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1.2 Der menschliche Lebensraum Südafrika

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Als südliches Afrika wird der Raum südlich der Flüsse Sambesi und Kunene bezeichnet, als Südafrika dagegen das Gebiet, das heute die Republik Südafrika ausmacht. Letzteres ist 1,2 Millionen km2 groß und erstreckt sich zwischen dem 35. und dem 22. Grad südlicher Breite. Südafrika liegt darum in zwei unterschiedlichen Klimazonen, was erhebliche Auswirkungen auf Bevölkerungsverteilung und Wirtschaftsentwicklung hatte. Der größte, nördlichere Teil des Landes ist Sommerregenzone, weshalb die Hauptniederschläge im südlichen Sommer, nämlich zwischen November und März fallen, während sich die Winter durch wolkenlose Himmel auszeichnen. Obwohl die Tageshöchsttemperaturen diejenigen eines mitteleuropäischen Frühlingstages erreichen können, haben die fehlenden Wolken in der Nacht starke Abkühlungen zur Folge. Daraus resultieren erhebliche tägliche Temperaturschwanken, die im Zentrum des Landes gelegentlich bis zu 30° C. ausmachen können. Den klimatischen Bedingungen sind auch die Hauptnahrungspflanzen angepasst, die die Afrikaner in der vorkolonialen Zeit anbauten, vor allem Hirse und Sorghum. Das Sommerregengebiet lässt sich seinerseits in zwei Großregionen unterteilen, zunächst den Küstenstreifen am Indischen Ozean zwischen dem heutigen Mosambik und der Hafenstadt Port Elizabeth. Dieses Gebiet liegt zwischen dem Meer und Gebirgszügen, die parallel zur Küste verlaufen und bei Lesotho, einem Enklavenstaat mitten im heutigen Südafrika, alpine Höhen von mehr als 3000 Meter erreichen. Dadurch kommt es zu Steigungsregen, zumal die Ostküste von den Monsunwinden des Indischen Ozeans erreicht wird. Zahlreiche kleinere Flüsse haben sich tief in die Hügellandschaft eingegraben, die dadurch außerordentlich stark gegliedert ist. Der größte dieser Flüsse ist der Tugela, der lange Zeit die Südgrenze des Zulureiches bildete. Die Region zeichnete sich schon in vorkolonialer Zeit durch eine vergleichsweise dichte Besiedlung aus.

Die zweite Region, das Landesinnere Südafrikas, bezeichnet man als Highveld, eine typisch südafrikanische bilinguale Wortbildung – ein Hochland, das aus leicht hügeligen Ebenen besteht, die bis zu 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegen und dadurch frei von den meisten tropischen Infektionskrankheiten wie Malaria oder Tsetse sind. Im Zentrum des südlichen Afrikas erstreckt sich mit der Kalahari eine große Wüste, die den größten Teil des heutigen Botswana einnimmt. Es ist im Wesentlichen den Monsunregen zu verdanken, dass die Kalahari nicht bis zur Ostküste reicht. Das Niederschlagsgefälle von Ost nach West hat Auswirkungen auf die menschlichen Lebensformen, denn die westlichen Regionen sind sehr dünn besiedelt, während im Osten, vor allem in Flusstälern, größere Bevölkerungsdichten erreicht werden. Die 50 cm-Niederschlagsgrenze im Jahresdurchschnitt zieht sich durch dieses Gebiet, jenseits derer landwirtschaftlicher Anbau mit großen Risiken behaftet ist.

Die Menschen, die das Highveld bewohnen, gehören der Sprachgruppe der Tswana-Sotho an, was sich auch in den Namen der beiden Nachbarstaaten Südafrikas, Botswana und Lesotho, wiederfindet. Das Highveld wird durch zwei große Flusssysteme gegliedert, nämlich den Limpopo, der die Nordgrenze des heutigen Südafrika bildet und in Mosambik in den Indischen Ozean mündet. Das andere, größere Flusssystem, der Oranje und sein wichtigster Nebenfluss, der wegen seines schlammigen Wassers der »fahle Fluss« (Vaal River) genannt wird, erstreckt sich entlang des Südrands der Kalahari zum Atlantik. Sein letzter Abschnitt bildet heute die Staatsgrenze zu Namibia. Insgesamt ist jedoch das Highveld weniger mit Wasserläufen gesegnet als die Ostküste und häufiger von Dürren bedroht. Wegen Stromschnellen und Wasserfällen, aber auch aufgrund des stark variierenden Wasserstandes ist keiner der südafrikanischen Flüsse schiffbar.

Ähnlich wie nach Osten wird das Highveld auch nach Süden durch eine Bergkette vom Küstenstreifen getrennt. Im Unterschied zum Rest des Landes gehört die Südküste zu einer anderen Klimazone. Sie ist nämlich von einem mediterranen Klima mit Winterregen (Juni bis August) und heißen, trockenen Sommern geprägt. Diese Zone reicht etwa von Port Elizabeth bis ans Kap der Guten Hoffnung und einige hundert Kilometer an der Atlantikküste nach Norden. Da sich die Wolken, die vom Indischen Ozean kommen, an dem parallel zur Südküste verlaufenden Gebirge abregnen, bleibt das Land nördlich davon entsprechend trocken: die große Halbwüste der Karoo, die einen beträchtlichen Teil des Northern, Western und Eastern Cape ausmacht. Weil der Süden durch die Karoo und die nördlich daran anschließende Kalahari vom subtropischen Afrika getrennt ist, konnte sich hier eine eigene ökologische Zone herausbilden, die kleinste von insgesamt sechs botanischen Provinzen der Erde, die aber die höchste Artenvielfalt aufweist. Dies betrifft vor allem kleine Strauchgewächse, den sogenannten fynbos (wörtl.: Feinbusch), zu dem etwa der Rooibos (Rotbusch) zählt, aus dem Tee gewonnen wird, der sich mittlerweile in Europa großer Beliebtheit erfreut. Vor allem aber gab es keine domestizierte indigene Nahrungspflanze, die in dieser Region gedieh, weshalb das Siedlungsgebiet der bantusprachigen Afrikaner, die auch Bodenbau betrieben, auf das Sommerregengebiet beschränkt blieb. Dagegen siedelten die als Viehzüchter lebenden Khoikhoi weiter westlich bis zur Atlantikküste.

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