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2.2.3.2 לשם‏‎

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Die BHS verwendet לשם‏‎ in unterschiedlichen Kontexten und in ebenso divergierenden Bedeutungen: Die absolute Mehrheit der Fälle meint dabei שם יהוה‏‎ – oft ausgeschrieben (z.B. 1Kö 5,17), teilweise aber auch elliptisch notiert (z.B. Ps 106,47). In einzelnen Fällen kann sich לשם‏‎ auf den Namen eines Menschen beziehen, z.B. Jos 19,47: „[…] und nannte es Dan nach seines Vaters Namen.“ Innerhalb der auf שם יהוה‏‎ abhebenden Stellen, lassen sich nun noch unterschiedliche Verwendungsweisen von לשם‏‎ ausmachen: 1) etwas tun „um des Namen JHWHs willen“ (Jer 3,17); 2) „den Namen JHWHs“ preisen o.ä. (1Chr 16,35); 3) „zum Ruhm JHWHs“ (Jer 33,9); 4) „dem Namen JHWHs“ ein Haus bauen (1Kön 3,2). Da sich dieses Bedeutungsspektrum nur segmentartig mit dem semantischen Feld von τὸ ὄνομα deckt, findet sich das Wort auch nur an einigen dieser Stellen in der LXX und zwar hauptsächlich dort, wo der Name JHWHs als eigenständige Größe erscheint und nicht allgemein auf JHWH verweist. Dies trifft v.a. die Texte, welche sich mit dem Haus „für den Namen JHWHs“ beschäftigen,1 und diejenigen, welche das Preisen „des Namens JHWHs“ thematisieren.2 Abhängig vom Prädikat (z.B. οἰκοδομέω) bietet die Mehrzahl dieser Verse τὸ ὄνομα im Dativ, selten im Akkusativ. Lediglich in 1Chr 22,5 findet die Präposition εἰς Verwendung: למעלה לשם ולתפארת‏‎ / εἰς ὄνομα καὶ εἰς δόξαν. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der alttestamentliche Befund kaum die These stützt, die Formulierung βαπτίζω ἐν τὸ ὄνομα bzw. die dahinter stehende Vorstellung würde sich direkt von לשם‏‎ ableiten.

Dass die ὄνομα-Taufformel als Übersetzung auf das hebräische לשם‏‎ zurückgeht, wird jedoch v.a. mit dessen Verwendung in der rabbinischen Schulsprache begründet. Bietenhard3 und auch Billerbeck4 führen Opfer, Proselytentauchbäder und Beschneidungen als Beispiele an, welche לשם‏‎ vollzogen wurden.5 Nach Bietenhard würde dies den Zweck der Rituale angeben, ganz wie im final zu verstehenden Mt 28,19.6 Doch die von ihm genannten Beispiele, wie auch die sechs von Billerbeck benannten Kategorien der לשם‏‎-Verwendung in Opferzusammenhängen, drücken m.E. zunächst nur eine Bezugnahme des Bezeichneten zum Opfer(-vorgang) aus, deren Art ganz unterschiedlich ausfallen kann (Wohlgefallen vor Gott als Ziel, Feueropfer als Beschreibung der Art oder aber der Opfernde selbst oder Gott als „Adresse“ des Opfers) und durch den jeweiligen Kontext erst bestimmt wird. Eine grundsätzlich „finale Funktion“ ist nicht festzustellen.

Noch eine verwandte Phrase ist zu erwähnen, welche ebenfalls die Herkunft der ὄνομα-Taufformel erhellen könnte: „leschem–leschum“.7 Hartman hat ihre Verwendung in rabbinischen Texten in drei grundsätzliche Kategorien eingeteilt: 1) „the action takes place ‚with respect to‘ (etc.) things, places, etc.“;8 2) „the action takes place ‚with respect to‘ things expressed in abstract nouns […] this includes the examples such as the one citing circumcision ‚with respect to Gerizim‘“;9 3) „the action takes place ‚regarding‘ (etc.) persons, namely men, as well as beings belonging to the divine sphere who are not engaged as agents in the action described by the verb.“10 Die von Bietenhard festgestellte finale Interpretation weist er auf Grund dieses Befundes zurück und sieht darin eher einen Hinweis auf „how widely the expression could be used.“11 Zwar stimmt er Bietenhard darin zu, dass sich viele Belege auf Rituale beziehen würden, jedoch „[i]n these ritual cases the phrase leschem–leschum is used to introduce the type, reason or purpose of the rite as well as its intention.“12 Hartman würde den gemeinsamen und bezeichnenden Aspekt in diesen verschiedenen Verwendungsweisen am ehesten mit „a fundamental reference“13 wiedergeben und schlussfolgert dann: „In a similar way ‚Jesus‘ could be the fundamental reference for baptism. The phrase then characterized the rite in a fundamental way; it was a ‚Jesus‘ baptism.“14 Die Vermutung Hartmans, dass eine solche Qualifikation des Rituals nicht zuletzt eine abgrenzende Funktion etwa gegenüber der Johannestaufe gehabt hat, ist sehr naheliegend.15 Er schränkt jedoch gleich zutreffend ein: „Nevertheless this qualification could hardly only be negative … the qualification ‚into the name of Jesus‘ was reasonably understood to have a positive content as well as a negatively demarcating meaning.“16

Die relativ ausführliche Darstellung des Bedeutungshorizontes hat nicht zuletzt darin ihren Grund gehabt, dass einige Arbeiten zum Thema – anstatt die Bedeutung der Formel aus der Traditionslinie zu erheben – klar die Tendenz erkennen lassen, vom vermeintlichen Sinngehalt der ὄνομα-Formel ausgehend nach einer entsprechenden sprachlichen Wurzel zu suchen.17 Ein solches Vorgehen hat allerdings zwei grundlegende Voraussetzungen: 1) Die erhobene Bedeutung von εἰς τὸ ὄνομα wird (bereits) neutestamentlich stets gleich und eindeutig gebraucht.18 2) Die im Zusammenhang mit dem Ritual der christlichen Taufe verwendete Formulierung mit ihrer grundlegenden Bezugnahme auf Christus hat überhaupt eine grammatikalisch-semantische Entsprechung, von der her sie direkt abgeleitet werden kann. Beide Punkte können begründet angezweifelt werden.

Daher soll hier eher zusammenfassend der Wortfeldkontext skizziert werden, aus dem heraus sich die ὄνομα-Taufformel am wahrscheinlichsten entwickelt haben dürfte – wenn man angesichts der verschiedenen Varianten überhaupt von einer Formel sprechen kann.19

Die Taufe auf den Tod Christi

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