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3.5 Der Beginn der dauerhaften britischen Herrschaft nach 1806

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Als in Europa erneut der Krieg gegen Napoleon ausbrach, erschien abermals eine britische Flotte vor der südafrikanischen Küste. Es gelang ihr, nördlich von Kapstadt eine Landungsoperation durchzuführen. Janssens Versuche, eine Gegenwehr zu organisieren, scheiterten an den unzulänglichen Ressourcen der Kolonie. Am 18. Januar 1806 übergab er die Kolonie dem britischen Generalleutnant Sir David Baird. Diesmal blieben die Briten, und die Niederländer mussten ihnen die Kapkolonie auf Dauer abtreten. Trotzdem behielten sie den Verwaltungsaufbau aus der VOC-Zeit im ländlichen Raum bei. Abgesehen von der Vermehrung der Verwaltungsdistrikte im Landesinneren besetzten niederländische Beamte und lokale Eliten weiterhin die wichtigsten Positionen, da nur sie über die Sprachkenntnisse verfügten, um die Herrschaft zur Siedlerbevölkerung zu vermitteln. Die Machtkonzentration in den Händen der Gouverneure, von denen die meisten hohe Armeeoffiziere waren, nahm weiter zu, da sowohl das Amt des Vizegouverneurs als auch dasjenige des unabhängigen Fiscaal abgeschafft wurden. Die Machtfülle der Gouverneure stand durchaus im Einklang mit Vorstellungen von moderner Staatsverwaltung, da das Hauptziel die gesteigerte Effizienz und der Kampf gegen Korruption und Schlendrian war.

Gleichwohl mussten die Briten auf die historisch gewachsenen Verhältnisse Rücksicht nehmen und nichts lag ihnen ferner, als diese gewaltsam zu verändern. Zunächst mussten sie die mächtigste Gruppe der Bevölkerung, nämlich die niederländischen burischen Siedler, mit ihrer eigenen Herrschaft versöhnen. Vertrauensbildend wirkte es, als sie ihnen signalisierten, dass sie von den neuen Herren nichts zu befürchten hatten, vor allem keine umgreifende Veränderung der sozialen Ordnung. Das lag im eigenen britischen Interesse, bestand doch die Mehrheit der Bevölkerung noch immer aus Sklaven.

Ansonsten gab es eine Reihe von Gesetzesvereinheitlichungen, zu deren wichtigster die Einführung einer allgemeinen Passpflicht für die Khoikhoi zählte. 1809 dehnte Gouverneur Caledon die bis dahin eher ad hoc und auf bestimmte Gebiete oder Gelegenheiten beschränkten Passgesetze auf die ganze Kolonie aus. Damit generalisierten die Briten die Einschränkung der Freizügigkeit für die indigene Bevölkerung, was gleichzeitig deren freie Berufswahl und damit auch ihre Verhandlungsposition auf dem Arbeitsmarkt eng begrenzte. Die Passgesetze wurden fast 200 Jahre lang den wechselnden Umständen angepasst und modernisiert. Dies bedeutete faktisch: Sie wurden verschärft und auf weitere Bevölkerungsgruppen ausgedehnt.

Ein Jahr zuvor wurde im gesamten britischen Empire der Sklavenhandel verboten. In der Parallelität dieser beiden Maßnahmen offenbarte sich die Ambivalenz der britischen Kolonialherrschaft, die auf der einen Seite von einem humanitären und rationalen Impetus getragen war, gleichzeitig aber die Bedürfnisse der weißen Farmer berücksichtigen musste, weil die Kolonie sich möglichst umgehend zu einem gewinnbringenden Unternehmen mausern sollte.

2 Zit. nach H. J. van Aswegen, Geskiedenis van Suid-Afrika tot 1854, Pretoria – Cape Town 1989, S. 173; Übersetzung des Autors.

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