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1.3.5 Wortfeld δύω

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δύω findet transitiv im Sinne von „Eintauchen“ Verwendung. Diese Grundbedeutung variierend, kann es auch mit „Untertauchen, Senken, Versenken“ und im epischen Kontext mit „Einhüllen, Anziehen“ wiedergegeben werden.1 Die sehr häufig auftretenden Komposita zu δύω verstärken sodann diese Grundbedeutung: 1) ἀποδύω – „Ablegen, Ausziehen, Entkleiden“; 2) καταδύω – „Untertauchen, untergehen Lassen, Versenken“; und 3) ἐκδύω – „Ausziehen, Entkleiden“. Daneben wird δύω intransitiv verwendet – meist im Medium: „sich Eintauchen, Eindringen, Einschlüpfen, Anziehen“. Noch deutlicher als in der transitiven Verwendungsweise verweisen die Komposita hierbei auf das ursprüngliche „Eintauchen“: 1) ἀναδύομαι – „Auftauchen (aus dem Meer), Emportauchen, Hervorkommen“, aber auch „Zurücktreten, sich Zurückziehen, Fliehen“; 2) ἀποδύομαι – „sich Ausziehen, Ablegen, Abwerfen“; 3) εἰσδύομαι – „(Hin-)Eingehen, Eindringen, Hineinschlüpfen“, (von Affekten) „über jmd. Kommen“; 4) ἐκδύομαι – „sich Ausziehen, Ablegen“, aber auch „aus etwas Emportauchen, Heraus-, Entschlüpfen“ und übertragen „Herausschlüpfen, Entkommen, Entgehen“; 5) καταδύομαι – „Untertauchen, Untergehen, Versinken, leck Werden“, und übertragen „sich in etwas Hineinbegeben, Eindringen, Hineingehen, Hineinkriechen, sich Verkriechen“; 6) ὑποδύομαι – „Untertauchen, Eindringen, Anziehen“, übertragen „Eindringen, sich unter jemanden Stellen, Unterwerfen, sich unter jmd.s Schutz Stellen“, aber auch „Emporkommen, (darunter) Hervortauchen, Auftauchen, (darunter) Hervorkommen“.

Dieser allgemeine Überblick sei mit einigen Beispielen zur konkreten Verwendungsweise von δύω und Komposita in der LXX illustriert: In einer großen Mehrheit der Fälle bezeichnet (ὁ ἥλιος) δύῃ das Untergehen der Sonne (Gen 28,11; Lev 22,7; Dtn 23,12 u.a.); es wird dadurch die hebräische Wendung ‎‏בוא שמש‏‎ wiedergegeben. Miriam beschreibt, wie die Ägypter ἔδυσαν ὡσεὶ μόλιβος ἐν ὕδατι σφοδρῷ („gingen im mächtigen Wasser wie Blei unter“ [Ex 15,10LXX]).2 Die beiden anderen Stellen heben eher auf den Aspekt des „darunter bzw. dazwischen Geraten“ ab: Seinen Überlebenskampf umschreibt Jona u.a. mit den Worten […] ἔδυ ἡ κεφαλή μου εἰς σχισμὰς ὀρέων („mein Kopf versank in den [Grund]spalten der Berge“ [Jon 2,6LXX]). Jerusalem wird prophezeit, dass εἰς τὴν γὴν οἱ λόγοι σου δύσονται („in die Erde werden deine Worte sinken [Jes 29,4LXX]).3 Die Bedeutung „Anziehen, Einhüllen“ kennt die LXX nicht.

Von den oben besprochenen Komposita zu δύω finden sich in der LXX v.a. καταδύω und ἐκδύω. Ersteres sowohl im literalen Sinne des „(Ver-)Sinkens im Meer“ (Ex 15,5; Jer 28,64), aber auch übertragen zu verstehen als „(sich) Verbergen“ (Amos 9,3 [auf dem Grund des Meeres]; Micha 7,19 [unserer Schuld unter den Füßen]). Der gleiche Befund lässt sich für ἐκδύω feststellen: Einerseits wird es für das „Ausziehen“ von Kleidung gebraucht (Gen 37,23), andererseits begegnen eine Reihe von Stellen, welche eine bildliche Verstehensweise voraussetzen: z.B. als „sich Losmachen“ von Fesseln (Jes 52,2) oder als Ausplündern eines Leichnams (1Chr 10,9). Solche und ähnliche Verse folgen auf symbolischer Ebene der Grundbedeutung des „aus etwas Herauskommen, sich etwas Entledigen“.4

Die ausführliche Darstellung der Wortfamilie hat folgende Punkte auf den Plan gebracht: Literal geht das Wortfeld auf ein „Eintauchen (im Wasser/Meer)“ zurück. Dazu gehört, dass die βάπτω in der Bedeutung des „Ein- bzw. Untertauchens“ gelegentlich ersetzende Form δύπτω auf δύω zurückgeführt werden kann.5 Die Komposita von δύω variieren noch ganz wörtlich einerseits zu „untergehen Lassen, Versenken“, im Sinne von „zu Tode Bringen“, andererseits zu „Auftauchen, Emporkommen“. Daneben steht stets eine bildhafte, übertragene Bedeutung, welche zwei Grundrichtungen zu haben scheint: 1) eine speziellere in Bezug auf Kleidung: ein „Anziehen“ bzw. „Ausziehen“ und 2) eine allgemeine, welche mit dem „in etwas Hineingehen, Untertauchen“ spielt. Die dahinterliegende Vorstellung könnte man beschreiben mit einem „sich komplett in etwas Hineinbegeben und damit komplett von etwas umgeben und auch bestimmt zu sein“. Das Gegenteil dazu ist ein „Entkommen und Entfliehen“. Diese zweite, übertragene Bedeutung ist die einzige, welche personale Objekte kennt, z.B. „jmd. Entkommen, Entfliehen“, aber auch positiv „sich jmd. Unterwerfen, sich unter jmd.s Schutz Stellen“. Die Vorstellung, dass eine Person wie ein Kleidungsstück angezogen wird, ist für das Wortfeld δύω/δύομαι samt Komposita nicht belegt.6

Für eine solche Deutung, wie bereits oben angeklungen, spricht auch die Vulgata, welche sowohl die drei alttestamentlichen Stellen als eben auch Gal 3,27b mit induo übersetzt. Dabei handelt es sich um nichts anderes als das latinisierte ἐνδύω, wobei neben der Bedeutung „Anziehen“ ähnlich häufig übertragene Bedeutungen wie „sich mit etwas Umgeben, sich in etwas Verwickeln, in etwas Fallen, Stürzen“ belegt sind. Personale Objekte finden sich dabei wie im kompletten Wortfeld δύω/δύομαι lediglich dort, wo das Verb in übertragenem, bildlichen Sinn verwendet wird. An diesen Stellen wird mit Hilfe von induo das (enge) Verhältnis zwischen personalem Subjekt und Objekt näher bestimmt. In der Bedeutung „Anziehen“ wird induo genau wie ἐνδύω lediglich mit sächlichen Objekten gebraucht.

Die Taufe auf den Tod Christi

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