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1.2.2 ὑπὸ παιδαγωγός (Gal 3,24f)

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Die Untersuchung beginnt mit derjenigen der drei Gesetzesmetaphern, welche in der Literatur am kontroversten diskutiert wird. Sie steht der Erwähnung der Taufe zudem direkt voran: ὁ νόμος als ὁ παιδαγωγός, unter (ὑπό) dem bisher gelebt werden musste (3,24f). Obwohl die vorausgehende Beschreibung des Gesetzes eindeutig negativ konnotiert ist, wurde doch immer wieder versucht, dem Bild eine positive Deutung abzugewinnen. Dass im modernen Ohr der „Pädagoge“ und mit ihm eine erzieherische, bildende Funktion nachhallt, kann dafür nicht der einzige Grund sein. So schreibt bspw. Bertram:

„Die geschichtliche Bedeutung des Gesetzes liegt darin, daß es Pädagoge gewesen ist. Es ist sachlich von geringer Bedeutung, welche besondere Prägung der Gedanke von der παιδεία durch das Gesetz an dieser Stelle erfahren hat. In dem Wort Pädagoge liegt jedenfalls nichts Abwertendes. Es hätte ebensogut dastehen können νόμος παιδευτής oder διδάσκαλος oder ὐφηγητής …“1

Als Belege für die vermeintliche Sachgemäßheit der angeführten Synonyme listet er Stellen bei Philo und Chrysostomos auf, die dem Gesetz eine erzieherische Funktion zuschreiben – eine dem mosaischen Gesetz ja durchaus innewohnende Implikation. Ob man seine Schlussfolgerung, dass zwischen ὁ παιδαγωγός und ὁ διδάσκαλος keinerlei Bedeutungsunterschied bestehe, jedoch so gelten lassen kann, hat die folgende Untersuchung zu erbringen.

Als ὁ διδάσκαλος wird gemeinhin derjenige bezeichnet, welcher unter „systematischer Anleitung“2 Kenntnisse vermittelt und Fertigkeiten einübt. Nun finden sich zwar die Lehnwörter ‎‏פדגוג‏‎ und ‎‏פידגוג‏‎ für ὁ παιδαγωγός im Talmud und den Midraschim auch im Sinne eines Pädagogen und Erziehers,3 jedoch wird damit niemals das Gesetz bezeichnet.4 Oft jedoch wird nicht auf die erzieherische Funktion abgezielt „dann steht es [‎‏פדגוג‏‎, CM] im weiteren Sinne für ‎‏אפיטרופוס‏‎ (ἐπίτροπος) = Aufseher, Versorger, Vormund.“5 Dass ὁ παιδαγωγός hier in diesem Sinne zu verstehen ist, macht nicht zuletzt die Tatsache deutlich, dass Paulus im Folgenden ὁ ἐπίτροπος im Rahmen einer Gesetzesmetapher selbst gebraucht (Gal 4,2).6

Vor allem aber verwendet das klassische Griechisch ὁ παιδαγωγός in einem anderen Sinne als ὁ διδάσκαλος: Eine zwar von Plutarch kritisierte, aber doch vorherrschende Praxis war es gewesen, Sklaven, welche in den Augen ihrer Herren zu nichts anderem taugten,7 als ὁ παιδαγογοί zu verwenden. Es handelte sich dabei zumeist um grobe, ungehobelte Kerle, mit geringem Ansehen in der Gesellschaft. „Denkmäler zeigen häufig Männer von barbarischem Typus, lang gestiefelt, mit struppigem Bart und Glatze.“8 Die Auswahl mag v.a. dem niedrigen Anforderungsprofil der Tätigkeit geschuldet gewesen sein. Neben dem Schutz des minderjährigen Kindes auf dem Weg zu und von der Schule war dem παιδαγωγός hauptsächlich dessen Beaufsichtigung übertragen. Für Letzteres wie auch für die Erziehung zu guten Manieren stützte man sich auf Tadel und Schläge und dies reichlich. Entsprechend gespannt kann man sich das Verhältnis zwischen Aufseher und Knabe vorstellen, welcher jenem erst mit der Mündigkeit „entkam“.9 Will man also dem παιδαγωγός neben der Beaufsichtigung des Unmündigen unbedingt eine erzieherische Funktion zuerkennen, so richtet sie sich lediglich auf das äußere Betragen und wird durch Anwendung von Gewalt ausgeübt. Die Differenz zum Wissen und Fertigkeiten vermittelnden ὁ διδάσκαλος dürfte damit deutlich sein.

Die Taufe auf den Tod Christi

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