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Zwei Angriffe

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Bevor wir auf die Ereignisse in Dardault und Druy am 1. und 2. September zu sprechen kommen, muss noch von zwei anderen Angriffen berichtet werden. Sie fanden am 25. bzw. am 31. August statt, ganz in der Nähe der Operationen vom 1. September, also von Dardault. Beteiligt waren zwei Widerstandsgruppen und die S.A.S. Auch hier war die RN 79 betroffen.

Der eine Angriff wurde von der Kompanie Mercier durchgeführt. Wir erinnern uns, Louis Joannin von Haut Jeandiot gehörte ihr an[40].

De Maigret berichtet:

„Man hat in Druy viel darüber gesprochen. Es war der Angriff beim Kalkofen in der Nähe von Sougy, also etwa 1 km östlich von Dardault, genau dort, wo die Nationalstraße (ihr alter Verlauf) bei Buisson Prêtre etwas ansteigt.

Er fand um den 25. August statt und nicht am 1. September, wie es in verschiedenen Dokumenten zu lesen ist[41]. Es war eine dem Zufall entsprungene, nicht von langer Hand geplante Tat.

Leutnant Mercier und vier Männer waren beteiligt, von denen Louis Joannin[42] beschlossen hatte, einem Lastwagenanhänger, den die Deutschen im Steinbruch von Sougy, ganz in der Nähe des alten Kalkofens, zurückgelassen hatten, einen Besuch abzustatten. „Es hätten sich ja Waffen darin befinden können“, brachte er vor, „oder andere interessante Dinge“.

Tatsächlich fanden sie eine Schreibmaschine, die sie mitnahmen, die aber nie funktioniert hat und einigen anderen wertlosen Kram.


Bild 10: Wanderkarte 2625 der Region

Auf dem Rückweg bemerkten sie einen deutschen Konvoi, der von Dardault her kam und sich in Richtung Decize bewegte. Der Weg, den die Gruppe nahm, steigt in Richtung Buisson Prêtre an und beherrscht die Route Nationale[43] von oben.

Dies brachte Leutnant Mercier sogleich auf eine Idee.

Er ergriff eine Granate, zog den Stift heraus, was seine Männer sofort nachmachten. Die Wurfgeschosse, mit großer Genauigkeit geworfen, explodierten unterhalb ihres Standortes, an der Spitze der deutschen Fahrzeugkolonne.

Laut den Zeugenaussagen, die wir am folgenden Tag erhielten, gab es bei den Deutschen drei Tote.

Kaum war der Überraschungsmoment vorbei, ließen die Reaktionen des Feindes nicht auf sich warten: die Feuerstöße der automatischen Waffen zischten über den Weg hinweg, jedoch gelang es der Partisanengruppe, ein Feld zu erreichen, das zur Domäne des Barbettes gehört, sie rannten in Richtung Buisson Prêtre. Weil das Gelände abschüssig ist, erreichten sie die Geschosse nicht, strichen vielmehr deutlich über ihre Köpfe hinweg.

Währenddessen war die kleine Hündin von Louis Joannin, die sie begleitet hatte, wieder heruntergekommen und rannte kläffend in Richtung Kolonne quer durch die Büsche, ein Terrain, das stark von Kaninchen besiedelt ist. Die Männer der Résistance glaubten sie verloren, aber die Deutschen hatten andere Sorgen, als sich mit ihr zu befassen.

Nach erfolgloser Jagd, die Kaninchen waren in ihren Erdhöhlen geblieben, zögerte die Kleine nur kurz, kam zurück und schloss sich ihrer Gruppe wieder an.

Das Blindfeuer wiederholte sich, dauerte noch über eine Viertelstunde lang, mit Salven von Maschinengewehren, aber auch von einer Kanone mit hoher Reichweite, deren Geschosse über

Haut Jeandiot und über das Schloss von Bâteau hinwegflogen, um jenseits, in den benachbarten Feldern, zu explodieren. Die Einschlagslöcher werden über die folgenden Tage sichtbar sein.

Nach diesem Vorfall blieben die Deutschen während des ganzen Abends dort, um erst gegen 3 Uhr am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.

Die Bevölkerung war nicht beunruhigt, weder auf den benachbarten Bauernhöfen, noch in Sougy.“

Beim zweiten Angriff, ausgeführt am 31. August 1944, also einen Tag vor den Ereignissen bei Dardault, waren sechs Jeeps der S.A.S und Mitglieder der Kompanie Dunkerque beteiligt. Man hatte einen Hinterhalt in Höhe der Farm de l’Etang gelegt, die sich knapp drei km westlich vor Dardault an der RN 79 befindet.

Charles Binon, der[44] dieser Widerstandsgruppe angehörte, berichtet von einem Gespräch, das er mit einem der daran beteiligten Engländer kurz zuvor geführt hatte. Der Engländer teilte ihm mit:

„Wir sollen eine deutsche Militärkolonne angreifen, die von Nevers in Richtung Decize unterwegs ist und dafür sorgen, dass wir von den Deutschen gesehen werden, damit diese wissen, dass es sich um reguläre alliierte Truppen handelt, nicht um Partisanen!“

Binon berichtet, was dann geschah:

„Die Abteilung bestand aus sechs Jeeps, jeder bestückt mit drei Maschinengewehren der Marke Vickers. Ich selbst bin mit ihnen und drei Jeeps an den Fuß des Hügels von Béard gefahren, Oberleutnant Guyot mit den anderen dreien zur anderen Seite, an den Fuß der Anhöhe von Grand-Vernay. Was ich nie verstanden habe, ist, dass nicht sie es waren, die die deutsche Kolonne zum Halten gezwungen hat, sondern wir. Sie selbst[45] sollten an ihrem Ziel erst ankommen, nachdem die Kolonne dort bereits vorbeigefahren war.“

„Ich alleine, ein einzelner französischer Maquisard, stand mit drei englischen Jeeps und ihrer Besatzung einer ganzen Truppe deutscher Soldaten gegenüber, mit einem Jungen, den ich bei Chaluères gelassen hatte mit dem Auftrag, in die Luft zu schießen, sollten die Deutschen von dieser Seite her kommen.“

Binon erzählt weiter:

„Die neun Maschinengewehre wurden zu einer Batterie zusammengeschlossen und zur Nationalstraße hin ausgerichtet, nahe der Farm. Der englische Kommandant hatte diese Stelle für den Hinterhalt ausgesucht, nicht ich, denn ich war ja nicht der Leiter der Abteilung. Wir selbst hatten nämlich die sehr strikte Anweisung zu befolgen, nicht in der Nähe von bewohnten Siedlungen anzugreifen. Aber ich hatte hier nicht das Kommando, sondern sie. Nachdem sich die Jeeps verteilt hatten, näherte sich der Verwalter der Farm, der sich um seine Pferde sorgte, die auf die benachbarte Weide gezogen waren. Er erbat sich die Erlaubnis, sie zu holen, die man ihm verweigerte, denn die Kolonne konnte jeden Moment eintreffen. Er nahm einen anderen Weg und brachte seine sechs Pferde weltmeisterlich leise in den Stall.

Endlich erschien die Kolonne. Vorne ein Lastwagen, gefolgt von anderen. Man ließ die ersten Fahrzeuge vorbei, dann schossen die neun Maschinengewehre auf Befehl gleichzeitig los und lösten eine kurzzeitige Panik in der Kolonne aus. Mehrere Lastwagen wurden gestoppt und begannen zu brennen. Ein Geschoss spurte für die drei nächsten den Weg, das gab ein tolles Feuerwerk!

Der Feind war zahlenmäßig stark überlegen und nachdem der erste Überraschungsmoment vorüber war, begannen die Feuerstöße der Deut-schen die Büsche hinter den Jeeps zu zerfetzen, während diese, mit aufheu-lendem Motor und in vollem Tempo in Richtung Druy davonsausten. In der Hast hatte ich völlig vergessen, meinen Wachtposten in Chaluères wieder aufzunehmen, der sich in den Graben geworfen hatte, um nicht von zufälligen Geschossen getroffen zu werden. Wir waren sehr schnell aus dem Sichtfeld der Deutschen wieder entschwunden.

Der Mann musste zu Fuß zurückkehren, traf erst zwei Stunden später wieder ein. Was den Erfolg dieses Überfalls betrifft, wie viele Fahrzeuge zerstört, wie viele deutsche Soldaten getötet worden waren, haben wir nicht versucht, herauszufinden.

Druy wurde mit höchster Geschwindigkeit durchfahren; später setzten mich die Jeeps in der Nähe von Grillot ab, um dann in Richtung ihres Hauptquartiers wieder aufzubrechen.

Die Deutschen machten keinerlei Anstalten, uns zu verfolgen, was schlechterdings auch nutzlos gewesen wäre, angesichts unseres Vorsprungs. Auch Vergeltungsmaßnahmen blieben aus.

Ich habe die Gelegenheit genutzt, um den S.A.S.-Truppen unsere armselige Bewaffnung vorzuführen, wie z.B. das Jagdgewehr unseres Wachpostens; sie versprachen, uns in den folgenden Tagen mit Waffen zu versorgen.“

Wir halten fest: kurz VOR den Ereignissen, über die im Folgenden zu berichten sein wird, sind deutsche Konvois in der gleichen Gegend gleich zweimal von französischen Partisanen bzw. englischen S.A.S-Truppen angegriffen worden. Beim Angriff vom 25. August hat es auf deutscher Seite drei Tote gegeben – über die wir keine weiteren Informationen haben. Beim Angriff vom 31. August hatte man sich nicht die Zeit genommen, Erhebungen anzustellen. Bedenkt man jedoch die eingesetzten Waffen, gleich neun Maschinengewehre und deren Durchschlagskraft, sind hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit neben den Sachschäden auf deutscher Seite auch Menschen getötet und verletzt worden.

In beiden Fällen ist es nahezu erstaunlich, festzustellen: die Deutschen machten keine Anstalten, eine Verfolgung aufzunehmen. Und ein Weiteres ist festzuhalten: in beiden Fällen müssen die Deutschen die Verursacher der Angriffe gesehen haben, was die Engländer auch explicit wollten.

Tod in Burgund

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