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5. Interreligiöse Bildung

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Interreligiöses Lernen als Voraussetzung für Bildung

Von interreligiöser Bildung ist im Gegensatz zum interreligiösen Lernen oder der interreligiösen Kompetenz nur selten die Rede, wohl auch weil der Lernbegriff in der Regel als eine Kategorie oder als Unterbegriff von Bildung verstanden wird und dann z.B. neben Erziehung, Lehren und Unterrichten gestellt wird. Auch im Bereich religiöser Bildung lässt sich der Begriff des interreligiösen Lernens in diesen Kontext stellen. Wird nämlich religiöse Bildung als das Vermögen verstanden, das Ganze von Wirklichkeit in den Blick zu nehmen und sich dann zu diesem Ganzen in ein verantwortetes Verhältnis zu setzen (Sajak 2013a: 17), kann interreligiöses Lernen als eine durchgängige Dimension dieses Prozesses identifiziert werden. Schließlich hat der Bildungswissenschaftler Jürgen Baumert im Kontext der PISA-Studie vier „Modi der Weltbegegnung“ benannt, welche als grundlegende Wirklichkeitszugänge die Bildung des Menschen ermöglichen und die jeweils eigenständig wie unersetzbar sind: die kognitiv-instrumentelle (Mathematik, Naturwissenschaften), die moralisch-evaluative (Geschichte, Wirtschaft, Sozialkunde/Politik, Recht), die ästhetisch-expressive (Sprache, Literatur, Kunst, Musik) und die konstitutive Rationalität (Religion, Philosophie).


Abb. 5 Die vier Modi der Weltbegegnung als Voraussetzung von Bildung nach Jürgen Baumert (2002: 106f.)

Der Begriff der konstitutiven Rationalität

Konstitutiv ist diese Rationalität, weil sie Grundkategorien (z.B. Gott) sowie Erklärungs- bzw. Deutungsmuster (z.B. Schöpfung) liefert, mit denen der Mensch über die Totalität von Wirklichkeit reflektieren und sich selbst mit dieser produktiv auseinandersetzen – also: sich religiös bilden – kann. Diese Erklärungs- und Deutungsmuster aber existieren nicht nur in der eigenen religiösen Tradition, sondern immer auch in allen anderen Welterklärungssystemen – oft kongruent, manchmal komplementär, selten kontradiktorisch. Weil religiöse Bildungsprozesse auf das Ganze von Wirklichkeit zielen, sind sie immer auch interreligiöse Bildungsprozesse. Friedrich Schweitzer, der die einzige Monografie mit dem Titel „Interreligiöse Bildung“ vorgelegt hat, formuliert dies wie folgt: „Wenn hier von Interreligiosität als einer allgemeinen Dimension aller Lehr-Lernprozesse gesprochen wird, so zielt dies genau darauf: die Aufgabe, den eigenen Glauben konsequent im Horizont verschiedener Glaubensweisen zu erschließen“ (Schweitzer 2014: 143).

Interreligiöses Lernen

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