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3.2 Das Intermezzo der Batavischen Republik, 1803–1806

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Für die drei Jahre von 1803 bis 1806 gehörte die Kolonie dem niederländischen Staat, da die VOC nicht mehr existierte. Die Regierung in der Kapkolonie war eine Militärherrschaft mit aufklärerischen Absichten. Die kolonialen Belange der Republik wurden von einem in Batavia residierenden Indischen Rat wahrgenommen, dem auch die Verwaltung Südafrikas oblag. Eines der Ratsmitglieder, der Jurist Jacob Abraham de Mist (1749–1823), erhielt den Auftrag, ein Verwaltungssystem für die Kapkolonie zu entwerfen. Er wurde zum Generalkommissar ernannt, der den Gouverneur beraten und beaufsichtigen sollte. Nach seinen Plänen sollte Südafrika von einer machtvollen Zentrale in Kapstadt regiert werden, die aber den Bürgern mehr Mitspracherechte als bislang einräumte. Die Regierungsgeschäfte nahm ein Gouverneur in der Person des Armeegenerals Jan Willem Janssens (1762–1838) wahr. Er initiierte Verwaltungsreformen und bemühte sich um eine friedliche Grenzregelung mit den Xhosa. Janssens stand ein Politischer Rat zur Seite, der sich aus zwei Beamten und zwei Bürgern der Kolonie zusammensetzte und die Macht des Gouverneurs einschränken und kontrollieren sollte. In der Realität spielten die Bürger in diesem Rat keine Rolle, da überhaupt nur ein Bürgervertreter für einige Monate darin vertreten war. Zudem kam es zwischen dem Rat und dem autokratischen Gouverneur zunehmend zu Spannungen, weil er sich als verantwortlich gegenüber der Regierung der Niederlande betrachtete und keineswegs gegenüber der Kolonialbevölkerung.

Sowohl Gouverneur Janssens als auch Generalkommissar de Mist wollten während ihrer kurzen Herrschaft mit dem ganzen Impetus eines von der Aufklärung inspirierten Neuanfangs eine Bestandsaufnahme der Kolonie machen, weshalb die beiden Batavier ausgedehnte Reisen unternahmen. Ihre Reformprojekte scheiterten am Unverständnis und den gefestigten Interessen der weißen Bewohner. Auch unter den Bataviern wurden die Landdroste aus den Reihen der Staatsangestellten ausgewählt, die Heemraden und Veldkornette dagegen aus der lokalen Bevölkerung. Immerhin konnte wieder eine im Vergleich zur britischen Herrschaft größere Unabhängigkeit der Justiz hergestellt werden, da der Raad van Justisie der Kontrolle des Gouverneurs entzogen wurde. Außerdem wurde eine unabhängige Rekenkamer eingerichtet, die die Finanzen kontrollieren und dadurch die Korruption bekämpfen sollte.

Entsprechend ihrer aufklärerischen Überzeugung engagierten sich de Mist und Janssens besonders im Kirchen- und Erziehungswesen. Der Status der Reformierten Kirche als Staatskirche blieb aufgehoben und andere Denominationen – sogar in eingeschränktem Maß die katholische Kirche – wurden zugelassen, doch mussten sich alle Kirchen selbst finanzieren. Dies lief aber keineswegs auf eine glatte Trennung von Staat und Kirche hinaus, da der Staat sich eine Oberaufsicht über die Kirchen vorbehielt.

Im Erziehungswesen konnte de Mist aus Geldmangel viel weniger erreichen. Seine Schulordnung von 1804 sollte zu einer Verbesserung und Modernisierung des Unterrichts beitragen, doch scheiterten seine Pläne für eine Säkularisierung der Schulen. Diese Schulen waren weitgehend auf Kapstadt beschränkt, denn auf dem Land gab es nur sehr wenige, die Erziehungsarbeit wurde von oft selbst kaum gebildeten Hauslehrern erledigt. So blieb die Zahl der Analphabeten unter den Farmern in den entfernteren Bezirken sehr groß, bei der Khoikhoi- und Sklavenbevölkerung die Norm.

Den Bataviern schwebte den liberalen Vorstellungen ihrer Zeit gemäß ein System des Freihandels vor, weshalb sie alle Privilegien und den merkantilistischen Dirigismus der Kompaniezeit beseitigten wollten. Die Realität sah anders aus, denn die Regierung der Niederlande sah sich gezwungen, aus purer Geldnot sogar die alten Monopole wieder einzuführen, die die Briten abgeschafft hatten: Sie sollten die Staatseinnahmen erhöhen.

Zwischen der batavischen Verwaltung und den weißen Siedlern gab es nur geringe Zwistigkeiten. Ein Teil der Siedler hatte die britische Herrschaft abgelehnt, weniger aus einer antienglischen Haltung heraus als wegen des autokratischen Gehabes der obersten Beamten. Die Batavier befleißigten sich einer egalitären Rhetorik und genossen möglicherweise einen Sympathievorschuss, weil sie Niederländer waren, aber keineswegs beabsichtigten, die lästige und ineffiziente Kompanieverwaltung zu restaurieren. Das Verhältnis zu den Bürgern blieb auch deswegen während der drei Jahre im Wesentlichen ungetrübt, weil es de Mist und Janssens nicht gelang, ihre Reformen wirklich durchzusetzen. So waren beide z. B. entschiedene Gegner der Sklaverei und de Mist untersagte die weitere Zwangszuwanderung von Sklaven. Angesichts der ökonomischen Notwendigkeit blieb es jedoch bei einer papierenen Verordnung. Die noch viel weiterreichenden und selbst für die damaligen revolutionären Zeiten sehr fortschrittlichen Pläne einer Befreiung aller Sklaven der Kolonie ließen sich erst recht nicht realisieren. Selbst der Versuch, schriftliche Arbeitsverträge für die Khoikhoi einzuführen und ihre Behandlung durch die Farmer besser zu kontrollieren, scheiterte bereits am Personalmangel und den riesigen Entfernungen.

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