immer weiter an. Dann neigte sich der nördliche Pylon in Richtung des Pazifischen Ozeans und zog den südlichen Pfeiler mit sich.
Die Spannbrücke zerriss und die Pylone stürzten seitlich gegen ihre jeweiligen Ufer. Als das Wasser abgeflossen war, ragten nur noch kümmerliche Reste der rostroten Stahlschönheit aus dem Wasser.
Erik war so fasziniert von den Möglichkeiten des Neuro, dass er nicht mehr bemerkt hatte, wie mitgenommen seine beiden Zuschauer waren. „Und das alles, weil die großen Vereinigten Staaten von Amerika keine lausigen drei Milliarden Dollar für ein satelliten-basiertes ARK-Storm-Abwehrnetz übrig hatten.“
Emma bemerkte die Verbitterung und auch die Verachtung in Eriks Worten. Er war selbst noch nicht über die Vision hinweg. Aber sie hatte auch bemerkt, dass er nun eine kleinere Zahl angegeben hatte. „Ich dachte, es waren fünf Milliarden?“, fragte sie nach.
Erik blickte wieder auf. Waren ihre Augen verweint oder nur überanstrengt? Er räusperte sich und beichtete dann, dass ein paar Kollegen und er die Technologie fortentwickelt und sie den Amerikanern angeboten hatten.
„Dann trägst du eine Mitschuld daran!“, sagte sie nur trocken. Brugger zuckte hoch. Er war gerade in Gedanken bei seinen Kollegen aus Berkeley, doch nun roch er den ersten Streit zwischen den beiden „Verliebten“.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Emma!“, wehrte sich Erik entrüstet.
„Natürlich! Wie viel hättet ihr denn daran verdient?“
„Wir wollten lausige fünfzehn Millionen dafür. Das waren über zwei Jahre Entwicklung und da haben, glaube ich, zeitweise acht Leute dran gearbeitet, das ist viel bei uns.“
„Na ja, ich verdiene keine Million pro Jahr und ich glaube nicht, dass ihr da nonstop dran gesessen seid. Gehen dir da nicht ein wenig die Relationen verloren?“
„Du, wir hatten auch Ausgaben in der Zeit. Am Ende wären mir da vielleicht fünfhunderttausend übrig geblieben.“
„Zusätzlich zu deinen anderen Jobs?“
Erik kochte. Das hatte er nicht verdient. Sie hatten das bewusst deshalb weiterentwickelt, weil sie nicht wollten, dass das Projekt völlig unter den Tisch gekehrt wurde. Das war für die Verhältnisse der Brain Factory ein Mega-Super-Sparpreis, eben weil es um das Verhindern einer möglichen Katastrophe ging. Eine sehr unwahrscheinliche, wie alle Berechnungen zeigten, aber was man von Wahrscheinlichkeiten halten musste, das war gerade eben klar zu sehen gewesen.
„Ich habe dir gesagt, womit ich mein Geld verdiene. Und wenn meine Organisation genauso gewissenlos agieren würde, wie die Regierungen der großen Nationen dieser tollen Welt, dann könnten wir leicht das Zehnfache an Kohle verdienen, aber wir wählen sehr bewusst aus, was für Jobs wir übernehmen. Und das, was wir da verlangt hatten, war eine bessere Aufwandsentschädigung!“
„Scheinbar war den Amis Eure kleine Aufwandsentschädigung trotzdem noch etwas zu hoch angesetzt!“
„Selbst wenn wir es ihnen geschenkt hätten! Die hätten immer noch das restliche Geld ausgeben müssen, um die Satelliten hoch zu schicken. Wir haben denen sogar vorgeschlagen, dass sie die Technologie auch an Großbritannien und Neuseeland weiter verkaufen könnten. Das sind die anderen Länder, die für so eine Katastrophe in Frage kommen. Die wollten einfach nicht!“
„Nun, da du jetzt weißt, was passieren wird, wie wird das weitere Vorgehen deiner tollen Firma aussehen?“
Für Brugger war das ganz großes „Beziehungs-Tennis“. Emma stand vorne am Netz und ließ die Bälle einfach schnell zu Erik zurückprallen, der stark in die Defensive gedrängt stand und sich mit allem verteidigen musste, was er hatte. Emma hatte mittlerweile auf ihren Stur-Modus geschaltet, den er selbst schon oft hatte genießen dürfen. Er wollte sehen, wie Erik damit fertig wurde.
Erik blickte Emma eine Weile an und musste sich gut überlegen, was er sagen würde. „ICH werde mir die Aufzeichnung jetzt weiter ansehen. Und wenn du es noch nicht bemerkt hast, DEIN Anteil an der Rettung von San Francisco wird es sein, mir zwei Liter Cyto-X in den Körper zu waschen.“ Daraufhin drehte er ihr den Rücken zu und kochte still weiter vor sich hin.
Brugger sah, dass auch Emma kochte, also blieb er einfach mal still. Sollte Staam Erik wirklich damit beauftragen, diese Katastrophe zu verhindern, dann würde er mitmachen. Das Kind zu retten, war ein nobler Auftrag. Die Frage war nur, wie drastisch durfte man in die Zeitlinie eingreifen, um das Leben eines Kindes zu retten?
Brugger war davon ausgegangen, dass es sich um eine kleine Korrektur handeln würde, die Erik zu erledigen hatte oder vielleicht sogar eine Tat in seiner eigenen Gegenwart, ganz ohne Zeitreise. Auch wenn es grausam klingen mochte und er bei solchen Überlegungen schnell ein schlechtes Gewissen bekam, aber massive Eingriffe in die Leben von Tausenden konnte man für ein einzelnes Kind nicht rechtfertigen.
Das hier aber war eine echte Lebensaufgabe! Auch dieses Opfer hatte natürlich für ihn eine Art „Gesicht“ und zwar in Form einer seiner Universitäten: Berkeley! Aber auch ohne diesen persönlichen Touch war klar, dass sie alle hier helfen mussten, sofern sie die Chance dazu bekämen.
Zur Not würde Brugger dafür sogar vorzeitig in Ruhestand gehen. Als Grund würde er Burnout angeben. Das würde ein Spaß werden, wenn die Kollegen sich das Maul über ihn zerrissen!