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4. Religiöse Pluralität und interreligiöses Lernen

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Zusammengefasst: Zum einen nimmt die Prägekraft der Religionen auf ihre Anhänger unter Jugendlichen stark ab, zum anderen werden christliche Jugendliche insgesamt weniger. Unter Migranten steigt dagegen die Geburtenrate und mit ihr das Potential für muslimisch-(türkischer Migrationshintergrund) bzw. christlich-orthopraktische (polnisch-kroatischer Hintergrund) Jugendliche. In Ballungsregionen wie dem Ruhrgebiet führt das inzwischen zu einer Umkehrung der Religionsverhältnisse. So kann Elisabeth Hennecke am Beispiel der Grundschulen im Bistum Essen zeigen, dass in großen Städten wie Duisburg (37 %) und Gelsenkirchen (32 %) bereits jetzt die muslimischen Schülerinnen und Schüler die größte Gruppe in Bezug auf Religion sind (Hennecke 2011). Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in allen Städten der Industrieregionen fortsetzen wird. Entsprechend ist es hier bereits einfacher, eine Gruppe von muslimischen Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht zusammenzuziehen, als wie bislang konfessionelle Lerngruppen für evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler einzurichten. Unabhängig von Fragen der Organisation und der Konzeptionierung gewinnt damit ein religiöses Lernen an Gewicht, das bisher im Rahmen des evangelischen und katholischen Religionsunterrichts sowie im Ethikunterricht nur eine Nebenrolle spielte, nämlich das interreligiöse Lernen. Religiöses Lernen im Raum von Schule und Gemeinde ist vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund als ein Bildungsgeschehen zu konzipieren, das Kinder und Jugendliche in hinreichender Weise auf die zunehmende Religiosität in unserer Gesellschaft vorbereitet und sie damit befähigt, in Fragen von Religion und Glaube angemessen wahrzunehmen, zu urteilen und zu handeln. Damit sind bereits erste elementare interreligiöse Kompetenzen benannt.

Auf einen Blick

Religiöse und weltanschauliche Pluralität hat die einst konfessionelle Prägung der bundesdeutschen Gesellschaft in evangelische und katholische Regionen abgelöst. Nicht nur in den urbanen Ballungsräumen leben Menschen unterschiedlichster Konfessionen und Religionen sowie Menschen ohne religiöses Bekenntnis zusammen. Religiöse Bildung – vor allem im Raum der öffentlichen Schule – muss diesen neuen Kontext berücksichtigen und immer auch Formen des interreligiösen Lernens im Rahmen der bisherigen Formate anbieten.

Interreligiöses Lernen

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