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Kurze Einblicke in das Kriegsgeschehen

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Geben wir Emmanuel de Maigret das Wort, der damals ein kleiner Junge von fünf Jahren war und dem wir das Buch[18] verdanken, in welchem er die Ereignisse aufgezeichnet hat, so wie sie nach den Aussagen vieler Augen- und Zeitzeugen geschehen sind: :

„Als Ratspräsident Daladier am 1. September 1939 die allgemeine Mobilmachung bekannt gegeben und nachdem man Deutschland am 3. September den Krieg erklärt hatte, entrichtete auch Druy seinen Tribut.

In Druy, wie überall, folgten auf den Enthusiasmus des Kriegsanfangs – viele Leute glaubten fest an die Unbesiegbarkeit der französischen Armee – Ungläubigkeit und eine immense Enttäuschung.

Im selben Jahr 1939 übernahm Herr Pfarrer Ballais, bis dahin Vikar in La Machine, seine Aufgaben als Seelsorger von Druy. Er stammte aus Cosne-sur-Loire, aus einer alten stocknivernaisischen Familie und hat eigentlich nie wirklich seine Region verlassen, der er sehr verbunden war. Seine freimütige Sprache, seine universelle Bildung und sein großes Geschichtsinteresse, besonders für die lokale Geschichte, seine Verbindlichkeit und seine stete gute Laune machten ihn zu einer unverzichtbaren und wichtigen Persönlichkeit im Leben von Druy, wo er von allen geschätzt wurde.“

Abbé Ballais’ Aufzeichnungen waren eine wichtige Quelle für Emmanuel de Maigrets Buch. Wir lesen, wie sich das große Geschehen im Kleinen des Dorflebens widerspiegelt. Nach dem Einmarsch der Deutschen breitet sich in Frankreich die große Angst vor deutschen Gräueltaten aus und es kommt im Juni 1940 zu einer wahren Panikwelle. Hunderttausende fliehen und auch in Druy nimmt man Flüchtlinge auf.

„In den Folgemonaten richten sich die Deutschen in der Region ein, die sich nahe bei der Demarkationslinie, der Grenzlinie zwischen den von Deutschen besetzten und unbesetzten französischen Gebieten befindet.

Sie beschlagnahmen die Schlösser und größere Gebäude, benehmen sich aber korrekt gegenüber der Bevölkerung. Aber das ändert sich bald. Es kommt zur Zensur, später zu


Bild 6: Abbé André Ballais (1911-1996)

Verboten von Zeitungen und Radiomeldungen aus dem Ausland, Zuwiderhandlungen werden unter schwere Strafe gestellt.

Es gibt Ausgangsregelungen für Fußgänger, Auto- und Radfahrer. Jedoch sind all diese Maßnahmen in den Städten durch die ständige Gegenwart der Besatzer fühlbarer als auf dem Land.“

Deutsche Truppen hatten auch Druy besetzt, blieben aber nur kurz und richteten sich dann in Städten wie Imphy und Decize ein. Vier junge Männer aus Druy des Jahrgangs 1922 wurden zum Zwangsarbeitsdienst verpflichtet.

Die militärische Wende setzte mit der Landung der alliierten Truppen in Nordafrika am 8. November 1942 ein. E. de Maigret schreibt:

„Die Nachrichten kamen schlecht durch, vor allem weil Deutschland jetzt mehr und mehr militärische Rückschläge erlitt. Das Unheil von Stalingrad im Januar 1943, der erste große Fehlschlag der deutschen Wehrmacht, die bis zu diesem Zeitpunkt unbesiegt gewesen war, markierte einen psychologischen Wendepunkt in diesem Krieg.

Das einzig markante Ereignis in Frankreich war der Überfall auf die freie Zone durch die Deutschen, am 11. November 1942, drei Tage nach der Landung der alliierten Truppen in Nordafrika, womit de facto ganz Frankreich zur besetzten Zone wurde“[19].

„Dieses Ereignis rief keine sonderlichen äußerlichen Veränderungen in Druy hervor, auch in der Folgezeit gab es nicht mehr Deutsche bei uns als zuvor.

Während des gesamten Jahres 1943 und zu Beginn des Jahres 1944 erlitten die Truppen der Achse[20]eine Niederlage nach der anderen und dies an allen Fronten, in Russland, in Tunesien, Sizilien und anschließend in Italien.

Zur gleichen Zeit wurden die Bombardierungen Deutschlands von Seiten der Engländer und der Amerikaner immer stärker.

Und nach dem 6. Juni 1944, dem Zeitpunkt der Invasion der alliierten Truppen in der Normandie, war in Frankreich eine fühlbare Zunahme der Bombardierungen auf strategisch wichtige Punkte festzustellen: auf Bahnhöfe, Brücken, Fabriken, Benzin-Depots usw. Diese Bombardierungen führten unglücklicherweise zum Tod vieler Zivilpersonen. Schuld daran waren Abwürfe aus großer Höhe, die Unerfahrenheit einiger Piloten, der Mangel an Präzision bei den angepeilten Zielen. Sie verursachten viele jämmerliche Resultate, wie in Nevers, in Cosne sur Loire und in Neuvy.


Bild 7: Château von Druy, Westfassade mit großer Freitreppe, Foto von 1940

Häufig fanden diese Bombardierungen in der Nacht statt, dann war am Horizont ein intensives Leuchten zu sehen. Manche gab es auch tagsüber: wir konnten mit Ferngläsern von der Freitreppe unseres Schlosses aus, das die Felder überragt, die Bewegungen der Flugzeuge verfolgen, den Sturzflug der Jagdflieger, wenn sie ihre Ziele unter Feuer nahmen. Uns erreichte das dumpfe, durch die Entfernung abgeschwächte Grollen der Explosionen.

Die errungenen Siege, das Vorrücken der Alliierten, bestärkten die Hoffnungen in aller Herzen. Ich sehe meinen Vater noch vor mir, wie er kerzengerade neben dem Radio stehend die Marseillaise sang; es ist möglicherweise an jenem 25. August gewesen, dem Tag, an dem General de Gaulle auf dem Rathausplatz der Stadt Paris, mit vor Erregung bebender Stimme seine feierlichen Worte sprach:

„Geschmähtes Paris! Zerstörtes Paris! Gequältes Paris! Aber (jetzt): befreites Paris!“

Diesen Tag beendeten wir mit dem Öffnen einer unserer letzten Flaschen Champagner: es war mein erstes Glas Champagner, aber es ist mir nicht gut bekommen.

Wir erwarteten jetzt die Vereinigung der gelandeten Truppen aus der Normandie mit denen aus der Provence, die das Rhonetal heraufzogen und die dabei waren, Lyon zu erreichen, um endgültig die Befreiung Frankreichs zu feiern.

Die alliierten Truppen rückten tatsächlich vor, aber es sollte noch lange dauern, bis sie ihre Ziele endlich erreichten. 60 Tage nach der Landung der Alliierten war die Bretagne immer noch bis zu der Linie Lisieux – Tours zu befreien. Auch hatte die 1. amerikanische Armee Saint-Lô noch nicht erreicht. Und die 2. Armee Großbritanniens kam im Südwesten von Caen nur mühsam voran.“

Tod in Burgund

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