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1.3.2.1 „Χριστὸν ἐνεδύσασθε“ als Kleidermetapher

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1) Will man Kleidung ganz wörtlich verstehen, scheinen sich im Anziehen des Gewandes oder der Maske der Gottheit in den Mysterienkulten Parallelen zu finden.1 Sie sollen eine Angleichung an die Mysteriengottheit bewirken oder den Initiierten an dessen Position stellen – bis hin zur Anbetung.2 Dass Letzteres für Gal 3,27b als Deutung nicht in Frage kommt, ist offensichtlich,3 was allerdings nicht grundsätzlich gegen Mysterienriten als Hintergrundfolie zur paulinischen Formulierung sprechen muss.4 Alternativ kann es auch als Ableitung alttestamentlicher Bildrede verstanden werden, „die unter dem Bild des Gewandes das die Existenz des Menschen bestimmende bezeichnen kann“.5 2) Das Bild von Christus, der wie ein Kleidungsstück angezogen wird, kann aber auch als Ausdruck „außerordentliche[r] Enge dieser durch die Taufe zu Christus hergestellten Beziehung“6 verstanden werden. Dahinter steht die Vorstellung, dass Kleidung dem Menschen wortwörtlich hautnah kommt und so zum Bildspender für die „wesenhafte Gemeinschaft zwischen dem Getauften und Christus“7 wird. 3) Bereits eine erhebliche Übertragung ist zu leisten, interpretiert man Christus als himmlisches Kleid oder setzt dieses Motiv zumindest als bekannt voraus.8 Eine neue eschatologisch-pneumatische Wirklichkeit „in Christus“ umgibt den Getauften wie ein Kleid.9 Einerseits stellt sie einen ganz „neuen Seinsgrund“10 dar und andererseits lässt sie alle „gleich gekleidet“ erscheinen,11 mit den entsprechenden Auswirkungen (vgl. Gal 3,28a–c). Christus kann auch „als kosmischer Mantel, oder der kosmische Mensch verstanden“12 werden. 4) Eine ähnlich kontextuelle, bildliche Deutung begegnet in der Vorstellung, dass alle Getauften das eine Kleid, nämlich Christus, angezogen haben, was eine besondere Art von Gemeinschaft, bis hin zur Einheit bewirkt (vgl. Gal 3,28d).13 Für diese Interpretation wird eine große Nähe zur Leib-Christi-Metapher angenommen oder Gal 3,27b direkt mit dieser identifiziert.14 5) Das „(gemeinsam-)von-Christus-umgeben-Sein“ kann sodann – in noch allgemeinerem Sinne mit teilweise räumlichen Dimensionen15 – als die neuen Lebensbedingungen16 verstanden werden, innerhalb deren man nun existiert. Begründet werden diese ganz anderen Verhältnisse (vgl. Gal 3,28a–c) durch das enge Verhältnis zu Christus, welches in der Taufe eingegangen wird.17 6) Eine besondere Steigerung erlebt die Vorstellung, in Beziehung mit Christus zu stehen, schließlich in der Übertragung als „sich in die Rolle eines anderen hineindenken […] sich wie ein anderer geberden und darstellen“18 bzw. „signifies ‚to take on the character or standing‘ of a person referred to, ‚to become,‘ or ‚to become as‘.“19 Dafür werden einerseits die oben besprochenen Stellen aus Röm, Kol und Eph als Parallelen herangezogen, andererseits ein Zusammenhang mit der (Neu-)Schöpfungsmetaphorik des folgenden Abschnitts angenommen.20

Die Taufe auf den Tod Christi

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