Читать книгу Die Taufe auf den Tod Christi - Claudia Matthes - Страница 61
1.3.2.2 „Χριστὸν ἐνεδύσασθε“ als Erläuterung zur Taufe
Оглавление7) Einzelne Ausleger verstehen Χριστὸν ἐνεδύσασθε als metaphorische Deutung einer in der Taufe verankerten Symbolik, wobei das Wasser der Taufe Christus selbst darstellt, der den Täufling sodann komplett umgibt. Dazu wird vergleichend auf eine Stelle im Philippusevangelium (2. Jh.) verwiesen, in dem das Wasser der Taufe als Leib beschrieben wird.1 Bousset wiederum identifiziert den Ursprung in einem Wassermythos, bei dem „der Fromme im Wasserbad die Wassergottheit wie ein Kleid anzieht.“2 8) Augenfälliger ist zunächst der Verweis darauf, dass bei der Taufe vermutlich ein Ablegen der Kleidung nötig wurde. Dies wiederum kann auf unterschiedlich bildhafte Weise gedeutet werden: Einerseits ist Nacktheit an sich ein Zeichen für Initiationsriten, deren typische Wirkungen dann auch für eine Interpretation von Gal 3,27f herangezogen werden.3 Andererseits wird das Ablegen der Kleidung wieder symbolisch für den alten Menschen verstanden, wobei mit Christus demnach „der neue Mensch“ angezogen wird, gar in ein neues Leben eingetreten wird (vgl. Röm 6,3f).4 Für beide Auslegungsrichtungen ist ganz treffend mit Beasley-Murray anzufragen, ab wann eigentlich erstens das Nacktsein bei der christlichen Taufe belegt ist und zweitens der Brauch, danach ein weißes Gewand anzuziehen. 9) Ob nun als Illustration für die Taufhandlung verstanden oder auch als Bild für die enge Beziehung zu Christus im Glauben, kann die Formulierung auch zum Ausgangspunkt für Klärungen des Verhältnisses Taufe – Glaube werden.5 Derartige Überlegungen ringen teilweise erheblich mit dem Sakramentscharakter der Taufe, aber auch mit der Frage, ob es sich hierbei um eine vorpaulinische Tradition handelt.6 10) Diese Richtung weiterverfolgend kann εἰς Χριστὸν ἐβαπτίσθητε (3,27a) als Wassertaufe und Χριστὸν ἐνεδύσασθε (3,27b) demnach als Geisttaufe interpretiert werden.7
Viele der in dieser Darstellung genannten Exegeten wissen mehrere der Aspekte zu verbinden oder sie als gegenseitige Ergänzungen zu verstehen. Es handelt sich demnach nicht um zehn grundsätzlich verschiedene Interpretationen zu Χριστὸν ἐνεδύσασθε, wohl aber ist deutlich geworden, dass sprachliche oder auch kontextabhängige Vorentscheidungen wesentlichen Einfluss auf die Wahl des Vergleichsmaterials haben, was für eine angemessene Auslegung dringend benötigt wird, da, wie dargelegt, sich eine Interpretation allein auf der Grundlage der anderen neutestamentlichen ἐνδύω-Stellen als unzureichend erweist.
Als zum Vergleich geeignete Texte – und zwar auf sprachlich-semantischer wie auch dezidiert theologischer Ebene – sollten die ἐνδύω-Stellen der LXX sowie einige außerbiblische Texte gelten. In der Forschung beschränken sich die Bezugnahmen meist auf die Feststellung, dass bereits das AT eine übertragene Bedeutung im Sinne von „Eigenschaften etc. Anlegen“ kennt. Dieser These wie auch der Etymologie soll im Folgenden noch genauer nachgegangen werden, um darüber einer adäquaten Deutung von Χριστὸν ἐνεδύσασθε näherzukommen.