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Bruno de Maigret schreibt Gaby de Maigret

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Druy am 7. September 1944

„[...] Ich war mit Papa zusammen, als die Deutschen in Druy ankamen; wir sind nach Dardault gegangen (das ist diese Häusergruppe neben der Hauptstraße, wo der erste Angriff stattgefunden hat), um die Toten zu bergen und um die bedauernswerten Leute von dort mitzunehmen. Wir sind zu genau dem Zeitpunkt dort eingetroffen, als die andere deutsche Kolonne ankam und sie begannen, auf die Kanadier[16] zu schießen, die selbst zuvor die Kolonne angegriffen hatte. Gleich darauf haben die Deutschen auf rein alles geschossen.

Wir hatten uns zunächst längs einer Mauer versteckt und sind dann hinter eine Hecke geglitten. Dort haben wir uns einer hinter dem anderen geduckt in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Jedoch kamen die Deutschen an den Anfang dieses Weges, wo wir uns befanden und schossen ins Gebüsch.

Sie sagten so etwas wie „Hände hoch!“, aber wir haben das bei dem Heidenlärm nicht recht verstanden und Papa war an den Beinen getroffen. Er sagte mir, seine beiden Beine seien gebrochen. Mittlerweile waren die Deutschen bei uns angekommen und überlegten, ob sie uns nicht gleich den Fangschuss geben sollten, haben uns aber schließlich aufgefordert, heraus zu kommen. Papa zeigte auf seine Beine und sagte, dass er sich nicht bewegen könne. Ich selbst bemühte mich, ihnen klar zu machen, dass er verletzt sei. Sie bedrohten ihn mit dem Lauf ihres Maschinengewehrs. Mich haben sie mitgenommen. Mich haben sie überzeugt, dass sie auch ihn abholen würden, dass sie nicht fertig brächten, einen Verwundeten zu töten. Und bis zu jenem Abend habe ich auch von nichts gewusst.

Dann folgten die Leidensstationen an jenem Morgen inmitten der Deutschen, die darüber diskutierten, ob sie mich töten sollten oder nicht, inmitten des brennenden Druy, bei strömendem Regen unter einem bleiernen Himmel! Und ich wusste nichts über Papa, über irgendjemanden!

Gegen 4 Uhr nachmittags kam ich endlich frei und konnte Mama und die anderen wiedersehen.

Unser Haus brannte wie eine Fackel und ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Später am Abend sind Marie-Josèphe und Bernadette nachsehen gegangen, ob sie Papa an diesem kleinen Weg finden könnten. Genau dort haben sie ihn aufgefunden. Da wir bis zu diesem Augenblick ja noch keine endgültige Gewissheit hatten, war noch ein Hoffnungsfunke in ihren Herzen. Ich selbst wäre gerne nochmals dorthin gegangen, aber es war besser, sich nicht zu rühren, denn es war zu befürchten, dass die Deutschen mich aufs Neue geschnappt hätten. Welch ein Zusammenbruch für unsere arme kleine Mama, für uns alle!


Bild 4: Bruno de Maigret

Aufnahme um 1942

So war es noch nicht einmal möglich, dass jeder seine Toten holen konnte. Wir mussten sie, weil die Mehrzahl der Häuser niedergebrannt war, in einem Schulraum aufbahren, der von den Flammen verschont geblieben war, auf Matratzen, in ein Leichentuch gehüllt, alle 12 dort nebeneinander aufgereiht.

Sie war so unendlich grausam, diese Schicksalswende. Nicht einmal die Totenwache durfte man halten, wann man wollte. Auch fehlte die Ruhe, sich zu sammeln, denn wir waren in der ständigen Furcht, die Leute vom Widerstand könnten wiederkommen. Nach dieser Aktion der Résistance ist so gut wie nichts übrig geblieben, weder in Druy noch bei seinen Bewohnern. 35 Häuser sind niedergebrannt. Es gab 110 Schäden bei 350 Einwohnern, und all dies an einem einzigen Vormittag.“

Tod in Burgund

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