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7. Interreligiöser Dialog

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Drei Ebenen des Dialogs

Und der interreligiöse Dialog? Der Begriff des interreligiösen Dialogs wird in der Öffentlichkeit häufig verwendet, wenn es um die Beziehung zwischen den Religionen geht. Aber nicht jede Begegnung und schon gar nicht jedes Mit- oder Nebeneinander von Menschen unterschiedlicher Religionen ist bereits interreligiöser Dialog. So müssen im religionstheologischen Zusammenhang drei Formen des Dialogs unterschieden werden: Auf einer ersten, rein menschlichen Ebene gibt es den Dialog als reziproke Kommunikation (1.), auf einer zweiten, höheren Ebene ist der Dialog eine Haltung des Respekts und der Freundschaft (2.). Interreligiöser Dialog im engeren Sinn muss aber mehr bedeuten: Hier muss es um die ernsthaften und konstruktiven Beziehungen zwischen Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens gehen, mit dem Ziel, sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern „und zwar im Gehorsam gegenüber der Wahrheit und im Respekt vor der Freiheit (3.). Diese dritte Ebene beinhaltet sowohl gegenseitige Zeugnisgabe wie auch die Entdeckung der jeweils anderen religiösen Überzeugung“ (Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz 1991: 9).

Damit ein solcher Dialog gelingen kann, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Karl Kardinal Lehmann hat solche Bedingungen für einen echten Dialog aus katholischer Perspektive erörtert:


Abb. 7 Die drei Ebenen des interreligiösen Dialogs in „Dialog und Verkündigung“ (Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz 1991: 9)

„Um ein offenes und auf gemeinsame Perspektiven ausgerichtetes Gespräch führen zu können, müssen die Religionen

• sich gegenseitig grundsätzlich als Ebenbürtige unter Ebenbürtigen akzeptieren;

• schlüssig darlegen, warum es Religionen gibt und warum Religionen dem Menschen dienlich sind;

• sich immer auch im praktischen Handeln zum Wohle der Menschen bewähren;

• sich selbst auf das Auseinanderfallen von Anspruch und Wirklichkeit hin kritisch überprüfen“ (Lehmann 2002: 3).

Durch die Einhaltung dieser Regeln ist gewährleistet, dass im Rahmen eines solchen Dialogs der Diskursteilnehmerinnen und -teilnehmer „seine eigene Religion besser kennenlernt und entschiedener im Leben bezeugt“ (ebd.). Dies gilt auch für den Lebens- und Lernraum Schule. Nur wenn Unterricht – und hier ist nicht nur der Religionsunterricht gemeint – diese Diskurs- und Handlungsregeln einübt und nachhaltig sichert, kann es zu einem wirklichen interreligiösen Dialog im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof kommen. Das bedeutet mit Blick auf unsere Definitionen des interreligiösen Lernens und des interreligiösen Dialogs: Wenn im Rahmen einer Didaktik der Religionen für den Religionsunterricht interreligiöse Lernprozesse initiiert und fruchtbar gemacht werden können, werden auch die Voraussetzungen für einen wirklichen interreligiösen Dialog geschaffen. Dann trägt das interreligiöse Lernen im weiteren Sinne zu einem interreligiösen Lernen im engeren Sinne bei, damit wirklicher interreligiöser Dialog entstehen kann.

Auf einen Blick

Interreligiöses Lernen ist in der religionspädagogischen Diskussion ein relativ junger Begriff, der z.T. sehr unterschiedlich verwendet wird. Um den Horizont zu beschreiben, wird oft zwischen interreligiösem Lernen im engeren und im weiteren Sinne unterschieden. Auch sind vom interreligiösen Lernen die Begriffe des interkulturellen Lernens, der interreligiösen Kompetenz und des interreligiösen Dialogs zu unterscheiden.

Interreligiöses Lernen

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